Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1905

150 schüsse verkündeten beim Versenken des Sarges in die Grube, daß der Verblichene auch an einem Feldzuge teilgenommen hatte In der Stadtpfarrkirche in Steyr fand am 15. Februar die Trauung des Zimmer¬ meisters Stephan Weidinger, Damberg¬ gasse, mit Sophie Reßler statt. Ferners fand an diesem Tage in Wien die Trauung des k. k. Gerichtsadjunkten Dr. August Wagner in Steyr mit der Bürgermeisters= und Realitätenbesitzers¬ tochter Julie Kubasta aus Amstetten statt. Die am Faschingmontag den 15. Februar in den reichdekorierten Saallokalitäten „Zum Schiff“ in Steyr vom Männergesangvereine „Kränzchen“ veranstaltete Faschingsunter¬ haltung Eine Bauernhochzeit in Tratten¬ bach“ nahm bei großartigem Besuche einen überaus gelungenen und fröhlichen Verlauf und werden sich die Teilnehmer derselben noch lange freundlichst erinnern. Mitte Februar wurde dem Landesgesetz bezüglich der Einhebung von erhöhten Taxen per 100 und 200 K für die freiwillige Auf¬ nahme, beziehungsweise Zusicherung der Aufnahme in den Gemeindeverband der Stadt Steyr die kaiserliche Sanktionerteilt. Um diese Zeit wurde zum Lehrer 2. Kl. an der Knabenvolksschule in Steyrdorf der prov. Lehrer 2. Kl. Max Männer in Steyr ernannt. Derselbe kam mit Ende des Schul¬ jahres als Lehrer nach Wien. Sein 90. Lebensjahr vollendete um diese Zeit der in Penzing bei Wien lebende Landes¬ gerichts=Präsident i. P. Josef R. v. Augusta, welcher von 1868 bis 1874 Präsident des k. k. Kreisgerichtes in Steyr war, von da zum Präsidenten des Landesgerichtes in Salzburg ernannt wurde und seit 1880 sich im Ruhestand befindet. R. v. Augusta war Gründer und erster Vorstand des Verschöne¬ rungsvereines in Steyr und der sogenannte „Präsidenten=Weg“ von der Neutorbrücke in Schönau längs der Enns hinauf zur Duckartstraße ist speziell sein Werk Dem Stiftsgärtner Josef Sixmayr in Kremsmünster wurde Mitte Februar die Ehrenmedaille für 40jährige treue Dienste verliehen Am16. Februar starb der 54jährige KnechtFranz Wimmer inWolfern, welcher 36 Jahre lang, mit Unterbrechung einer einjährigen Militärdienstzeit, dem Be¬ sitzer des Bergergutes, Florian Banglmayr, und redlich gedient hatte. treu Hochwürden Konsistorialrat Matthias Scheibenbogen, Direktor der barm¬ herzigen Schwestern in St. Anna in Steyr, beging am 20. Februar seinen 80. Geburts¬ tag. Der Gemeinderat ließ denselben durch den Bürgermeister aus diesem Anlasse in Anbetracht seines 43jährigen, ebenso ver¬ dienstvollen als opferwilligen Wirkens in Steyr beglückwünschen. In Weyer starb am 21. Februar der k. k. Landesgerichtsrat und Bezirksgerichts¬ vorsteher Leopold Nußbaumer im 56. Le¬ bensjahre. An dem Leichenbegängnisse des allseits hochgeachteten Mannes beteiligten sich die Gemeindevertretung, die Beamten¬ chaft, der Lehrkörper der Veteranenverein mit Fahne und Musik, eine Deputation der Feuerwehr und der Kath. Arbeiterverein. Die Leiche wurde nach Steyr überführt und daselbst am 23. beigesetzt, wobei sich die Spitzen des Kreis= und Bezirksgerichtes mit den Beamten sowie viele Honoratioren be¬ teiligten. Der Verblichene war ein Sohn der seinerzeitigen Gastwirts=Eheleute Nu߬ baumer in der Sierningerstraße Nr. 80 in Steyr. Die Witwe des Verstorbenen ist eine Schwester des gräfl. Lambergschen Kanzlisten Franz Gybl. Gelegentlich einer am 22. Februar statt¬ gehabten Monatsversammlung desGe¬ werbevereines in Steyr hielt der In¬ genieur und Patentanwalt Viktor Tischler aus Wien einen äußerst lehrreichen, inter¬ essanten Vortrag über Patente, Marken und Musterschutz. An diesem Tage starb in Steyr der verehelichte Schleifer= und Polierermeister Ferdinand Aitenböck im Alter von 36 Jahren. Derselbe war Mitglied der „Steyrer Liedertafel“ der Gesellschaft „Sängerlust“ der Freiwilligen Feuerwehr und des Bürgerkorps gewesen, welche ihm auch das letzte Geleite gaben. Weiters verschied am selben Tage in Steyr die verwaiste Kontoristin Katharina Resl, welche bei der Firma J. Reithoffers Söhne angestellt war, im jugendlichen Alter von 18 Jahren Der k. k. Bezirksschulinspektor Professor Anton Rolleder in Steyr, welcher im Vorjahre ein Geschichtswerk über die Stadt Odrau und deren Gerichtsbezirk verfaßt und herausgegeben, wurde zu dieser Zeit zum Ehrenbürger der Stadt Odrau ernannt. Das Diplom wurde demselben im April durch eine eigene Deputation aus Odrau überbracht. Bezirksschulinspektor Rolleder hat auch im Jahre 1894 eine „Heimalkünde von Steyr“, eine historisch=topögräphische Schilderung der politischen Bezirke Steyr Stadt und Land, herausgegeben, welche ein wertvolles Werk unserer heimatlichen Ge¬ chichte darstellt, so wie die Stadt Steyr bisher keines besessen. Bei beiden Buchaus¬ gaben widmete der Verfasser das Reiner¬ trägnis zu humanitären Stiftungenfür Lehrer. K. k. Bezirksschulinspektor Anton Rolleder ist Besitzer des goldenen Ver¬ dienstkreuzes mit der Krone und bekleidete seit vielen Jahren die Stelle des Vorstandstell¬ vertreters in dem so ungemein humanitär wirkenden „Vereine der Schulfreunde“ zu dessen Vorstand er als die hiezu berufenste

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