94 stände, die zum Teil bereits blutig unterdrückt wurden, zum Teil noch fortdauern. Besonders Deutschland machte schlimme Erfahrungen mit seinen afrikanischen Kolonien, deren Bevölkerun¬ gen — wohl auch infolge der Fehler und Mi߬ griffe der von Deutschland eingesetzten Behörden und des Gebarens eines Teiles der Kolonisten — mit den Waffen in der Hand gegen die weißen Herren revoltierten und unter den deutschen Schutztruppen arg hausten. In Deutsch=Südwestafrika über¬ fiel ein Hottentottenstamm das deutsche Dorf Warmbad, brannte es nieder und massakrierte sämtliche deutsche Bewohner. Okahandja, Kari¬ bib, Windhoek und die Atjimbagrenze wurden von den aufrührerischen Eingeborenen schwer be¬ drängt. Die Hereros setzten sich durch Plünde¬ rungen in den Besitz guter Pferde und Waffen. Die Früchte jahrzehntelanger Arbeit wurden im Aufstandsgebiet vernichtet. Das geschah im Win¬ ter 1903/1904, und was der Winter begonnen setzte das Frühjahr fort. Die gegen die Auf¬ ständischen entsandte Kolonne Glasenapp wurde dezimiert u. s. f. Die Engländer hatten schwere Kämpfe gegen die Streitkräfte des Mullah und gegen die Somalis zu bestehen. In Marokko dauer¬ ten die Kämpfe zwischen dem Sultan und dem Prätendenten Bu=Hamara mit wechselndem Glücke fort. Im November 1903 wurde gemeldet, daß die Ruhe in Marokko wieder hergestellt sei. Am 16. April 1904 mußte aber wieder ein Kriegs¬ schiff des Sultans ein an der Küste des Landes entdecktes Rebellenlager bombardieren. Am 8. April 1904 wurde in London ein Kolo¬ nial=Uebereinkommen zwischen Frankreich und England unterzeichnet. Danach wird — was die Hauptsache anbelangt —Frankreich die Aktion Englands in Aegypten nicht behindern, wogegen England Frankreich das Recht einräumt, über die Ruhe in Marokko zu wachen. In Marokko wird die territoriale Un¬ verletzlichkeit und der Status quo der Regie¬ rung von England und Frankreich verbürgt. Am 28. Juli 1903 ist Prinz Sliman, ein Bruder des Bey von Tunis, plötzlich gestorben. Im Oktober 1903 stiftete König Leopold von Belgien einen neuen Kongo=Orden, wel¬ cher „der Orden Leopold II.“ benannt und für „Verdienste um unsere Person“ oder „als Merk¬ zeichen unserer Gunst“ verliehen wird. Am 8. September 1903 wurde das Kapparla¬ ment aufgelöst und am 18. Februar 1904 gab in Kapstadt Premierminister Sprigg seine Demission. An seine Stelle wurde Dr. Jame¬ son zum Gouverneur berufen, jener Mann, welcher den ersten Einfall nach Transvaal ver¬ sucht, der ein Vorläufer des Burenkrieges war Weit wärmeres Interesse als alle die bisher gemeldeten Tatsachen dürfte aber, bei den all¬ gemeinen Sympathien, welche die Buren in ihrem Kampfe um Unabhängigkeit, Recht und Besitz gegen England begleiteten, die Meldung für sich in Anspruch genommen haben, welche am 14. Juli 1904 aus Clarens im Kanton Waadt kam, die Nachricht nämlich, daß Paul Krüger, der frühere Präsident von Trans¬ vaal, dort an diesem Tage, durch Weltmeers¬ ferne von seiner Heimat getrennt, gestorben sei. Er war am 10. Oktober 1825 im Distrikt Colesberg in der Kapkolonie geboren; vom Jahre 1883 war er infolge stets erneuerter Wiederwahl Präsident der Republik Transvaal bis zu ihrem Untergange. Asten. Des Feldzuges, den Japan derzeit gegen Rußland führt, haben wir bereits im Eingang unseres Berichtes eingehend gedacht; es sei da¬ her nur noch ein innerpolitisches Ereignis hier erwähnt, welches dieses Land betrifft, die De¬ mission des Ministerpräsidenten Katsura dem sich die Minister für Unterricht, Eisenbahnen und Ackerbau anschlossen. Der Minister des Innern Baron Kodama übernahm zu seinem Amte auch das Unterrichtsportefeuille, Baron Sone das Eisenbahn= und Baron Kiura das Ackerbauportefeuille Am 16. September 1903 wurde Persiens Premierminister seines Postens enthoben und in die Verbannung geschickt. Die Motive dieser Maßnahme blieben unbekannt. Im August 1903 hatten die niederländischen Truppen einen Kampf mit Eingeborenen auf Sumatra zu bestehen. Sie blieben Sieger. Infolge eines Konflikts mit Tibet, dessen friedliche Lösung nicht möglich wurde, nahm im Monat November eine englische Militär=Expe¬ dition unter General Macdonald und Oberst Younghusband ihren Vormarsch gegen die Hauptstadt Tibets auf. Am 3. Augus 1904 zog die Expedition nach Besiegung des
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