4 — auftischen, wovon jedermann, wer nur mochte, genießen konnte, und während er aus Freude mit einem deckenhohen Sprunge jauchzte: „A so san mir!“ führte er seine hochaufatmende Tänzerin durch den von aufgewirbeltem Staub und — „Schwarzer Reiter“ Tabaksqualm „Drei Königs=“ und anderes bei Fuhr¬ leuten und auf dem Lande beliebte Kraut erfüllten heißen Saal zum Tische! ... So machte sich der „Hirschhofer“ zum Gebieter der Gesellschaft, und alle Buben waren fortan darüber einig, daß niemand anders als Martl der „Bua der „Schindlhofer Kathl“ sein werde. Auch das Mädchen gab jetzt, wenigstens schein¬ bar, nach, setzte sich und biß herzhaft in die guten Sachen und naschte auch vom „Ruschillon“ (Russillon), dem süßen roten Wein! ... Ruhig bleiben konnte aber der Hirschhofer auch jetzt nicht, er wollte nock „a Gaudi“ — „a Hetz“ haben, ehe sich der Morgen rötete und all die Tanz¬ freuden beendete! So flüsterte er denn einem Burschen etwas ins Ohr, worauf dieser sofort aufsprang und verschwand. Was im bayerischen Hochland die Schlag¬ zither ist, bedeutet im „Wald“ die Gui¬ tarre, und als nun der Bursche dieses im ganzen „Pfahl“ und noch weit darüber hinaus so beliebte Hausinstru¬ ment kunstgerecht zum Spielen in der Hand hielt, hätte man nicht meinen sollen, daß seine schwieligen Riesenfinger mit der zarten Besaitung so gut um¬ gehen könnten! Kunstgerecht riß er die sechs Saiten, während der ungeheure Daumen gewandt nachdrückte, und spielte die lustig hüpfenden „Vierzeiligen“ auf seine schalkhaft lächelnden Augen auf gerichtet, deren blühendes Gesicht Kathi Mit wie eine Purpurrose glühte! ... voller Stimme sang er „Alleweil bin i a frischer Bua Und schlag', mög'n d' Leut' a schau'n, Um Busserln an Purzelbaam Ueber'n allerhöchsten Zaun!“ Schlagfertig begann sofort das Mäd¬ chen, indem es sein Haupt erhob, so daß das breite seidene Bindeband der „Feh¬ haube“ (noch vor 50 Jahren allgemein üblich in jenen Gegenden) — ein auf¬ stehendes Käppchen mit handgroßem „Fleckle, welches sich der dem Vorder¬ haupte glatt aufliegenden Haube von ge¬ ripptem Seidenzeuge anreiht — hin und her flatterte: „Mei Muatta hat g'sagt: Das Busseln macht fleckig, Drum mag i a Bussel net, Sunst werd' i g’scheckig!“ Darob lachten sämtliche Dirndln und Burschen, daß ihnen die Köpfe wackelten und sie waren jetzt nur noch darauf be¬ gierig, was Martl darauf wisse; der war auch nicht säumig und liedelte: „Daß 's Busseln oans scheckig macht, Neamand anficht Sunst hätten die Madeln all' Fleckeln im G'sicht!“ Noch hatten sich die Burschen nicht satt gelacht, wobei die Diandln wacker mit¬ halfen, als bereits der Hirschhofer mit einem Satze bei seiner Tänzerin war, mit der Absicht, ihr auf die blühenden Lippen einen tüchtigen Kuß zu drücken, und trotz aller Abwehr der sich heftig sträubenden ungbäuerin gelang es auch dem Hünen ihr „Schmatze“ zu geben, daß es nur so „schnalzte“ Während aber die ganze urfidele Tanz¬ gesellschaft laut aufjubelte, riß sich Kathi im höchsten Zorn von der Umklammerung des Riesenmenschen los, verbarg ihr flam¬ mendes Gesicht in beide Hände und ent¬ eilte wie ein gehetztes Reh dem Saal, in¬ dem sie ihrem nur unfern gelegenen Hofe zulief Später, den ziemlich weiten Weg nim¬ mer scheuend, hatte Martl oft „Pam¬ perlesnacht“ gehalten, d. h. er war Mitt¬ woch und Samstag nach dortigem Ge¬ brauche zum Kammerfenster der Er¬ korenen gegangen und auf einem Wisch¬ baum zu diesem hinaufgestiegen, lange Zeit vergebens, bis endlich seine zähe Ausdauer die Spröde rührte, und sich vor ihm ihr Fensterl auftat! Als sittsame Maid gab aber die Schindlhoferin ihrem Liebhaber nur am halboffenen Fenster Gehör, und um ja allen üblen Schein und Nachrede zu vermeiden, ließ sich der
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