Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1906

wohnerschaft viele Typhuserkrankungen auf¬ traten, weshalb die sämtlichen Sommer¬ parteien vor der Zeit den Ort verließen. Die Erkrankungen wurden auf den Gebrauch von verunreinigtem Kremswasser zurückge¬ führt, doch hatte die chemische wie die bakteriologische Untersuchung des Brunnen¬ und Fluderwassers in Bezug auf das Vor¬ handensein von Typhusbazillen ein durchaus negatives Resultat. 2. Der Schuhmacher Franz Heinin¬ ger in Christkindl, welcher im 64. Lebens¬ jahre verstorben war, wurde von seinen Kameraden, den Veteranen von Steyr, ehren¬ voll zur letzten Ruhe bestattet. Er hatte die Feldzüge von 1864 und 1866 mitgemacht und besaß drei Medaillen In Sierning starb die Mühlenbauers¬ tochter Josefa Zehetner im jugendlichen Alter von 14 Jahren, tiefbetrauert von ihren Angehörigen und ihren Schulkameradinnen. Die silberne Hochzeit feierte im Familien= kreise Oberlehrer Josef Winkler in Sier¬ ning. Der Lehrkörper veranstaltete aus diesem Anlasse eine kleine Schulfeier. 3. Der Maschinensteller Leopold Ahrer in Steyr rettete den 7jährigen Knaben Josef Berger im Wehrgrabenkanal vor dem Tode des Ertrinkens In St. Marien a. d. Krems verschied der Gemeindearzt Dr. Franz Pierer, emer. Schiffsarzt des österr. Lloyd, im 60. Lebens¬ jahre. Seine Leiche wurde nach Neuhofen zur Beerdigung im Familiengrabe überführt. Der Besitzer des Reitnergutes im Horn¬ Gemeinde Neustift Jose bachgraben, Aigner, erlitt durch den Stoß einer Wagen¬ deichsel auf den Unterleib eine so schwere innere Verletzung, daß er bald darauf starb. Er gehörte durch viele Jahre dem dortigen Gemeindeausschusse an und war erster Ge¬ meinderat. Im Schlosse Leonstein verkündeten 4. Pöllerschüsse ein freudiges Familienereignis Gräfin Olga Salburghatte ihrem Gemahl, Grafen Dr. Theodor Salburg, einen Stamm¬ —Die Taufe gestaltete sich halter geschenkt. am 28. d. zu einem großartigen Feste, welches die ganze Bevölkerung des Ortes und der Umgebung auf die Beine brachte. Abends beschloß eine herrliche Beleuchtung des Schlosses den Festtag. Der junge Graf er¬ hielt die Namen Heinrich, Norbert, Wilhelm. 5. In der Stadtpfarrkirche zu Steyr der Privaten Louise fand die Vermählung Philipp daselbst mit dem Gemeindearzte Dr. Oskar Holub in Rauris bei Taxen¬ bach (Salzburg) statt. 6. Während des Hauptgottesdienstes brach im Obersorgenauergute zu Halbarting, Gemeinde Kematen, ein Brand aus, welcher das Anwesen in Asche legte. Das Vieh konnte gerettet werden, doch 195 mußten acht Rinder und fünf Schweine not¬ geschlachtet werden. Es verbrannten die ganze Fechsung und die Fahrnisse. Der Schade betrug bei 22.000 K, die Versicherung nur 14.000 K. Hilfe brachten die Feuerwehren von Kematen, Rohr und Bad Hall sowie die Spritze von Piberbach in 7. Der Amtsdiener der Sparkasse Steyr, Josef Köstler, verschied nach kurzen Er Krankenlager in seinem 64. Lebensjahre. war ein Bruder des Papierfabrikanten und Gemeinderates Leopold Köstler daselbst, früher Hausmeister in den Sparkasse=Zins¬ seit 188 häusern auf der Promenade und Amtsdiener des Instituts. Pflichteifrig und bescheiden, erfreute er sich der größten Wert schätzung aller, die ihn kannten. Eine Witwe und ein Sohn, Josef Köstler, Bergingenieur in Hausruckedt, betrauerten besonders seinen Heimgang in 8. In der evangelischen Kirche Steyr fand die Trauung der Waffenfabriks¬ Werkmeisterstochter Helene Braun mit dem Kaufmann Th. van den Bergh aus Utrecht (Holland) nach altkatholischem Ritus statt. — Die verwitwete Damenschneiderin Maria Magdalena Eckersberger in Steyr ver¬ mählte sich mnit dem verwitweten Fabriks¬ arbeiter Gottfried Kurz 9. Nach langer, schwerer Krankheil verschied der Turnlehrer und Bürger August Pichler in Steyr in seinem 58. Lebens¬ jahre. Volle 30 Jahre stand er an der Spitze des Turnvereines in Steyr und ebenso lange bekleidete er im Turngau Salz¬ burg=Oberösterreich die Stelle eines Gau¬ turnwartes, bis ihn im Februar d. J. ein Schlaganfall auf das Krankenlager warf Durch viele Jahre hatte er auch als Turnlehrer an der k. k. Staatsoberrealschule in Steyr verdienstvollst gewirkt, wofür ihm anläßlick seiner erbetenen Enthebung vom Schuldienste wohlverdienter Dank und Anerkennung der Schulbehörde sowie des Landesausschusses Der Freiwilligen ausgesprochen wurde. Feuerwehr gehörte er 38 Jahre an, wobei er viele Jahre Löschmeister des dritten Trains und Steigerobmann war. Im bür¬ gerlichen Leben war er ein einfacher, schlich¬ ter Mann der Arbeit, welcher seit fast 4( Jahren, nur mit Unterbrechung der drei¬ jährigen Militärdienstzeit, in der Langschen Bürstenfabrik als Gehilfe tätig war. Beseel von einer glühenden Liebe zur deutschen Turnerei, war er als der Besten einer auf allen Turnplätzen weit über den Gau hinaus bekannt und geehrt. Mit ihm sank aber auch, leider viel zu früh, ein stramm deutsch¬ gesinnter Mann zu Grabe, dessen Andenken in unserer turnerischen Jungmannschaft für allezeit hoch in Ehren gehalten werden wird. Seine unermüdliche Schaffenskraft er und turnerische Begeisterung vererbte 13*

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