Wird nicht gut enden, wenn du nicht hilfst —.St. Rochus, stehe mir bei und ihm!“ III. Es dauerte wirklich nur eine halbe Stunde, als Pferdegetrappel vom Grün¬ markt her das Nahen eines Reitertrupps anzeigte, und Herr Gutbrod, bereits im Samtwams mit schneeweißer Halskrause, trat mit den Frauen an ein Fenster in der großen Stube im ersten Stock, die für Empfänge und Tafeleien diente, deren Wände in golddurchmalten Seidentapeten gehalten waren und wo die schwere, kunstvoll geschnitzte „Kredenz“ fast die Wand rechts der Eingangstüre bedeckte, und wo von den Wänden herab einige gutgemalene Bilder der Gutbrods ernst und würdig herabsahen Frau Ludmilla schob die schweren Samtvorhänge ein wenig vom Fenster zur Seite und lugte nebst Gatten und Tochter in begreiflicher Neugier auf die Reiter hinab, die in wohlgeschlossenem Zuge nun auf das Gutbrodische Haus zu hielten: voraus der Page, dann ein leichter Büchsenschütze, hinter dem der ganz in Eisen gepanzerte Kyrisser reitend, das Helmvisier geschlossen, und hinter ihm, nebeneinander, seine zwei mit Lanzen bewaffneten Knechte, ihre schweren Pferde fest am Zügel lehnend, denn die Tiere schienen ermüdet zu sein. Vor dem Gutbrodischen Haustore schwenkten die Reiter im schönen Bogen in eine Linie einreitend auf, der Kyrisser ritt ein wenig vor, dann saßen alle gleich¬ zeitig ab, des Kyrissers Knechte und der Page gaben die Zügel ihrer Pferde dem Büchsenschützen und gurteten von ihres Herrn Pferd den Sattel ab. Der eine legte seinen linken, der andere seinen rechten Arm unter denselben, so daß sie den Sattel wie einen Stuhl hielten worauf der Kyrisser seine Knechte an den Schultern faßte und sich einen Aufschwung gab, und so stand er schnell aufrecht auf dem Sattel, sich leicht auf die Schultern der Knechte stützend. Der Page, ein gelbes chwarzberändertes Tuch viereckig zusam¬ mengefaltet in einer Hand, schritt nun 105 voraus und die beiden Knechte trugen ihren Herrn bedächtig durch den Hausflur die Stiege hinan — zum großen Erstau¬ nen der rasch am Stadtplatz angesammelten Leute, aber auch des Herrn Gutbrod und seiner Familie, die sich dieses sonderbare Gehaben nicht zu deuten wußten. Die Leute drunten am Stadtplatz plauschten gleich, der Kyrisser habe einst ein Gelübte getan, nur so ein Haus zu betreten, und Herr Gutbrod mochte wohl ähnliches denken, aber er sagte nichts. Sonderbare Gelübde tun, war in jener Zeit nichts ungewöhnliches und darob eine Frage zu tun, würde von schlechter Erziehung gezeigt haben, auch trugen die beiden Knechte ihren Herrn schon zur Stubentür herein!) und stellten ihn samt dem Sattel etwa einen Schritt innerhalb der Tür auf den schön getäfelten Fu߬ boden nieder und sich ihm zu beiden Seiten auf. Der Kyrisser verneigte sich vor Herrn Gutbrod und seinen Damen und der Ratsherr erwiderte diesen stummen Gruß ebenso steif und kühl, die Damen aber die rückwärts des Tisches standen, der in der Mitte des Zimmers, mächtig im Bau und prächtig in der Arbeit, sich fast wie ein Bollwerk, dunkel, vom lichten Fußboden abhob, nickten nur leicht und sahen aufmerksam nach dem Gast Fräulein Adelheid vielleicht ein wenig chärfer als ihre Mutter. Gott zum Gruß, Euch und Euer Wohledlen ganzem Haus“, sagte jetzt der Kyrisser und seine Stimme klang sehr ge¬ dämpft und unkenntlich in ihrer wirk¬ lichen Klangfarbe aus dem Visier hervor, „wollt mein unvermutet Eindringen gütigst entschuldigt halten, sendet mich der edle Herr Reichsmarschall als seinen der Boten, Euch der Reichsstände und zu Dan Regensburger wohlverdienten Ihr D ür übermitteln für die Zierde, habt ihnen das Tor des Reichstagshauses wollt en o uneigennützig zukommen la mich daher meines Auftrages für erledigt erklären!“ 1) Heute Herrn Karl Heindls großes Wohnzimmer.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2