Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1906

150 ledige Hausdiener Michael Mayr, welcher beim Fleischhauermeister Leopold Kammer¬ hofer bedienstet war. In der Gemeinde Neustift wurde der bisherige erste Gemeinderat Josef Stub¬ auer, Besitzer des Oberprambergergutes zum Gemeindevorstand und das Ausschu߬ mitglied Josef Aigner Besitzer des Reitner¬ gutes, zum ersten Gemeinderate gewählt. Deren Angelobung wurde am 24. durch den Amtsleiter der k. k. Bezirkshauptmannschaft in Steyr, GrafenWalderdorff, vorge¬ nommen. 2 2 S deen Wappen des Stiftes Kremsmünster. 14. Der k. k. Steuerexekutor beim Hauptsteueramte Steyr, Josef Michlmayr vermählte sich in der Pfarrkirche zu Gleint nit Rosa Hutsteiner, einerEnkelin des Besitzers des Zehetnergutes in Weinzierl. In Steyr verschied die ledige Private Josefine Queriser im Alter von 39 Jahren. In Bäckengraben starb der verehe¬ lichte, 74jährige Taglöhner Nikolaus Rockensteiner, ein langjähriges Vete¬ ranenvereinsmitglied, welcher in den Fünf¬ zigerjahren im k. u. k. Geniekorps gedient hatte. Er stand bis vor kurzemdurch17 Jahre in Diensten des Gastwirtes Engelbert Derfler, welcher ihm einige Tage rüher im Tode vorangegangen war. — 15. Kurz vor Mitternacht hauchte der greise Abt Leonhard Achleuthner, 4215 des altehrwürdigen Stiftes Krems¬ münster Jubelpriester und Senior, im Alter von 79 Jahren nach mehrals 24jähriger segensreicher Tätigkeit als Vor¬ stand des Stiftes sein Leben aus. Er war eine Woche vorher an Gesichtsrose erkrankt und schließlich dem Fieber und einer Herz¬ chwäche erlegen. Seine letzten Lebensjahre hatte ein Schlaganfall getrübt, welcher ihn seiner früheren Rüstigkeit beraubte, doch blieb sein Geist frisch. Mit ihm schied ein in allen Kreisen der Bevölkerung hoch¬ geachteter und geehrter Würdenträger der Kirche, ein Schulmann von hervorragender Bedeutung aus dem Leben. Abt Leonhard II. war in der bei dem elfhundertjährigen Be¬ tehen des Stiftes langen Reihe der Krems¬ münsterer Prälaten der Siebzigste. Er wurde am 10. Jänner 1826 in der Ortschaft Helm¬ berg bei Kremsmünster als der Sohn chlichter Bauersleute geboren. Nachdem er die Normalschule und das Stiftsgymnasium mit ausgezeichnetem Erfolge besucht hatte, trat er am 15. September 1845 in den Orden des heiligen Benedikt ein, wurde am 22. Juli 1850 zum Priester geweiht und tudierte in den Jahren 1850 bis 1853 an der Wiener Hochschule Philologie. Im Herbst 1853 trat er als Professor der griechischen und lateinischen Sprache in den Lehrkörper des Gymnasiums zu Kremsmünster, zu desen Direktor er später ernannt wurde. Nebstbei versah er die Stelle eines Konviktspräfekten und seit 1873 auch jene des Stiftsarchivars. Durch das Vertrauen seiner Mitbrüder wurde er am 29. September 1881, nachdem Abt Zölestin Ganglbauer zum Fürst¬ erzbischof von Wien ernannt worden war, zum Abte des Stiftes gewählt. Seine reichen Kenntnisse sowie sein organisatorisches Ta¬ lent erregten die Aufmerksamkeit der Re¬ gierung, und so wurde Abt Leonhard mit kaiserlicher Entschließung vom 10. September 1884 zum Landeshauptmann im Erz¬ herzogtume Oesterreich ob der Enns ernannt. Diese Ehrenstelle bekleidete er durch 12 Jahre, wegen seiner Gewissenhaftigkeit und strengen Objektivität von allen Parteien des Landes gleich geschätzt und hochgeachtet. Bei den Wahlen im Jahre 1896 nahm er wegen seines vorgeschrittenen Alters keine Wahl mehr an. Als gelehrter Schriftsteller veröffentlichte Prälat Achleuthner mehrere Werke und eine Reihe von wissenschaft¬ lichen Abhandlungen. Die Pflege des drei¬ hundertjährigen Gymnasiums war dem Abte Leonhard Herzenssache; für diese Lehranstalt owie für die Erweiterung des Konviktes brachte er bereitwilligst jedes Opfer. Ein Denkmal sicherte er sich durch den Bau des neuen Gymnasiums, welches nach den Plänen

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