Bub’ von einem oder dem anderen Kame¬ raden begleiten. Als dann der 1. Mai, die spukhafte, von Zauber= und Geister¬ mären umwobene Walpurgisnacht heran¬ dämmerte. setzte Martl seiner Kathi eine prächtige junge Fichte als „Walbeerbaum“ vor ihren Hof, wodurch die „Bekannt¬ schaft“ als eine erklärte galt! Alle Leute fanden solches Tun ganz ordnungsgemäß, denn das Paar, das schönste weit und breit, paßte so gut zu einander, als wenn es „die Tauben zusammengetragen hätten“. Wenn „Fiedel“ und „Rumpel“ vom Tanzboden herab am Kirchweihtag, zur Fastnachtszeit und zu St. Kathrein schnurrten und brummten, das junge zum schnellen Walzer und Tanzgebein noch rascheren Dreher, dem sogenannten lockend, erschien stets der „Polisch“ Kathi, und ihre Umgebung Bursche mit hatte sich be¬ its daran gewöhnt, die zwei Unzertrennlichen als „Hochzeiter“ anzu¬ chauen! Aber als ein Jahr ums andere ver¬ ging, ohne daß der Bund am Altar seine Schlußweihe fand, da sprach man bissig diese „Speanzlerei“ (ewiges genug über Warten). E konnte aber wohl nicht an¬ nd das stete Aufschieben der ders sein,U Hochzeit fand seine bündigste Erklärung in gewissen Zeichen, in denen dort zu Land eine untrügliche Vorbedeutung liegt So sah z. B. Kathi im Frühjahr nie zwei Bachstelzen zusammen, so sehr sie aufpaßte, stets nur eine einschichtige, und da weiß dann doch jedes Kind, daß die harrende Braut auch in dem Jahre noch ledig bleiben muß! Wie oft war sie auch Martl gegangen, hatte ihn hinter dem dreimal leise und ungehört mit den Worten angesprochen: „Bist dumir von Gott g'schaff'n, So greiff nach dei'm Hut oder Kapp'n: Bist du mir von Gott b’scheert, So greifdu zur Erd'!“ —leider lüftete der Bub' aber Leider niemals seine Kopfbedeckung, langte je¬ doch auch nicht auf den Boden, so daß wenigstens die Hauptsache, die Hoffnung, noch immer blieb und grünte. 5 Allerdings wagte niemand, dem Hirsch¬ hofer auch nur die leiseste Anspielung über die stete Verzögerung seiner ge¬ planten Ehe mit Kathi zu machen, denn allgefürchtet waren seine derben Fäuste; desto mehr aber mußte diese hören, so daß ihr der ewige Brautstand fast leidig zu werden anfing. * * * Allerheiligen war eben vorbei, und die Erde rüstete sich zum Winterschlaf. Der Himmel hatte sich trüb umschleiert, und die Sonne vermochte so nimmer recht die Nebel zu durchdringen, welche schwer über der Schwarzach und dem Wiesengelände lagen. Es schien, als ob die ganze Ge¬ gend alsbald ihr weißes Schneetuch er¬ warte, um sich damit recht warm und be¬ haglich einzuhüllen! Von den Bäumen raschelt das dürre Laub und nur das Schwarzholz steht so saftig grün da, als wollte es den rauhen November= und Dezemberstürmen erfolgreich trotzen! Hoch oben am Firmament fliegen Wildgänse im Dreieck. Vor seinem Wohngebäude schaffte und hantierte Martl herum mit seinen Buchenklötzen, daß ihm helle Schwei߬ tropfen auf der Stirne standen. Jeden Tag konnte ja der Winter eintreten, ein grimmiger Gast in jener gebirgigen Wald¬ gegend, wo sich dem Sprichwort nach Hasen und Füchse gute Nacht wünschen, und der Brennbedarf, um dessen erstar¬ rende Tücken erfolgreich abzuwehren, mußte jetzt ergänzt werden. Ist aber ein¬ mal Schnee da, dann zieht der „Mantel¬ mäßige“ mit seinen Knechten in den Forst wo die Baumriesen zersägt und gespalten aufgeklaftert sind, um sie später auf glatter Schlittenbahn als Nahrung den gefräßigen Hochöfen der Eisenhämmer und Glasschmelzen des „Waldes“ zuzu¬ schleppen! Ein Ruf gleich dem eines Tannen¬ hähers ertönte aus dem unweiten Fichten¬ busch. Hochauf lauschte der Hirschhofer der muntere, so scheue Vogel ließ sich abermals hören! Martl nickte befriedigt: es schien, als habe er dieses Zeichen er¬
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