schend an. Dieses hielt seinen Blick ruhig aus und erwiderte möglichst unbefangen aber eigenartig „Das weiß ich nicht, wen es nach euerem Hab gelüsten könnte, hochwürdigster Herr Ohm, hab den Gerold nicht genannt und niemand anderen im Sinn, ich sagte nur, ich wär vor¬ sichtiger als ihr und brächte niemand in —wollt mir meine Auf¬ Versuchung richtigkeit nicht übel deuten, hochwürdigster Herr Ohm! „Nein, nein, gewiß nicht, Gundel“ sagte der Abt und setzte, wie für sich gemeint, mit leisem Seufzer hinzu: „Etwas mehr Vorsicht gegen meine Mitmenschen könnte mir wirklich gut tun, habe ohnehin niemanden, der es ehrlich mit mir meinte im Kloster nicht und draußen noch weniger!“ „Doch“, fiel Gundel da hastig ein, „zwei Menschen kenn ich allein schon, die euch gewiß nur Gutes wünschen „Wer wären denn die, Gundel?“ „Die Mutter und ich, das glaubt nur, hochwürdigster Herr Ohm!“ Der Abt sah das Mädchen überrascht an, das hochrot vor innerer Erregung mit fast leuchtenden Blicken vor ihm stand Einen Augenblick schien es, als hätte er abweisende Worte des Zweifels für ihre Versicherung auf den Lippen, dann schien eine so oft mißbrauchte, große Güte plötz¬ lich zum Durchbruche gekommen zu sein, denn er näherte sich dem Mädchen, legte wie segnend die Hand auf ihr Haupt und sagte gerührt: „Recht, recht von dir, Gundel! Ich glaub das auch von meiner Schwester und von dir auch, und der anderen will ich mich schon erwehren! So du je etwas für dich brauchst, Gundel, vergiß den Weg nach Garsten nicht! Der Gerold ist bei mir entschuldigt, Gott mit dir, grüß mir meine Schwester! Die Gundel küßte dem Oheim, nicht minder ergriffen als dieser, in Ehrfurcht die Hand und ging rasch hinaus. Als sie die Stiege hinabeilte, hörte sie, wie der Abt die Gittertür am Gange wieder zuriegelte, und wäre beinahe mit einem 107 Manne unten am letzten Absatz der Stiege zusammengeprallt, der eben aus dem Hofe herein um die Vorhausecke auf die Stiege treten wollte. Was, du?“ tönte es ihr erfreut ent¬ gegen. „Ja, ich, Paul“, erwiderte Gundel ebenso erfreut über das Wiedersehen, „ich war beim hochwürdigsten Herrn Ohm droben. „Ah“, machte es Paul, wie ahnend, was die Gundel hergeführt, „haben deine Folgsamkeit wieder einmal benützt deine Quäler zu Haus und dich gesendet, hat aber nicht verstehen wollen, der Herr Abt, was? „Du irrst, Paul“, sage Gundel, gar nicht böse darüber daß er auf die Hab¬ ucht ihrer Angehörigen dachte, „deshalb, um Geld zu holen, war ich nicht beim hochwürdigsten Herrn Ohm, sagte ihm was anderes — hat mich aber ver¬ standen, das weiß ich jetzt genau, und ich bin so froh darüber, Paul, so froh Könnt die ganze Welt umarmen! „Teufel“, brauste Paul halb lachend halb ärgerlich heraus und nahm die Gundel bei der Hand, „die ganze Welt umarmen, das verbitt ich mir! Mich 1“ ja! Und das wünscht' ich mir „Ei, das ist doch nicht dein Ernst? frug Gundel und sah den Knappen schelmisch an, „läg dir vielleicht was an mir —7 „Und ob, Gundel! Du weißt nicht „Schon gut, ich will jetzt auch nichts wissen“, sprudelte Gundel, welche durch das Gelingen ihrer sich selbst gestellten Aufgabe, den Abt zu warnen, und durch das Zusammentreffen mit Paul in bester Laune war, lebhaft heraus, „hab keine Zeit und hier ist auch nicht der Ort dazu! Ein andermal darfst mir schon was sagen Gott mit dir, Paul!“ Sie drückte ihm warm die Hand, neigte sich zu seinem Ohr und flüsterte: „Du, Paul, gib mir auf den Leib¬ diener des Herrn Abtes etwas acht!“ Und draußen war sie auch schon aus Flur und Hof und durchs Tor, wie der Sturmwind, und der ganz paffe Paul sah
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2