Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1905

124 Sie war die Mutter des Gastwirtes Markus Kammergraber in Lausa und des Besitzers des Gmainergutes in Losenstein Isidor Kammergraber. Zum Nachfolger des pensionierten För¬ sters Hofer von Brunnbach wurde zu dieser Zeit der k. k. Forstgehilfe Franz Hendrich von Reichraming ernannt. Am 10. Oktober hielt der neue politische Chef des Gerichtsbezirkes Neuhofen, Hofrat Graf Etzdorf von Linz, dortselbst den ersten Amtstag ab. Das Fest der silbernen Hochzeit feierte im Freundeskreise am11. Oktober der Waffenfabriksarbeiter Johann Mann, Vor¬ stand der Metallarbeiterverbands=Orts¬ gruppe Steyr, mit seiner Gattin Margarete, geb. Wieser. Unweit des Ledererhauses nächst der Bahnübersetzung in Sierning wurdeam 11. Oktober der 1840 in Wien geborene, auf der Reise befindliche Vergoldergehilfe Au¬ gustin Gärtner tot aufgefunden. Derselbe wartagsvorher in stark berauschtem Zustande gesehen worden und hatte die Nacht anstatt in der Verpflegsstation im Freien zugebracht, wobei er einem Herzschlage erlag. Am gleichen Tage hielt der Messerer¬ gehilfe Johann Stieglitz mit der Gast¬ wirtstochter Fanni Pils in Steinbach a. d. Steyr seine Hochzeit während die Eltern des Bräutigams, die Messerereheleute Stieglitz, dortselbst ihre silberne Hochzeit feierten. In Nußbach fand an diesem Tage unter großer Beteiligung des Volkes die Installa¬ tion des neuen hochw. Pfarrers P. Eugen Bredl durch den hochw. Dechant Ignaz Treml von Molln statt. Die Festpredigt hielt ein Bruder des ersteren, Hochw. P. Sigis¬ mund Bredl, Kapitular des Stiftes Hohenfurt und Pfarrer in Umlowitz. In der Nacht zum 12. Oktober wurde in Steyr in die im zweiten Stocke des rück¬ wärtigen Traktes des Rathauses befindliche Pfandleihanstalt in ungemein frecher Weise eingebrochen, wobei über 3000 Pre¬ tiosen im Werte von ungefähr 16.000 K (Schätzwert 13.387 K) entwendet wurden. Schon am 15. Oktober gelang es, einen der Täter in Wien zu verhaften. Es war dies der ledige Knecht Ignaz Buchberger, 1876 in Saxen, Bezirk Perg, geboren und in Schönau bei Freistadt heimatberechtigt. Derselbe war erst am 4. Oktober vom 14. Infanterie=Regimente in Innsbruck neuerlich desertiert, nachdem er dieserwegen bereits nachdienen mußte. Am 30. Oktober wurde dessen Komplize, der 1876 in Gries bei Bozen geborene Maler Eduard Kirch¬ ner welcher im September vom 4. Tiroler Kaiserjäger=Regiment krankheitshalber auf drei Monate beurlaubt worden war, in Zürich verhaftet. Beide wurden der k. u. k Militärbehörde in Wien überstellt. Der Großteil der gestohlenen Wertgegenstände wurde bei ihnen noch vorgefunden und der Steyrer Pfandleihanstalt retourniert, welche demnach nur einen Schaden von rund 3000 K erlitt. Die Bekanntschaft der beiden Ein¬ brecher datierte von früher her aus dem Zuchthause zu Garsten, wo Buchberger den verwegenen Einbruchsdiebstahl schon im Jahre 1895 ausgehegt haben soll. Von Steyr fuhren sie mit den gestohlenen Sachen nack Wien, wo sie einen bei der Zeugartillerie dienenden Bekannten aus dem Zuchthause, einen gewissen Karl Mildner, aufsuchten der ihnen den Rat gab, die Pretiosen bei einem Juwelier zu veräußern. Buchberger wurde jedoch dabei verhaftet, während es Kirchner gelang, in die Schweiz zu entfliehen; letzterer wurde, wie erwähnt, in Zürich ver¬ haftet. Kirchner entsprang aber am 29. Jänner wieder aus dem Garnisonsarreste der Alserkaserne in Wien mit noch zwei anderen Untersuchungshäftlingen und wurde von einer Verhaftung desselben bisher nichts bekannt. Ignaz Buchberger wurde vom Garnisonsgerichte in Wien zu vier Jahren schweren Kerkers verurteilt; Karl Mildner wurde jedoch freigesprochen. Ein langjähriger, verdienstvoller Kirchen¬ ältester der evangelischen Gemeinde in Steyr tarb am 12. Oktober mit dem 58 Jahre alten, verehelichten Werkzeugschlosser der österr. Waffenfabrik, Josef Urbanek. Durch mehr als 25 Jahre widmete der Ver¬ blichene als Presbyter in selten treuer, aufopfernder Weise seine Arbeitskraft dem Wohle der evangelischen Kirchengemeinde, wobei er sich auch ein großes Verdienst an dem Kirchenbaue erwarb. Er war der Vater der bekannten Musiker Gebrüder Ur¬ banek in Steyr Im Anwesen des Bauers Franz Stra߬ mair, vulgo Groß=Schreiner, in Haagen Nr. 15, Gemeinde Aschach, entstand an diesem Tage vormittags in der neben dem Hause befindlichen Streuhütte ein Brand, welchem das ganze Anwesen bis aufs Mauerwerk zum Opfer fiel. Außer den Fahrnissen verbrannten die ganze Fechsung und vier Ochsen. Der Besitzer war mit 9000 K versichert, doch überstieg der Schade diese Summe um ein Beträchtliches. Die geistes¬ chwache, 23jährige Magd Leopoldine Kohl hatte den Brand gelegt, indem sie eine glühende Kohle vom Ofen nahm und in die Streuhütte warf, angeblich aus Zorn wegen einer Züchtigung seitens des Bauers. Das Fest der goldenen Hochzeit feierte am selben Tage in Losenstein der Nagel¬ schmiedmeister, Krämer und Hausbesitzer am Steg in Stiedelsbach Nr. 24, Karl Stadl¬ berger, mit seiner Gattin Marie. Die kirchliche Einsegnung nahm der hochw Kooperator Johann Schrattenholzer von St. Valentin, ein Vetter des Jubel¬

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