Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1905

64 am Boden lag, zu sich. Dann bat er uns, her gemacht; so sind sie vor Entdeckung ihm hinaus zu folgen. sicher.“ „Fräulein!“ wendete er sich, sobald Mehr als eine Stunde verran. Dann die Türe hinter uns geschlossen war, an wurde wieder leise an die Hoftüre ge¬ meine Cousine, „der Mann ist für den pocht, und die ersehnte Hilfe war da. Augenblick unschädlich gemacht, und seine Franz öffnete nun ein Fenster in der Vor¬ Gefährten werden keinesfalls vor Mit¬ halle, das von außen vergittert war, und ternacht wagen, hier einzudringen. Die pfiffauf der kleinen Pfeife, die er vorher Pfeife hatte unzweifelhaft den Zweck dem Diebe abgenommen. Augenblicklich ihnen ein Zeichen zu geben. Wollen Sie erfolgte draußen gleiche Antwort, und 2“ nun so lange allein im Hause bleiben, bis zwei Manner näherten sich der Türe. Wir ich zur Wohnung des Kutschers geeilt bin traten in die Dunkelheit der Halle zurück und diesen um Beistand ins Dorf geschickt die Leute aus dem Dorfe stellten sich hinter habe. Bekommen wir Hilfe, so bemächti¬ die Türe. Diese wurde geräuschlos ge¬ " — gen wir uns der drei Räuber mit Leich¬ offnet. In demselben Augenblicke aber, tigkeit. wo die Räuber ihren Fuß über die „Aber man könnte Sie unterwegs an¬ Schwelle setzten, wurden sie ergriffen, greifen, vielleicht töten,“ entgegnete meine niedergeworfen und gebunden. Das alles Cousine ängstlich. geschah so rasch, daß den Besiegten gar „Seien Sie ohne Furcht, Fräulein. keine Zeit zum Widerstand geblieben war Ich gehe durch den Park und gelange so und sie sich ohne weiteres ergaben. Sie ungesehen bis zu des Kutschers Haus.“ wurden mit ihrem Genossen zusammen „Dann rasch,“ sagte Johanna ent¬ noch in derselben Nacht ins Dorf und von schlossen, und einen Moment später schloß dort unter verstärkter Begleitung in das ich die Hoftür hinter dem davoneilenden Gefängnis der nächsten Stadt gebracht. Diener. Daß wir in dieser Nacht, trotz der Ge¬ Minuten verrannen — sie däuchten uns wißheit, nichts mehr befürchten zu dürfen, ebensoviele Stunden. Endlich, nach einer doch nicht zur Ruhe gingen, ist wohl Viertelstunde angstvollen Wartens, er¬ selbstverständlich. Zwei Tage später kehrte tönte leises Klopfen. Wir öffneten behut¬ der Onkel zurück, und so groß sein Ent¬ sam, und Franz trat ein. setzen war, als er von der Gefahr hörte, „Alles ist besorgt, Fräulein,“ berichtete die uns bedroht, so groß war auch sein er. „Der Kutscher ist bereits fort und holt Dank gegen den treuen Diener, der uns einige handfeste Leute aus dem DorfeE. r durch seinen Mut und seine Geistesgegen¬ wird denselben Weg nehmen, den ichhier¬ wart aus dieser Gefahr errettet hatte. S Allerlei. Neues von Serenissimus. Sere¬ Motivierte Abweisung. Minister nissimus (mit Kindermann spazieren bietet gutgelaunt bei einem Rundgang gehend, treffen auf eine Wassermühle): durch die Kanzleien einem alten ver¬ „Was ist denn das, lieber Kindermann? dienten Rat eine Prise an, die dieser Kindermann: „Das ist eine Wasser¬ aber verlegen ablehnt): „Nun, warum mühle, Durchlaucht!“ —Serenissimus geben Sie mir einen Korb, lieber Hinkel¬ (nach einigen Minuten tiefen Nachsinnens): mann?“ — „Aeh, lieber Kindermann Wassermühle Hinkelmann: „Ich würde Exzel¬ aeh, habe effektiv noch nicht gewußt, daß lenz anniesen, und das darf ich doch geh, daß Wasser auch gemahlen wird.“ nicht!

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