78 sich anfänglich, den seltsamen Handel einzu¬ gehen, tat aber schließlich das beste, was es tun konnte: gab dem Maler seine Gemälde zurück und bekam sein Geld wieder— so war beiden, am meisten aber der Universität und der ge¬ sunden Kunst geholfen. Eine stattliche Zahl von Denkmälern und Monumentalbrunnen ward in der Berichtszeit in Wien und Oesterreich enthüllt. Am 8. Oktober 1904 ward in der Infanterie=Kadettenschule in Breitensee (Wien) das erste öffentliche Stand¬ bild des Kaisers Franz Josef in Wien enthüllt. Es ist eine Widmung des Wiener Bürgers Lud¬ wig Böck an das Reichskriegsministerium und ein Werk des Wiener Bildhauers Professor Jo¬ hannes Benk. Das Standbild ist in Carrara¬ marmor ausgeführt und stellt den Monarchen stehend dar. — Am 20. Oktober 1904 wurde auf dem Wiener Zentralfriedhofe das Grab¬ denkmal des Tondichters Hugo Wolf enthüllt. Das hochragende Denkmal aus gelblich=rotem Marmor ist ein Werk des Wiener Bildhauers Professor Edmund Hellmer. Auf einem in drei Stufen geteilten Marmorblock ruhend, hält fest. es die strengen Linien eines Opferaltars Im oberen Drittel seiner 2 Meter breiten Stirn¬ fläche ist in kräftiger Plastik der Kopf des Ton¬ dichters en face herausgearbeitet. Er zeigt die Züge aus Wolfs letzten Lebensjahren. Ober dem Haupte schwebt ein Lorbeerzweig. Aus den Flanken des Denksteines lösen sich, halb Flach¬ halb Rundbild zwei Figurengruppen. Sie ver¬ sinnbildlichen Liebe und Schmerz, Lust und Leid. Am 22. Oktober 1904 wurde anläßlich der Feier des 60. Geburtstages des Bürgermeisters von Wien, Dr. Karl Lueger, im 5. Wiener Gemeindebezirk — Margareten — ein monn mentaler Brunnen — der „Siebenbrunnen“ ein Werk des Bildhauers Richard Kauffun¬ gen, festlich eingeweiht. An der durch das Ab¬ graben eines künstlich aufgeworfenen Hügels ent¬ tandenen senkrechten Fläche ist eine einfache und neuartige Architektur in Quadernbau er¬ richtet, welche unter dem Schlußgesimse sieben Wappen mit monumental angegliederten Wasser¬ ausläufern trägt. In der Mitte ist die Archi¬ tektur risalitartig etwas vorgebaut, um den Uebergang zu einem postamentartigen Aufbau zu bilden, der als Krönung das Medaillon mit dem Bildnis Dr. Luegers und die Brunnenfigur trägt. Die Figur stellt die Vindobona dar. Die über den sieben Ausläufern befindlichen Wappen¬ schilder sollen die sieben Gemeinden: Marga¬ reten, Matzleinsdorf, Nikolsdorf, Hundsturm, Reinprechtsdorf, Laurenzergrund und Hungel¬ brunn repräsentieren, aus welchen der 5. Bezirk entstanden ist. Am 30. Oktober 1904 fand in Pola die Ent¬ hüllung des von den Bürgern dieser Stadt mit Beiträgen aus dem ganzen Reich und von im Auslande lebenden Oesterreichern errichteten Kaiserin Elisabeth=Denkmals statt. Das Stand¬ bild ist ein Werk des Wiener Bildhauers Can¬ ciani; der im sezessionistischen Stile gehaltene Unterbau wurde vom Architekten Klotz in Wien entworfen. — Am gleichen Tage wurde auf dem Marienplatze zu Lemberg das Denkmal des Dichters Adam Mickiewicz, ein Werk des Bildhauers Popiel, enthüllt. Am 30. April 1905 fand in Wien die Ent¬ hüllung des Denkmals des gefeierten Bühnen¬ dichters Ludwig Anzengruber statt. Das Monument ist ein Werk des Wiener Bildhauers Johannes Scherpe. Es stellt den Dichter, auf einem Felsen stehend und in die Tiefe hinab¬ blickend, dar; zu Füßen des Felsens ruht eine der populärsten Gestalten des großen Volks¬ dramatikers, der Steinklopferhans („Die Kreuzel¬ schreiber“) sinnend von der Arbeit aus. Die Am — beiden Gestalten sind in Erz gegossen. 16. Mai 1905 wurden vor der Wiener Hof¬ oper zwei Monumental=Kandelaber, eine Wid¬ mung des Großindustriellen Albert Böhler an die Gemeinde Wien, ein Werk des Bild¬ hauerateliers Fritz Zerritsch und Karl Almeroth, enthüllt. Der eine Kandelaber bringt die plastische Wiedergabe der Szene, da Siegfried nachdem er den Drachen getötet schon Ring und Tarnhelm dem Nibelungenschatze entnommen hat. Der zweite Kandelaber stellt die Schlußszene aus „Don Juan“ dar, da der stei¬ nerne Gast Don Juan besucht, und dieser entseelt zu Boden fällt. Der Don Juan=Kandelaber reprä sentiert die klassische, der Siegfried=Kandelaber die moderne Musik. Die Figuren sind aus Bronze. Am 21. Juni 1905 ward im Wiener Rat¬ hausparke das Monument der Walzerfürsten Jo¬ hann Strauß I. und Josef Lanner ent¬ hüllt. Das Figurale ist ein Werk des Wiener Bildhauers Franz Seifert, das Architekto¬ nische ein solches des Wiener Architekten Oerley.
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