Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1906

202 Null. Auch die von der Stadtgemeinde durch gewährte Umlagenbefreiung angeregte Aktion hinsichtlich von Um= und Zubauten blieb ohne Erfolg; nur in der Renovierung und Säuberung der Häuserfronten wurde wirk¬ lich viel getan. —Dafür entstanden in den angrenzenden Vororten der Stadt, so wieder besonders in Neuschönau und Jägerberg, eine Anzahl hübscher Neubauten. Auch in Garsten wurden Neubauten aufgeführt. Eine Reihe baulicher Ausführungen hatte seit dem aufstrebende Markt letzten Herbste der Weyer a. d. Enns sowie Losenstein zu verzeichnen sowie auch sonst im Bezirke manches in dieser Hinsicht neu geschaffen und verbessert wurde. In mehreren Ge¬ meinden wurde der Schule das Haupt¬ augenmerk zugewendet, und steht noch manche zu begrüßende Neuerung diesbezüglich in In Sierninghofen wurde z. B. Aussicht. — im abgelaufenen Sommer ein neues und schönes zweistöckiges Schulgebäude durch den Maurermeister Franz Wintermayr in Sier¬ ning aufgeführt, dessen solide und praktische Ausführung nichts zu wünschen übrig läßt. Infolge der ungenügenden Beschäftigung der Oesterreichischen Waffenfabrik in Steyr und der erst in diesem letzten Sommer wieder eingetretenen Arbeiterent¬ lassungen ist der Arbeiterstand in Steyr in diesem Herbste bis auf 1500 Mann her¬ untergesunken. Sehr bedauerlich war das vorläufige Scheitern der Verhandlungen auf Lieferung von Gewehren mit den Regie¬ rungen von Griechenland und Serbien, welche im besten Gange waren. Die geringe Ar¬ beiterzahl und deren zum Großteil schlechter Verdienst übte selbstverständlich auf das ganze Geschäftsleben der Stadt eine sehr empfindliche Depression aus. Zu bemerken wäre, daß die Oesterreichische Waffenfabriks¬ Gesellschaft von der Berliner Waffenfabrik „Schwarzlose“ das Erzeugungs= und Ver¬ kaufsrecht für das neuverbesserte patentierte Maschinengewehr „System Schwarzlose“ er¬ worben hat, dessen Herstellung bereits be¬ gonnen wurde. Die ersten Exemplare des¬ selben gelangten schon in der österreichischen Armee zur Erprobung. Aus dem kommunalen Leben Steyrs wäre noch zu erwähnen der Beschluß des Gemeinderates vom 12. September 1904 prinzipiell der Inkorporierungder angrenzenden fremden Ortsgebietsteile in das Stadtgebiet zuzustimmen, wogegen aber in Neuschönau eine Gegenströmung besteht Eine Frage, welche für die Stadt Steyr von eminentem Interesse wäre, hat der Reichs¬ rats= und Landtagsabgeordnete Prof. Leopold Erb sowohl im Reichsrate als im Landtage durch entsprechende Anträge angeregt, und zwar betrifft dieselbe die Errichtung einer keramischen Fachschule in auch Steyr. Im Landtag meldeten sich andere Städte Oberösterreichs, welche eine derartige Schule wünchen würden Der Gemeinderat der Stadt Steyr erklärte sich aber in seiner Sitzung vom 25. November des Abg. Erb, weil 1904 mit dem Vorgehen ich derselbe vorher mit der Stadtgemeinde¬ Vertretung diesbezüglich nicht ins Einver¬ nehmen gesetzt hatte, nicht einverstanden Das Ministerium für Kultus und Unter¬ richt hat nun bezüglich einer direkten Ein¬ gabe der Stadtgemeindevorstehung Wels eröffnet, daß die Errichtung einer staatlichen keramischen Fachschule für die Alpenländer nicht in Aussicht genommen sei. Mit dieser Erledigung ist aber die Frage einer Fachschule für Keramik in Oberösterreich nicht so ohne weiters aus der Welt zu chaffen und es wird Sache der hiezu be¬ rufenen Faktoren sein, dieser Angelegenheit auch in Hinkunft ihr Augenmerk zu widmen. In der letzten Sitzung der vorjährigen Landtagssession im November kam das An¬ uchen des Stahlschmiedes Mich. Blümel¬ huber in Steyr um Gewährung eines unverzinslichen Darlehens zur Förderung seiner künstlerischen Tätigkeit auf dem Ge¬ biete der Stahlschneidekunst zur Ver¬ handlung, wobei die Anträge des Abgeord¬ neten Hauser als Berichterstatter: „Der Landesausschuß wird beauftragt, sich mit der Regierung ins Einvernehmen zu setzen ob und unter welchen Bedingungen dieselbe bereit sei, eine eventuell ins Leben tretende Meisterwerkstätte für Stahlschneide¬ kunst in Steyr unter Leitung des Stahl¬ schmiedes Blümelhuber entsprechend zu sub¬ ventionieren und dem nächsten Landtage darüber zu berichten und Antrag zu stellen“ sowie des Abg. Stigler: „Der Landes¬ ausschuß werde ermächtigt, im Falle eine Vereinbarung mit der Regierung hierüber zustandekommt, einen entsprechenden Beitrag des Landes zuzusichern“ angenommen wur¬ den. Das sehr begrüßenswerte Unter¬ nehmen fand bereits die wärmste Unter¬ stützung seitens maßgebender Faktoren und wäre es im Interesse der Stadt Steyr zu wünschen, wenn dieses Projekt recht bald zur Verwirklichung heranreifen würde. In Betreff der Gewerbeförderung wurde ebenfalls in mancher Beziehung Nütz¬ liches erzweckt. So weilte z. B. im Genossen¬ schaftswerke der Kling= und Gabelschmiede in Kleinraming mehrere Monate bis Ende Jänner 1905 der Werkmeister Karl Thörner vom Gewerbeförderungsdienste des k. k. Han¬ delsministeriums zum Zwecke der Hebung der industriellen Interessen des Klingen¬ chmiedgewerbes daselbst. — Auch eine Aktion zur Schaffung einer Zentralorganisa¬ tion für die Messerer im Steyrer

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