Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1906

98 Launen abfällig zu besprechen! Bald aber „Ja, schön seelensgut ist der Herr, wurde ihr faltiges Gesicht freundlicher und das glaub ich! Heißt den alten Torwart, als sie jetzt durch die Hausflur hinaus in den guten Jörg, einen Locherl, zieht den den Hof schritt, das Hühnervolk zu füttern, Stallbuben bei den Ohren, daß er schreit das auch nach einer Jause gackerte, brummte wie am Spieß gesteckt, und tritt den armen sie mit leisem Seufzer: Jockel auf die Vorderpfote, daß er nur — was geht das „Kecker Schnabel o aufwinselt, und das alles in einem sie an, wenn's auch wahr ist so?“ kleinen Viertelstündchen — ist das auch Freilich, mit der ewig schlechten Laune seelensgut, Frau Brigitta?“ des wohledlen Herrn Martin Fuxberger „Na, na, beruhige dich nur“ tröstete hatte es seine volle Richtigkeit. Da saß die Alte ihre Gefährtin, „was rennt ihr er jetzt droben im Erker des Eckturmes!) aber auch alle dem Herrn in den Weg, vor sich auf dem runden Eichentisch den just an einem Tag, wo er halt mit dem von der Annemarie glatt gefüllt darauf linken Fuß zuerst in der Früh aufge¬ hingestellten Zinnkrug mit Wein, den ihm standen ist. ein Verwandter alljährlich aus Melk heraufsandte, gegen ein hübsch Stück Geld natürlich, denn 1 1 die Verwandten rechnen gern gut, * gar bei Reicheren aus ihrer Sippe, 1 und blickte sinnend durch die S S Weeerten. Sen Butzenscheiben hinaus auf den 720 6 1 * 4 Damberg und hinein in das Hoch¬ M 1. M gebirge und bewunderte, trotz 10 innerem Unbehagen, Gottes herr¬ % 12 ARE 81 SR liche Natur, die sich ihm in so 4 PI. E AT ∆ □ 227 S 8 herzerfrischender Schöne aus den — 922 Fenstern des Erkers, fast unbe¬ S 1 E grenzt in die Weite, hier zeigte. 22 225 12 „Hab' mir doch ein feines Plätzchen für meine alten Tage — —.— — — ausgesucht“, brummte Herr Mar¬ 80 tin und strich den Bart herum Das Aichetschlössel. ums mächtige Kinn und lächelte o etwas wie vergnügt: „Wär schon grad fein hier zu leben, wenn „Es scheint aber, daß unser Herr Ja, das Wenn! Darüber sann er alle Tage zuerst mit dem linken Fuß etzt nach und das schüchtern aufstrebende aufsteht“, sagte die Annemarie keckund ging von der obersten Stufe unter dem Lächeln machte sogleich wieder der ernsten Vordach am Eingange des Hauptgebäudes, Miene Platz, die Herr Martin sonst zur Schau trug. Freilich wohl, er hatte ja wo die zwei jetzt gestanden hatten, die nicht darüber zu klagen, daß ihn das hölzerne Treppe hinauf, die von der Haus¬ Schicksal nicht mit irdischen Gütern be¬ lur zu den Stuben im Stockwerk führte, dacht hatte, denn er war ein sehr wohl¬ denn es war Vesperzeit und da hatte sie Herrn Martin einen Krug Wein zu be¬ habender Mann, der sich schon was gön¬ sorgen und der Zinnkrug dazu stand im nen konnte, und an Lebenserfahrung, um Schrank in der großen Stube droben, wo ruhig das Erworbene genießen zu können der Herr sich tagsüber aufhielt. in althergebrachter, gut bürgerlicher Weise, Die alte Brigitta aber sah dem Mäd¬ 1) Der Erkerturm, denn ein solcher ist es wohl ist chen erst wohl ein wenig zornig nach; so noch wohl erhalten und reicht vom ersten Stockwerk bis ein junges Ding hatte doch nicht des Herrn hinauf zum Giebeldach des Hauses.

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