Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1906

164 Ausgaben für Lehr= und Lernmittel betrugen 13.338 K 74 h, die allgemeinen Auslagen 10.027 K 29 h, die Ausgaben für die Be¬ teilung mit Kleidern und Schuhen 60.969 K 52 h, der Knabenhort kostete während seines 16jährigen Bestandes 65.684 K 89 h und die Suppenanstalt 65.953 K 4 h. In der Suppenanstalt wurden während ihres 25jäh¬ rigen Bestandes an 1949 Schultagen an 8226 Kinder 567.129 Portionen Suppe und ebensoviele Brote verteilt. Die hier ange¬ führten Zahlen geben ein beredtes Zeugnis für die segensvolle Tätigkeit des Vereines, aber auch für die großartige Opferwilligkeit der Bewohnerschaft und der die Anstalten des Vereines fördernden Wohltäter, Gönner und Körperschaften. Im abgelaufenen Ver¬ einsjahre wurde bei einer Einnahme von 9107 K ein Saldo von 1464 K erübrigt. Das Vermögen des Vereines beziffert sich auf 29.591 K. Die Mitgliederzahl betrug 476.— In der letzten Winterperiode waren vom 21. November 1904 bis 28. Februar 1905 an 53 Schultagen 20.046 Portionen Suppe und Brote an täglich bei 400 arme Schulkinder verteilt worden. Zu Weih¬ nachten wurden 293 arme Schulkinder mit Schuhen beteilt. In 71. Lebensjahre starb in Unter¬ wald, Gemeinde St. Ulrich, der Besitzer Kohleisengutes, Bertold Dornmayr. des Im Alter von 79 Jahren starb in Neu¬ hofen der Radetzky=Diener Ferdinand Zei¬ inger, welcher 29 Jahre als Meier der Herrschaft Egendorf gedient hatte und eit der Gründung des Militärveteranen¬ vereines Neuhofen ein treues, beliebtes Mit¬ glied desselben war. Er hatte die Feldzüge der Jahre 1848 und 1849 mitgemacht und war Besitzer der silbernen Tapferkeitsmedaille. 18. Im Gasthause „Zum schwarzen Bären“ in Steyr entstand in der Nacht in einer im ersten Stocke gelegenen Vorrats¬ kammer aus vollkommen unaufgeklärter Ur¬ ache ein Feuer, welchem Gegenstände im Werte von weit über 200 K zum Opfer fielen. Der Zimmerbrand, welcher morgens bemerkt wurde, konnte von den Hausleuten und dem rasch herbeigeholten Kaminfeger bald gelöscht werden. Im Alter von 60 Jahren starb in Kremsmünster der in weiten Kreisen be¬ kannt und angesehen gewesene, ledige bürger¬ liche Hausbesitzer, Schokolade= und Malz¬ kaffeefabrikant Ludwig Margelik, ein ge¬ bürtiger Gmundner, welcher auch als Mit¬ glied der Marktgemeinde=Vertretung, der Sparkassekommune, der Krankenkasse und verschiedener humanitärer Vereine eine rege Tätigkeit entfaltet hatte. Auch als tüchtiger Musiker war er gesucht. Die Liedertafel „Harmonie“ deren Mitglied er war, sang an seinem Grabe einen Trauerchor. 19. Unter zahlreicher ehrender Beglei¬ tung wurde in Steyr der verehelichte Ve¬ teran Josef Stanek, der 1864 und 1866 wacker kämpfte und unter Tegetthof bei Helgoland sich die silberne Tapferkeits¬ medaille erwarb, zu Grabe getragen. Er war 66 Jahre alt geworden und Waffen¬ abriksschlosser gewesen, als welcher er pensioniert war. 20. In Steyr verschied der verehe¬ lichte Private und Hausbesitzer sowie frühere in 5 Seifenfabrikant Karl Seeger, eine weiten Kreisen geschätzte Persönlichkeit, im 57. Lebensjahre. Die Lehrerin 2. Kl. Josefine Schroller an der Bergschule in Steyr wurde zur Lehrerin 1. Kl. an der Aichetschule daselbst und der Lehrer 2. Kl. Karl Konrad in Königswiesen zum Lehrer 1. Kl. in Windisch¬ garsten ernannt. — Der Landesausschuß er¬ teilte seine Zustimmung zur Pensionierung der Lehrerin 2. Kl. Marianne Frank an der Wehrgrabenschule in Steyr. 21. In Steyr starb der verehelichte Vorarbeiter der österr. Staatsbahn, Karl Swoboda, im Alter von 41 Jahren. 23. Der im Alter von 73 Jahren ver¬ storbene Schuhmachermeister und Hausbe¬ sitzer Franz Ippisch in Sierning war eines der ältesten Mitglieder des dortigen Schützenkorps sowie des Kathol. Arbeiter¬ vereines. In den letzteren Jahren war er erwerbsunfähig gewesen. Die Österfeiertage am 23. und 24. April waren, nachdem schon die vorher¬ gegangene Woche Schnee und Regen ge¬ bracht, vom Wetter nichts weniger als be¬ günstigt. Winterliche Temperatur, Wind und mit förmlichen Schneegestöbern wechselnde Regenschauer verleideten den Aufenthalt im Freien. 24. Der 57jährige Gemeindearme David Rosztotzky in Grünburg, welcher beim Wagenhuber Bauer am Heuboden nächtigte, wurde morgens auf der Tenne tot aufge¬ funden. Er ist infolge eines Fehltrittes ab¬ gestürzt. Rosztotzky war der Sohn des einerzeitigen Chirurgens gleichen Namens in Untergrünburg und wäre ein ganz ge¬ schickter Bäckerbursche gewesen, wenn er nicht arbeitsscheu und dem Trunke ergeben ge¬ wesen wäre, so daß er der Gemeinde zur Last fiel. Der vormaligeNagelschmiedmeister Matthias Pichler in Losenstein starb im hohen Alter von 88 Jahren. Er war zwei¬ mal verehelicht gewesen und hatte das Nagel¬ chmiedgewerbe im Hause Nr. 67 von 1849 bis 1880 ausgeübt. Seit 1884 versah er in der Kirche den Dienst eines Vorbeters. Mit ihm wurde der „letzte Schossersänger“ zu Grabe getragen. Gerne erzählte er von den lustigen Tagen seiner Jugend, in welchen er

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