Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

198 Werkzeug= und Waffenschmiede. Scher¬ messerer undScherenschmiede waren in Sierninghofen, Neuzeug und Steinbach, wie Fuchslehner. Der letzte Scherenschmied in Steyr war Josef Stirl junior an der Stepr, doch sind es schon mehr als 20 Jahre, daß derselbe gestorben ist Don Nadlern waren die letzten Matthias Berger, F in der Kollergasse, und Anton Riegler, † 1900 in der Sierningerstraße. Der letzte Spicknadel=Fabrikant war Josef Schartinger † 1898, und der letzte Schuheiselmacher Josef Schatz. Der letzte Zollstabmacher war Franz Buchberger, † 1895. Er wohnte im soge¬ nannten Brittingerhaus in der Gleinkergasse. Die älteren Zollstäbe sind aus Fischbein, die späteren aus Eisen, Messing und Holz an¬ gefertigt. Noch manche werden sich des kleinen bucklichen Männleins mit Namen Johann Hutter erinnern, welches an der Schloßmauer eines von den kleinen Gewölben innehatte, we es seine selbsterzeugten Barometer feilhielt. Er starb im Jahre 1885. Ein Bethenmacher, welcher Rosen¬ kränze aus Holzkügelchen anfertigte, war in Pernzell bei Leonstein. Das Häuschen, in welchem er wohnte, heißt heute noch das Bethenmacherhaus, sowie jenes in der Damberg gasse das Pfeiferlmacherhaus genannt wird weil ein Pfeifenmacher darinnen wohnte, welcher Pfeifen aus Holz schnitzte. Eine eigene Zunft bildeten die Löffel¬ macher, wie der im Museum befindliche große Zinnhumpen bezeugt, auf welchem Löffel ich befinden. Doch dürften diese Löffelmacher nur Löffeln aus Messing gemacht haben, wenigstens fand ich nur auf diesen die Marke Solche Löffelmacher waren in Steyr, Grünburg und Kleinraming. Löffelmacher gab es auch in Dichlern und Molln, doch erzeugten selbe nur bemalene Holzlöffel. In der Umgebung Steyrs existierten auch eigene Spinnradlmacher; meines Wissens lebt nur mehr einer in Gleink. Die Krippenmacher waren meist arme alte Männer, die sich mit Anfertigung der Figürchen aus Ton und dem Zusammenstellen der Krippen ihr Brot verdienten. Einstmals gab es keine Christbäume wie jetzt. Am Vor¬ abende Sankt Nikolaus brachte Knecht Ruprecht den Kleinen die Gaben. Am Christabende wurden die Krippen beleuchtet und Krippenlieder ge¬ sungen, wodurch die Gedanken der Kinder mehr auf den eigentlichen Zweck der Feier gerichtet wurden, während bei der Christbaum=Feier die Hauptsache die Geschenke sind. In Dambach, Ternberg und in der „Hölle“ gab es arme Leute, die sich mit Bemalen der Glasbilder ihren Unterhalt verschafften. Der älteste Buchdrucker war Franz Zachäus Auinger, Ende des 17. Jahrhunderts. Johann Roßmann dürfte nur kurze Zeit bestanden haben, da ich von ihm nur ein ein¬ ziges Druckwerk vom Jahre 1709 gefunden habe. Josef Grünwald übte dieses Geschäft un¬ gefähr bis 1720, Johann Jahn um 1740 Gregori Menhardt von 1750 bis 1770 Josef Medter Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts und Abraham Wimmer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Später kamen Josef Greis und Michael Haas. Dapierer waren ziemlich stark vertreten Auch sie sind der Konkurrenz gewichen und heute besteht nur mehr die Hofmannsche Dapier mühle Kartenmacher: Wenzl Schöbl ar¬ beitete in Stepr um 1850 bis nach 1840. Ihm folgte sein Stiefsohn Geilhofer, der letzte Kartenmacher in Steyr, welcher noch nach 1860 gearbeitet haben soll. Sein Dater hatte in der Oelberggasse ein Haus, später verkaufte er es und zog nach Steprdorf in das jetzige Faatzhaus. Er soll nur deutsche Karten ge¬ macht haben, doch kommen auch Tarock= und französische Karten mit seiner Marke vor. Er soll die Marotte gehabt haben, nur stets eine gewisse Anzahl von Karten anzufertigen; da der Bedarf jedoch größer war als sein Dorrat reichte so ließen sich die Tabakverschleißer Karten aus anderen Städten bringen, und da diese besser und feiner waren als diejenigen, welche Geilhofer erzeugte, so mußte er das Ge¬ schäft einstellen. Von Wachsbossierern, welche sich mit Anfertigen der seinerzeit so beliebten Arbeiter aus Wachs, wie: Porträts, Figürchen, Blumen Obst 2c., beschäftigten, war einer der tüchtigsten und produktivsten in Oberösterreich J. Meis in Aigen, von welchem noch manche Erzeugnisse, namentlich Gruppenbilder und mpthologische Darstellungen erhalten blieben. Doch mißbrauchte er seine Kunstfertigkeit, indem er die ihm an¬ vertrauten Goldstücke, welche für Wachsbilder als Beste bei Schießen und Regelscheiben be¬ timmt waren, so täuschend aus Wachs imitierte, daß man ihm erst später auf diese Fälschungen kam. Dieses sowie seine mißlichen pekuniären Verhältnisse sollen ihn in den Schuldturm zu Linz gebracht haben, wo er noch in den 40er=Jahren dasGeschäft betrieb. Alle diese Gewerbe und Klein=Industrien existieren heute nicht mehr, sie sind mit der alten Blütezeit Steyrs verschwunden. S

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