Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1906

wie er auch nicht mehr nach Bad Hall zurück¬ kehrte. Die Landesvertretung verfügte die Versiegelung der Amtslokale des Landes¬ bades und die Revision der Verwaltungs¬ agenden, welche aber nichts Belastendes für den Abgängigen ergab. Mehrere Wochen päter lief erst die Nachricht ein, Hillischer befinde sich in einer Nervenheilanstalt bei Wien. Derselbe war durch das Vertrauen einer Mitbürger in den Gemeindeausschuß sowie in den Ortsschulrat von Bad Hall wiederholt gewählt worden. Beim Herbstviehmarkte in Gaflenz wurden 3 Stiere, 84 Ochsen, 186 Kühe und 314 Jungrinder, zusammen 587 Stück, auf¬ getrieben. Der Handel war ein lebhafter. 28. Der Gemeinderat der Stadt Steyr ernannte den Gemeinderat Dr. Franz Anger¬ mann anläßlich der Vollendung seines 50. Lebensjahres über Antrag desGe¬ meinderates Dr. August Redtenbacher zum Ehrenbürger. In der Begründung ver¬ wies der Antragsteller darauf, daß Doktor Angermann 10 Jahre dem Gemeinderate angehöre, seit vielen Jahren das umfang¬ reiche und schwierige Referat der 1. Sektion ühre, langjähriger Vorstand der um die Stadt verdienten „Liedertafel“ sei undich um viele öffentliche Veranstaltungen, wie Aus¬ In — tellungen, verdient gemacht habe usw. derselben Sitzung wurde der geweene Bäckermeister Alois Lindhuber übersein Ansuchen von der Stelle eines Armenvaters im 8. Viertel mit Dank enthoben und mit dessen Agenden der Armenvater des 9. Vier¬ tels, Josef Peteler, betraut. 29. In ehrenvoller Weise wurde der 80jährige Radetzkyveteran Jakob Kaip, Besitzer der Veitlehnersölde in Nußbach, zu Grabe getragen. Von seiner Kompagnie waren in der Schlacht von Santa Lucia nur 7 Mann übrig geblieben. 30. Nachdem die Statuten des Ge¬ selligkeitsvereines „Feitlklub“ in Neuzeng von der k. k. Statthalterei genehmigt wor¬ den waren, veranstaltete derselbe am 30. Ok¬ tober sein erstes Gründungsfest,welches einen sehr hübschen Verlauf nahm. In der Stiftskirche zu Kremsmünster wurde Josef Lehner, ein Sohn der ver¬ witweten Theresia Lehner, vulgo Lehner¬ bäckin, im Markte, mit seiner Braut Josefa Heidlmair aus Krift getraut. Die Neu¬ vermählten übernahmen eine Bäckerei in Sipbachzell. 31. Kurz vor 5 Uhr früh ruschte der Terrassengarten des Gasthofes „Zum goldenen Pflug“ in Steyr, Sierninger¬ traße Nr. 35, Eigentum der Dreherschen Brauerei in Schwechat bei Wien, welcher durch einen kleinen Lichthof von dem Nebengebäude des Objektes II („Doktormühle“) der österreichischen 127 Waffenfabrik getrennt war und auf einer etwa 14 Meter hohen Stützmauer ruhte, infolge Einsturzes dieser Mauer ab wodurch auch das erwähnte Fabriks¬ nebengebäude sehr schwer beschädigt wurde wie aus umstehenden Abbildungen er¬ ichtlich ist. Die Trümmer der einsturzenden Gartenstützmauer drückten die rückwärtige Hauptmauer des Fabriksgebäudes im zweiten und dritten Stockwerke ein und durch die nachstürzenden Geröll= und Erdmassen wur¬ den der Lichthof und die bloßgelegten Fa¬ Photographie von H. Bichler. Dr. Franz Angermann, Advokat Ehrenbürger der Stadt Steyr. briksräume verschüttet. Durch den starken Schub, den die Trambäume im ersten Stockwerke von rückwärts erlitten, wurde auch die mit den Tramböden verbundene Hauptmauer der Gassenseite im ersten und zweiten Stocke 50 bis 90 Zentimeter aus¬ gebaucht, wodurch in der an der Frauen¬ stiege gelegenen Seitenmauer der ebenfalls im Bilde ersichtliche große Riß entstand. Der vollständige Einsturz des Gebäudes wurde nur dadurch verhindert, daß in der Mitte desGebäudes ein sogenannter „Durchzug“ vorhanden war. Die Rekon¬ struktion der demolierten Gebäudeteile sowie des Terrassengartens wurde dem Stadt¬ baumeister Franz Plochberger über¬

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