getan mit einem Einsiedlergewande, das Haupt mit Lorbeer umwunden, am Währinger Ortsfriedhofe, nächst dem Denkmal Beethovens den er so sehr ver¬ ehrt hatte, ins Grab gesenkt. Es war ein gar stilles, poesievolles Plätzchen, oft tand ich an den zwei Gräbern, das eine chmückte die Büste Schuberts, das andere eine schmucklose Steinpyramide mit einem einzigen Worte: Beethoven. Und unweit davon ruhte unter den tief gesenkten Aesten einer Trauerweide ein sechzehn¬ jähriges Mädchen, Alma von Goethe, eine Enkelin des Dichterfürsten, den Schubert so sehr verehrt und von dem er 72 Gedichte in herrliche Lieder gewandelt hatte. Ein Großer im Reiche der Dicht¬ kunst, Franz Grillparzer, hatte Schubert die Grabschrift gedichtet: „Die Ton¬ kunst begrub hier einen reichen Besitz aber noch schönere Hoffnungen. Viel bekrittelt und geschmäht wurde dieser Spruch — mit Unrecht. Wenn ein Leben von 31 Jahren uns schon so viel des Schönen bot, was würde es uns erst hinterlassen haben, wenn Schubert doppelt so alt oder noch älter geworden wäre. Schumann meint ja, daß Schubert nach und nach die deutsche Literatur in Musik gesetzt hätte. Wir bewundern die Unzahl und die Vielseitigkeit seiner Kompositionen. Hunderte von Liedern hat er uns hinterlassen, mit dem 1814 kompo¬ nierten „Gretchen am Spinnrad“ schuf er das moderne Lied, einen eigenen Zauber legte er in die Liederbeglei¬ tungen, wie herrlich sind seine Messen und Symphonien, er erfand den vier¬ händigen Klaviersatz, die Streichquartette, Männerquartette, die Männerchöre ge¬ hören zu seinen schönsten Schöpfungen, das kleine Klavierstück brachte er erst zur Geltung und mit dem Ländler, dem „Deutschen“ eroberte er Oesterreich, wie Heuberger richtig sagt, die Führerschaft in der Tanzmusik. Wie rasch er komponierte, ist ja be¬ kannt und doch kann man ihm nirgends Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit vor¬ 111 werfen. Der alte Hoforganist Ruzicka sagte bald von seinem Schüler: „Dem kann ich nichts mehr lehren, der hat's vom lieben Gott gelernt.“ Max Friedländer hat in seiner Arbeit über Schubert mit Erlaubnis der Baronin Spann Teile des Tagebuches Josefs von Spaun ver¬ öffentlicht. Dieser erzählt, daß er eines Tages im Jahre 1815 zu Schubert kam, daß dieser Goethes Erlkönig las, ganz nerungs ansseinen-hiestgen-Aufenthal 182 Die Sieprer Liederlafel ahlasich ihras 30 jahr- Gründungsfestes 18.30 Schubert=Gedenktafel am Stadtplatze in Steyr. aufgeregt war, sich hinsetzte und „so schnell man nur schreiben kann, stand die herr¬ liche Ballade auf dem Papier“. Das Jahr 1815 war überhaupt reich an Schöpfungen, am 15. Oktober entstanden 8, am 19. desselben Monats 7 Lieder. Heu¬ berger erzählt, daß die Freunde an Donnerstagen bei Mozatti Quartette sangen, Schubert eines mitbringen sollte, es aber vergessen hatte, einen Verweis erhielt, sich sogleich niedersetzte und ein
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