noch sehr erregt, aber Frau Ludmilla und Adelheid, die sich, wie es sich ziemte, einige Schritte rückwärts des Hausherrn hielten, merkten doch, daß ihres Gebieters Zorn nicht mehr im Wachsen war, bei ihm, dessen Jähzorn sie genugsam kannten, ein gutes Zeichen. „Hab Euren Mut nicht angezweifelt, kann es aber doch nicht ver¬ stehen, daß ein Fuxberger mein Haus betritt, trotz meines schwersten Verbotes— ich hätt' Mittel und Wege gefunden, dieses Hauses Estrich nimmer zu betreten, glaubt mir das, Junker!“ „Will's nicht bezweifeln, erwiderte der Junker, gleich artig wie früher „Euer Wohledlen beträten gewiß nicht das Aichet=Schlössel — auch ein Fux¬ berger weiß, was er seinem Na¬ men schuldet und betritt nimmer Euer Haus! „Wollt Ihr mich verhöhnen, Junker?“ brauste Herr Gutbrod auf, „das verbitt ich mir C „Ich bitt' um Vergebung!“ sagte jetzt der Kyrisser fest und in seinen Augen blitzte es drohend auf, doch saß ihm der Schalk um die Mundwinkel, „hab’ ich und wenn auch nur als Ehrenbote, Euer Haus betreten? Ich hab meinen — Sattel unter den Füßen mein Herr Vater hat diesen Sattel selbst für mich gekauft — ist also Fuxbergerboden. auf dem ich vor Euch steh', wollt mich daher entschuldigen; so konnt' ich doch wohl als Bote zu Euch kommen, ein Fuxberger vor einem Gutbrod! Will —17 so auch wieder gehen Und der Junker nahm seinen Helm vom Haupte, grüßte artig nach den Damen hin, nicht ohne Fräulein Adel¬ heid warm anzusehen, und gab seinen Knechten, die wie Bildsäulen bisher da¬ gestanden hatten, ein Zeichen und die zwei bückten sich, um ihren Herrn samt dem Sattel zu heben. Der Kaufherr hatte wortlos erst den Junker angesehen und dann den Sattel und wußte nicht, sollte er wettern oder lachen, jetzt aber stürzte er gegen den Kyrisser hin und rief, daß es nur so hallte im weiten Raume: „Halt, Donner und Wetter, halt 107 Nicht von der Stelle, sage ich! Steigt nur herab von Eurem sonderbaren Throne, Junker, es ist genug des Scherzes! „Halten Euer Wohledlen zu Gnaden es ist mein voller Ernst, ich geh aus Eurem Hause so wie ich gekommen bin“ sei sagte der Kyrisser möglichst ruhig, „e denn, ich steig' von meinem Boden herab und tret' mit vollem Recht in Euer Haus! „Mit vollem Recht? Wie versteht Ihr das, Junker?“ Und der Kaufherr sah den Kyrisser fragend an. „Je nun“, lächelte der gar listig und verschlagen und sah nach Fräulein Adel¬ hier, heid hin, „betret' ich Euren Boden kann's nur gescheh'n als Mitglied des Hauses Gutbrod — als rechtmäßiger Verlobter von Fräulein Adel¬ heid! Herr Wilhelm Gutbrod schnitt bei — diesen Worten eine greuliche Fratze es war nicht zu erkennen, ob vor Zorn oder vor Lachen, und endlich sprudelte er los: „Der Junker ist doch unglaublich frech oder wohl gar verrückt! Ja, ver¬ rückt! Sieht ihm ja gleich — so kommt doch kein Mensch mit gesunden Sinnen frei'n ins Haus! Donner und Wetter! Herab vom Sattel, sag' ich, und da es doch schon einmal so ist: dem „Dankbriefel so sei Dank und deiner stolzen List geh doch, Hans, du bist ja hier da¬ heim, nimm dir die Adelheid Und er lachte, daß es dröhnte; Junker Hans aber sprang behend vom Sattel herab und sogleich der gar nicht wider¬ strebenden Adelheid um den Hals, und während das glückliche, junge Paar die Verlobungsküsse tauschte, hob Herr Wil¬ helm Gutbrod den goldenen Ehrenbecher vom Boden auf, reichte ihn seiner Gattin und sagte, sich bemühend ernst zu werden denn das Aushilfsmittel, das Junker Hans gebraucht hatte, um auch als Fux¬ berger das Gutbrodische Haus betreten zu können, reizte den Kaufherrn immer wieder zum Lachen, mit unsicherer Stimme: „Meine liebe Ludmilla, daß du dem Paare deinen mütterlichen Segen gibst,
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