Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1906

118 mißbraucht hatte, erhielt wegen des Ver¬ brechens der Notzucht und der Schändung zweieinhalb Jahre schweren, verschärf ten Kerkers zugemessen. An den Folgen einer Arsenikvergiftung starb die 34jährige Mitbesitzerin des Stein¬ mayrgutes in Minnichholz bei Steyr, Marie Eder, welche das Gift am Vortage in Geistesgestörtheit zu sich genommen hatte. Sie hinterließ außer ihrem Gatten acht Kinder im Alter von 1½ bis 12 Jahren und wurde am Pfarrfriedhofe zu Behamberg beerdigt. Johann von Gerl und dessen Gattin Elisabeth, Hebamme in Kirchdorf, begingen in der dortigen Pfarrkirche das Fest der goldenen Hochzeit. 13. Der verwitwete Hausbesitzer Anton Luger in Steyr, Berggasse Nr. 81, ver¬ mählte sich in der Stadtpfarrkirche daselbst mit der verwitweten Hausbesitzerin Marie Berger aus Salzburg. In der Pfarrkirche zu Garsten fand die Trauung des Besitzers der Zausmühle in Dambach, Josef Straßer, mit der ledi¬ gen Besitzerin des Gasthauses „Schmalzed“ in Lahrndorf, Viktoria Ringelthaller, statt. In der Stiftskirche zu Kremsmünster traten zum Traualtar Rosina Mayr, Ott¬ storfmairtochter von Kirchberg, und Johann Leitner, Bauerssohn vom Tobiasgute zu Hausmanning bei Kirchdorf. Das junge Ehepaar hatte durch Kauf um 16.000K das zwischen Ried und Eberstallzell gelegene Einkehrgasthaus „Wirt im Schenkhaus“ er¬ worben. Da Altbürgermeister Paul Schodterer in Kirchdorf aus der dortigen Sparkasse¬ verwaltung ausgeschieden war, welcher er von 1880—1884 als Ausschuß, dann bis 1892 als Direktor und schließlich bis 1904 als Direktions=Vorstand angehört hatte war er in Anerkennung seiner großen Verdienste zum Ehrendirektor ernannt wor¬ den. Die Ueberreichung des Ehrendiploms erfolgte in feierlicher Weise in Anwesenheit des l. f. Kommissärs Grafen Schmidegg, des gesamten Sparkasseausschusses und der Beamten durch den neuen Direktionsvorstand Bürgermeister Karl Samuel. Paul Schodterer hat sich während seines 24jähr. Wirkens an der Anstalt aber auch im Ver¬ waltungs= und Zensurkomitee, als Schrift¬ führer, Kassierstellvertreter, Mitglied des Parkkomitees und der Direktion der Klein¬ kinder=Bewahranstalt viele Verdienste er¬ worben und war stets redlich bemüht, das Interesse des Institutes wie des Marktes zu fördern. 14. In Steyr verschied die verwitwete Fabriksbesitzerin Marie Rathner in ihrem 60. Lebensjahre. Die Verblichene war eine in weitesten Kreisen hochangesehene, tüchtige Geschäftsfrau, welche mit Hilfe ihres Sohnes Ludwig die von ihrem im Jahre 1880 ver¬ storbenen Gatten Rupert Rathner übernom¬ mene Stahlwaren= und Werkzeugfabrik mi Umsicht weiterführte. Sie war eine liebevolle Mutter ihrer vier Kinder, dem Sohne Lud¬ wig Rathner, welcher die Firma weiter¬ ührt, und drei Töchtern, sowie eine große Wohltäterin der Armen. Ihr Hinscheiden erweckte allgemeinste Teilnahme. In Kleinraming (Kollergraben) starb der Sohn Alois des dortigen gräflich Lam¬ bergschen Revierförsters Alois Dirnhofer im hoffnungsvollen Alter von 15 Jahren. Er war Student der 3. Klasse am Petrinum in Urfahr. Seine Leiche wurde am Fried¬ hofe in Steyr beerdigt. In Bad Hall starb die verehelichte Private Anna Ott in ihrem 77. Lebensjahre. Sie war die Gattin des gewesenen Tape¬ zierermeisters Josef Ott senior daselbst und tand gerade vor dem 50. Jahre ihres Ehe¬ standes. In Köttstorf, Pfarre Pucking, starb die Mitbesitzerin am Bachlgute, Anna Krug, im 69. Lebensjahre, welcher sechs Tage später ihr 71jähriger Gatte Ferdinand Krug unerwartet schnell im Tode folgte. In Allhaming geriet die Müllerin Marie Eckmayr, vulgo Rammelmüllerin, als sie beim Radkasten der Mühle Hollunder für das Abendessen pflückte, durch Loslösen eines Brettes in das in Bewegung befind¬ liche Mühlrad und wurde von demselben augenblicklich getötet. 15. Der Jesuitenpater Vitus Loinger, welcher im Missionshause zu Steyr die Stelle eines Ministers inne hatte, und der Gründer und Leiter von vier Kongregationen war, wurde zum Spiritual und Professor der Katechetik im fürstbischöflichen Alumnate n Klagenfurt und zum Festtagsprediger an der dortigen Kathedrale ernannt. An seiner Stelle wurde Ende dieses Monates P. Alois Hörtnagl Minister im Missionshause. Der 52jährige, verehelichte Eisengießer Franz Hajek in Steyr, welcher im Ob¬ jekte XVI der Oesterr. Waffenfabrik beschäftigt war, ging in das Sparkassebad in der Bad¬ gasse, nahm ein Wannenbad und brachte sich in selbstmörderischer Absicht mit einem Rasiermesser am linken Oberarm einen 6 cm langen, bis auf den Knochen reichenden Schnitt bei, so daß der Tod infolge Ver¬ blutens eintrat. Er war Vater von sechs Kindern im Alter von 2 bis 10 Jahren. Als Motiv der Tat wurde Sinnesverwirrung konstatiert. In der Neuschönau starb der verehe¬ lichte k. k. Finanzwache=Respizient i. P., Heinrich Stadler, welcher zuletzt in Haag, N.=Oe., tätig gewesen, im Alter von 72 Jahren Der Gemeindeausschuß von Losenstein

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