Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1905

146 Ischl, Graz usw. als Gehilfe tätig. 1855 nach Steyr zurückgekehrt wo er sich 1859 er verehelichte, übergab nach dem Tode eines Vaters 1862 die Schneiderei dem Bernhard Obermüller, während er die heute bestehende Möbelhandlung und =Leihanstalt begründete und immer mehr erweiterte. 1859 gründete er eine humanitäre Grünobergesell¬ schaft, welche in den 26 Jahren ihres Be¬ standes einen Mittelpunkt für die Gesellig¬ keit der Steyrer Bürgerschaft bildete. 1860 wurde er Vorstand des Männergesangver¬ eines „Kränzchen“ und Mitglied des Bürger¬ korps, an dessen Reorganisierung er sich 1861 hervorragend beteiligte. 1873 wurde er in demselben Musikinspektor und 1875 Haupt¬ mann. Als 1866 der Krieg ausbrach, war Tomitz einer der Eifrigsten, die für die Not¬ leidenden sammelten. 1875 begründete er an der Seite des damaligen Bürgermeisters Crammer den so segensreichen „Verein der Schulfreunde“ dessen verdienstvoller Vor¬ stand er seit 1879 gewesen; die beiden Insti¬ tutionen dieses Vereines, Suppenanstalt und Knabenhort, waren ihm sehr ans Herz ge¬ wachsen. Er war ein wahrer Vater der armen Schulkinder. 1875 wurde Franz Tomitz zum erstenmale in den Gemeinderat entsendet, dem er mit kurzen Unterbrechungen bis zum März 1901 angehörte, zu welcher Zeit er eine Wiederkandidatur ablehnte. Als Gemeinderat war kaiserl. Rat Tomitz Ob¬ mann der IV. Sektion, Mitglied des Stadt¬ schulrates, des Armenrates und des Kura¬ toriums der k. k. Fachschule für Eisen= und Stahlbearbeitung gewesen, in welchen Stel¬ lungen er ersprießlichst tätig war. 1875 war er auch an der Gründung der Pfandleih¬ anstalt beteiligt. 1876 arrangierte Tomitz die erste Gewerbeausstellung in Steyr und regte die Errichtung einer k. k. Fachschule sowie der Permanenten Gewerbeausstellung an. 1878 wurde er zum Obmanne des Zen¬ tralausschusses für das Fest des 500jährigen Bestandes des Bürgerkorps gewählt, welche Feier im Vereine mit dem Feste des 900jäh¬ rigen Bestandes der Stadt Steyr im Jahre 1880 stattfand. Mit großer Umsicht und seltenem Geschicke inszenierte er damals den herrlichen historischen Festzug, den er selbst im Kostüme des Jahres 1380 mit grün¬ weißem Lendner, Panzerärmeln und Panzer¬ schienen und mit einem Samtbarett in der Art des Toisonbaretts an der Spitze als Anführer in Begleitung zweier Pagen er¬ öffnete. Ferners leitete er die zugleich ver¬ anstaltete Industrie=Ausstellung, in welcher er den Führer Sr. Majestät des Kaisers machen durfte. Ein Jahr vorher war er Mitbegründer des Steyrer Gewerbevereines gewesen, als dessen Obmann er seither mit Ausnahme 1903 eifrigst und erfolgreichst tätig war. Seiner Initiative entsprang auch in den letzten Jahren die Gründung des Lehrlingsheims.Sein Geschick als unüber¬ trefflicher Arrangeur legte der Verblichene auch 1884 bei der großen Ausstellung in Steyr an den Tag, worauf er mit dem Ritterkreuze des Franz Josefsordens aus¬ gezeichnet wurde. 1884 führte er im Verein der Schulfreunde den Handfertigkeitsunter¬ richt ein, worauf 1888 über seine Anregung 74be¬ die Errichtung eines Knabenhortes chlossen wurde. In das Jahr 1884 fällt auch die Gründung des Komitees. zur Hebung des Fremdenverkehrs in Steyr, welche über seinen im Gemeinderate gestellten Antrag erfolgte, wie auch aus jener Zeit seine An¬ träge auf Regulierung des Stadtplatzes und den Bau einer Industriehalle zu erwähnen sind. 1889 stellte er ferners im Gemeinde¬ rate den Antrag auf Errichtung des Werndl¬ Monumentes. 1890 gab er die Anregung zur Herstellung eines Votivfensters in der Stadtpfarrkirche. Anläßlich der Kaiser¬ Jubiläums=Landesausstellung in Steyr 1898, wobei Franz Tomitz wieder in erster Linie als Arrangeur sich hervortat, erwarb er ich den Titel „kais. Rat“. Eine ganz her¬ vorragende Tätigkeit entwickelte kais. Rat Tomitz als Obmann des Fremdenverkehrs¬ Komitees, welcher es auch vornehmlich zuzu¬ chreiben ist, daß der Fremdenzuzug in den letzten Jahren eine solche Steigerung erfuhr. Kais. Rat Tomitz gehörte außerdem seit der Gründung der Freiw. Feuerwehr derselben an, war ferners langjähriges und äußerst eifriges Ausschußmitglied des Verschöne¬ rungsvereines, unterstützendes Mitglied der Gesellschaft der Musikfreunde, des Turn¬ vereines, Mitglied der Alpenvereins=Sektion und Mitglied oder Gönner vieler anderer owie der schon eingangs genannten Vereine. Kais. Rat Tomitz, dessen Gattin schon vor Jahren starb, hinterließ einen Sohn, Moritz, und eine Tochter, Cilli. — An dem imposanten Leichenbegängnisse beteiligten sich alle offi¬ ziellen und bürgerlichen Kreise Steyrs, die Schulkinder, Vereine und Korporationen kurz, eine unzählige Menschenmenge, die dem dahingeschiedenen, verdienstvollen Menschen¬ reunde in geziemender Weise die letzte Ehre erwies. Die Begräbniskosten wurden von der Stadtgemeinde getragen. Sein Andenken wird ein allzeit ehrenvolles bleiben. Die Freiwillige Feuerwehr in Aschach a. d. Steyr ernannte in ihrer Generalver¬ sammlung am 24. Jänner den Bürgermeister Eduard Garstenauer zum Ehrenhaupt¬ manne. Zum Hauptmanne wurde der Be¬ sitzer des Tanzmairgutes, Johann Gerst¬ mayr, gewählt, nachdem der bisherige Hauptmann, Schulleiter Hugo Ramnek, eine Wiederwahl ablehnte. Der k. k. Postassistent Franz Eckinger in Steyr vermählte sich am 25. Jänner mit der Arztenstochter Antonia Fellner von Kitzbühel in Maria Plain.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2