Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1905

„Ist recht!“ sagte Eser und schob das Päckchen mit dem Pfandschein ein. Dicht vor dem Tore des Justizpalastes hielt ihn eine etwas schweratmige, dicke Fleischermeisterin auf, die in höchstem Sonntagsstaat angerauscht kam. „Aha, schmunzelte Doktor Eser vor sich hin. „Trumpel gegen Schwabblich wegen Körperverletzung — die beiden For 7 W. SS 1 □0 M—.— Srnentenmensenne e□ 2 6 1 2 W— □ *0 6 Amazonen! Was wünschen Sie, liebe Frau Trumpel?“ „Da ist der Zahn!“ keuchte diese. „Der Zahn, den sie mir herausgeschlagen hat mein bester Zahn!“ „Schön!“ sagte der Anwalt und nahm den besten aller Zähne an sich, um dann rasch den Dienstmann herbeizurufen und ihm dann das Päckchen für Nelly mit 57 einem süßen Billet zur Bestellung auf die Seelé zu binden. Eben schlug es neun Uhr. Eser eilte in den Garderobenraum im Souterrain und schlüpfte in seine Robe. „Ach,“ sagte er zu Rechtsanwalt Sandtner, seinem Gegner in der Trüm¬ pel=Schwabblich=Sache, „da habe ich das Corpus delicti — Sie können sich's ja mal inzwischen ansehen und es dann zur Verhandlung mitbringen — adien! Auf dem Korridor traf er im Vor¬ übereilen den Strafkammerdiener. „Sind Sie doch so gut, Lindner“, rief er, „und „ nehmen Sie einstweilen das Packchen zu sich, ich brauche es dann in der Sache Knipser wegen Unterschlagung. Nun trat er in den Sitzungssaal des Streitrichters am Amtsgericht. Sein Gegner, ein etwas nervöser, älterer An¬ walt, empfing ihn mit einer Flut von CSd 8 4 2 1 — Vorwürfen: „Warum waren Sie nicht gleich da? Nun können wir Stunden lang warten, bis wir daran kommen!“ „Na, na, entgegnete Doktor Eser lächelnd, „geduldigen Sie sich nur — was Sie heute erleben werden, wird Ihnen noch immer zu früh kommen!“ „Oho!“ rief der andere so laut, daß er sich dadurch einen Ordnungsruf des Rich¬

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