23 Gräfin Steinerk. (Nachdruck verboten.) Eine Erzählung von C. Helmer. Und ohne Bedauern verließ sie den n den glänzend erleuchteten Ballsaal und kehrte mit ihrem Gatten Sälen des herzoglich P'schen in ihr stilles Haus zurück. Palais hatte sich die Elite der M * * aristokratischen Welt der klei¬ * nen Hauptstadt versammelt. Ohne Aus¬ In einem kleinen, vom hellen Kamin¬ nahme waren die Geladenen erschienen, feuer behaglich erwärmten Gemache war wußte man doch, daß der Fürst selbst der Tisch gedeckt. Eine einzige große das Fest mit seiner Anwesenheit beehren Lampe, in der Mitte über dem Tische würde. Mit noch größerer Spannung hängend, warf ihr mildes Licht auf die sah man aber dem Erscheinen der jungen reiche, aber stilvolle Ausstattung des Gräfin Steineck entgegen, welche heute kleinen Raumes. zum erstenmale in der Gesellschaft er¬ Gräfin Steineck hatte ihren Anzug schien; war ihr doch der Ruf einer solch nicht gewechselt. Der weiße Atlas ihres wunderbaren Schönheit, eines so selte¬ Gewandes erschien jetzt, von dem rötlichen nen Liebreizes vorangegangen, daß die Scheine des Feuers übergossen, in magi¬ Erwartungen aller aufs höchste gespannt schem Glanze. Dazu leuchteten die Dia¬ waren. Und man sah sich in diesen Er¬ manten wie funkelnde Sterne, aber dem wartungen nicht getäuscht. Als sie am strahlenden Glanze ihres Auges kamen Arme ihres Gemahls den Saal betrat, ie nicht gleich. Sie war so viel schöner war wohl keiner, der nicht von Bewun¬ jetzt noch, plaudernd und lachend im ver¬ derung und Entzücken hingerissen wurde. trauten Kreise, als sie auf dem Balle ge¬ Der Fürst selbst huldigte ihrer Schönheit, wesen, wo sie sich eine gewisse Reserve auf¬ indem er sie zum Tanz aufforderte erlegte. eine Ehre, die nur wenigen außer ihr zu¬ Ihr Gatte sowohl wie Baron Born¬ teil wurde. Und doch schien diese junge heim, ein intimer Freund des Hauses, strahlend schöne Frau nicht glücklich. Es der das gräfliche Paar begleitet, waren gab Augenblicke, wo ein tiefes, unausge¬ hingerissen von ihrer Liebenswürdigkeit. sprochenes Weh über ihr liebliches Antlitz Im Laufe des Gespräches fragte der zog, wo sie die kleinen Hände krampfhaft Freund den Grafen nach seinen Plänen ineinander schlang, um die Qual ihres für den Sommer. Dieser sprach seinen Herzens nicht laut werden zu lassen. Eben Wunsch aus, den alten Familiensitz der jetzt hatte sie sich, vom Tanze ausruhend, Grafen Steineck wiederzusehen und dort in den Schatten einer jener Pflanzen¬ den Sommer zu verleben, fügte aber mit gruppen, die zum Schmucke des Saales Ge¬ einem freundlichen Blick auf seine überall aufgestellt waren, zurückgezogen. Ort mahlin hinzu: „Beatrice liebt diesen Sie wähnte sich allein und wieder trat aber nicht, und da ist es selbstredend, daß jener jähe Wechsel in dem Ausdruck ihrer wir ein anderes Reiseziel wählen.“ Mienen zutage. „Nein, ich gehe wirklich nicht gern nach Da kam ihr Gatte, der sie gesucht, eilig Eckartshausen“ sagte die Gräfin, indem heran. Er erschrak bei ihrem Anblick, und sie sich rasch erhob, „ich liebe den Ort liebevoll sich zu ihr niederbeugend, fragte nicht, und“ fügte sie in ihrer liebens¬ er zärtlich: „Bist du müde, Beatrice? würdigen Weise hinzu, „mein sehnlichster Sollen wir lieber nach Hause fahren?“ Wunsch ist nun einmal, einen Sommer Ein warmes Rot trat bei dem Tone in der Schweiz zuzubringen.“ seiner Stimme in ihre eben noch so blei¬ „Und ich erfülle dir gern diesen chen Wangen. „O ja, laß uns fort“ bat Wunsch“, sagte Graf Steineck, „wir sie, „mir wird wohler sein fern von dem gehen, wohin du willst.“ Glanze und Geräusch des Festes.“
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