Alle Rechte vorbehalten. Der Kgrisser. Zeitbild aus Stadt Steprs Vorzeit von HeinrichRematmüller. I. lein von Steyr nach Sierning hinaus war ab und zu einiges Leben und ließ er Spätherbst des Jahres 1502 zeigte den derzeitigen Besitzer von Aichech, der sich im Enns= und Steyrtale sehr es vom Kloster Gleink in Erbpacht hatte, mild und tat der absterbenden Pflanzen¬ den wohledlen Ratsbürger zu Steyr, welt wenig Leid an. Besondere Scho¬ Herrn Martin Fuxberger, der sich nach nung schien er den prächtigen Waldbe¬ einem tätigen, rastlosen Erwerbsleben hie¬ ständen auf den Höhen und Hängen des her zur Altersruhe zurückgezogen hatte, ogenannten Aichech!) angedeihen8zu nicht ganz zum weltverachtenden Ein¬ lassen, denn das Laub der prächtigen, siedler werden. knorrigen Eichen, von denen diese Gegend So ganz menschenfreundlich war der ihren Namen hatte, schimmerte wohl in wohledle Herr Martin Fuxberger ohne¬ den sanften Strahlen der Oktobersonne hin nicht geraten. Groß und knorrigwie in allerlei hübsch abgetönten Farben vom die Eichen in der Umgebung eines Gelb und saftig=kräftigem Rot, zeigte „Schlössels“, gesund und kräftig, ehnig aber auf jedem Baume auch noch hübsch und doch biegsam, war er trotz einer viel Grün unter den gezackten Blättern Weiß etlichen fünfzig Jahre und dem und gar jene Bäume, welche die alters¬ seines Haupthaares und seines Bartes grauen Mauern des „Aichet=Schlössels noch ein gar beweglicher Herr, dessen vor den rauhen Nordwinden deckten und graue Augen durchbohrend blitzen konnten vor der zugigen Luft aus dem Steyrtale und dessen Stimme dem Donnerrollen herauf schützten, prangten noch im Blätter¬ gleich durch die weiten Stuben, Gänge grün wie im Hochsommer und das Grau und über den Hof des Hauses grollte, des alten „Schlössels“ guckte förmlich war er grimmer Laune und das war der freundlich daraus hervor und dieses rei¬ wohledle Herr Martin Fuxberger jetzt fast zende Farbenspiel machte das sonst etwas täglich schon seit einigen Jahren, und die 2) trutzige Gemäuer förmlich anheimelnd alte Brigitta, die seit dem Hinscheiden Es war so ruhig, so weltabgeschieden seiner geliebten Gattin ihm das Haus¬ hier heraußen und nur auf dem Strä߬ wesen führte, sagte eben zu der drallen Annemarie, ihrer jungen Gehilfin im 1) Heute Vorstadt Aichet in Stadt Steyr, schon im 13. Jahrhundert der vielen Eichen wegen, die hier standen, Haus, als diese wieder einmal sich vor Aichech genannt. 2) Das „Aichet=Schlössel“ gehörte einst den Herren von dem Schelten des Herrn zu ihrer Gebie¬ Glunik, den Stiftern des Klosters Gleink deren Wappen, terin geflüchtet hatte ein grünes Kleeblatt im roten Felde, auf einem grünen, pfahlweise stehenden Hügel, mit dem Gute Aichech im Gott weiß, was seit einigen Jahren J. 1125 an das Kloster Gleink überging und noch 1670 ober der Haustür des Schlössels zu sehen war. Das Kloste unser Herr so griesgrämig ist, just wie Gleink hatte Aichech wiederholt verpachtet 1615 kaufte es damals die längste Zeit, als wir unsere Wolf Katzianer von Fladnik zum Katzenstein, 1636 kam es an einen Freiherrn v. Riesenfels, Ende des 17. Jahrh. liebe Frau begruben! Und doch ist er war es Eigentum der Stadt Steyr, die 1723, zur Zeit der Pest, aus dem Schlößchen eine Pest=Kontumazanstalt machte seelensgut! Die Besitzer wechselten häufig, Ende des 19. Jahrh. besaf Die Annemarie sah bei den letzten es der Rasiermesserfabrikant Boselmayr, seit 1903 ist es Eigentum des Papierfabrikanten und Gemeinderates Leopold Worten die alte Brigitta an, als zweifle Köstler, der es renovieren ließ und hiebei im großen und ganzen den Stil der alten Bauart beibehielt, wodurch das sie an deren Menschenkenntnis, und meinte Aichet=Schlößchen — es führt jetzt die Nummer 82 — ein jugendlich rasch und schnippisch: Erbstück aus Stadt Steyrs Vorzeit geblieben ist. 7
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