12 Beifügen, der Schmied sei an der ihm beigebrachten Stichwunde gegen Morgen gestorben! Wohl ward Martl bei dieser Hiobspost bleich, doch gefaßt ging er scheinbar gleichgiltig seiner Arbeit nach! Bedenklicher jedoch ward seine Lage, als am Abend sein nächster Nachbar mit der vertraulichen Mitteilung zu ihm kam der Schuster von Pfödering beschuldige den Hirschhofer, er habe ihm mehrere Rippen eingeschlagen! Da erschrak denn der Bursche und bäurische Kampfheld sehr! „Ja, der Pechvogel behauptet es und will darauf schwören! Aber fürcht' di nöt, Martl, die Sach is nöt so schiach! (verzweifelt)!“ tröstete der Besuch seinen Nachbarsmann. Es war dennoch „schiach“ Denn schon der am nächsten Vormittag kletterte Brigadier von Waldmünchen mit seinen Gendarmen zum Martl hinauf, und bald darauf ward in ihrer Mitte der reiche Hofbesitzer gefesselt unter der An¬ klage des Mordes in die Waldmünchener Frohnfeste abgeführt! Die Kunde von dieser Verhaftung ver¬ breitete sich im ganzen Bezirk, war doch der schneidige Martl daselbst eine allbekannte Persönlichkeit! Natürlich mußte die plötzliche, so traurige Ver¬ änderung seiner Lage allgemeines Auf¬ sehen erregen! Die Leute waren darüber bestürzt, und selbst jene Burschen, welche von Martls Uebermut und Gewalttätig¬ keiten zu leiden gehabt hatten, bemitlei¬ deten ihn, war es doch eine gar böse Sache, angeklagt eines Mordes in die Frohnfeste gebracht zu werden! . . .. Auch im Schindlhof herrschte die größte Bestürzung, und die Jungbäuerin wußte anfänglich gar nicht, was beginnen. Ge¬ radezu verzweifelt geberdete sich die schöne Kathi, daß man ihren Hochzeiter wie einen Räuberhauptmann gefangen und eingesperrt habe; seltsamerweise fand sie aber keine Tränen über das harte Los desselben! Selbst als die her¬ beigeeilten Nachbarn ihr versicherten, Martl werde wohl nimmer freikommen, mangelten ihr die das schwere Herz er¬ leichternden Zähren! Als aber die Frauen und Mädchen sie ob ihrer Trä¬ nenlosigkeit verwundert ansahen, ent¬ schuldigte sie bei diesen ihre anscheinende Herzlosigkeit damit, daß der Schrecken für sie zu groß sei! Auf dem Heimweg sagte nun auch die Schalken Nanni zu ihren Kameradin¬ nen, der Ruß Miezl und Zenzl, wobei sie auf ihre Stirne wies, als wollte sie „ damit anzeigen, daß es im Oberstubchen ihrer gemeinsamen Freundin Kathi nicht richtig sei: ,D' Jungbäuerin ist a kurio¬ ses Leut'! „Ganz verdraht!“ pflichteten ihr die beiden andern Mädeln bei, denen ebenfalls das seltsame, eigentümliche Wesen der Schulfreundin durchaus nicht gefallen wollte! „Ob wohl dös selbe Hochzeitswesen doch noch gut ausgeht, drauf bin i wirk¬ lich neugierig?!“ meinte abermals das Nannl, und ihr entgegnete die Zenzl und lächelte heimlich dazu: „I glaab's nöt!“ * * * Am späten Abend, als eben die Mägde im Schindelhof in ihre Stuben zum Schlafengehen gekommen waren, klirrte oben in der Schlafkammer ihrer Bäuerin ein Fenster, geradeso, als hätte man mit einem Stein gegen die Scheibe geworfen. Wohl verstanden die Dirndln die Bedeu¬ tung dieses Zeichens, aber sie meinten: „Was geht's uns an? Das ist der Jung¬ bäuerin ihr Sach'! Oben öffnete sich leise besagtes Fen¬ ster, um das sich uralter Mauernring (Epheu) rankte, und Kathi steckte vor¬ sichtig den Kopf heraus. Von unten schob sich nun eine Leiter unter die Butzenscheiben, und nachdem zuvor noch ein leises „Pst! — Pst!“ ertönt war, kletterte rasch eine kleine, ausgewachsene Mannesgestalt, gleich einem Marder zum Taubenschlag, in die Höhe .... „Bist du's, Jungbäuerin?“ flüsterte der Höckerich. „Jal . . .. Bringst' Post von ihm?“ fragte leise Kathi.
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