Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

196. Schulbezirkes Steyr Suppenanstalten In der heurigen Saison hielten und fern. bestanden, welche insgesamt 98.473 Portio¬ der Kneipparzt Dr. Stephan Puchy in nen Suppe an Schulkinder zur Verteilung Steyr und Rittmeister Fritsch aus Wien, gebracht haben. Weiters standen an 29 ein verdienstvoller Förderer der Kneipp¬ Schulstationen 1454 Paare Wechselschuhe ache, mehrere interessante Vorträge, welche den Schulkindern zur Verfügung. Auch im sich eines zahlreichen Zuspruches erfreuten. Schulbezirke Kirchdorf sind Suppen=An¬ Die Kneippkuranstalt des Kneippvereines stalten fast an allen Schulen eingerichtet. in Steyr genießt bereits den besten Ruf. Die Landwirtschaft hatte ein ziem¬ Die humanitären Bestrebungen fanden günstiges Erträgnis der Kulturen in lich überall wärmste Förderung. So haben im den meisten Gegenden zu verzeichnen. letzten Winter an 32 Schulstationen des ——— Steyrer Gewerbe. Einiges über die alten Kautsch. Don Marianne antwortete er: „Du lieber Himmel, es will Als im Jahre 1885 eine kleine Gesellschaft mir ja niemand dafür etwas geben und er zu dem Zwecke, in Steyr ein Museum zu gründen, hat doch einmal so viel Geld gekostet, und sich zusammengefunden hatte, stellte ich mir die dann wird ja doch wieder die Zeit kommen. Aufgabe, die noch möglicherweise vorhandenen Armer — wo das Geschäft „gehend wird“ Reste von Erzeugnissen der einst so vielfältigen Mann, den seine schwachen Füße schon lange Gewerbe zu sammeln, um sie als Erinnerung nicht mehr außer das Stadtgebiet getragen, an Steprs Blütezeit im Museum aufzustellen. du weißt nicht, daß nun in allen Orten und Diese Gänge waren wohl sehr ernst und traurig, Ländern die Fabriken wie die Dilze hervor¬ denn sie führten mich meist zum Bürgerspital geschossen sind, in welchen die Maschinen oder Armenhaus, wo ich die einst so wohl¬ kreischen und hämmern und in einer Stunde habenden und angesehenen Meister aufsuchen mehr erzeugen, als du in Monaten zu schaffen mußte. Fürwahr, ein trauriges Los für solche, imstande warst! die ihr ganzes Leben der ehrlichen Arbeit und In der Stadt Steyr wurde einstens gar einem regen Schaffen gewidmet hatten! Bei vieles, vieles erzeugt, was der Mensch zum enen war freilich nichts mehr zu finden, denn Leben bedarf, und der Ueberfluß wurde durch ie hatten ja nur mehr das Notdürftigste in die Kaufleute auf Märkte und Messen sowie auf ihren kleinen Truhen mitgebracht, doch erfuhr Schiffen in ferne Länder gebracht. Eine alte ich durch sie manche Namen und Daten, die Frau, die schon lange unter der Erde ruht, für die Geschichte der ehemaligen Gewerbe erzählte mir, daß sie, als sie als junges Mädchen Steprs von Interesse sind. einmal in Steyr war, über die Lebhaftigkeit Doch gab es noch manche, welchen ihre und den großen Gewerbebetrieb sehr erstaunte. ersparten Groschen den Luxus eines eigenen Da gab es in den Geschäftshäusern ein Lärmen, Heims erlaubten. „Ein eigener Herd ist Goldes Hämmern, Klopfen und Singen und überall wert; ist er auch arm, so ist er doch warm“ ah man heitere, vergnügte Gesichter. Das muß heißt ein altes Sprichwort. Don einer besonderen reilich schon lange aus sein, daß in unserer Wärme war zwar in den düsteren, feuchten lieben Steprerstadt die Gewerbetreibenden lachten Kämmerchen nichts zu verspüren, aber immer¬ etzt begegnet man nur mehr sorgenvollen, ver¬ hin ist man darinnen sein eigener Herr und drießlichen Gesichtern. Und am Lande ist es von dem liebgewonnenen Hausgeräte umgeben, nicht besser. In den einst so betriebsamen welchem man sich so schwer trennt. von Gräben ist es gar still geworden und die halb¬ In dem kleinen Rüchenraume ist die Dreh¬ verfallenen Nagelschmieden mit ihren schwarzen bank, der Amboß und sonstiges Arbeitsgeräte toten Rauchfängen erwecken in dem Wanderer untergebracht, aber dichter Staub und Rost —Hie und da gar melancholische Gedanken. lagern darauf. Ach, es ist auch schon so lange ieht man noch ein Täfelchen, auf welchem Und dort im aus, daß sie benützt wurden! ein Weberschifflein aufgezeichnet, an den Hütten Winkel kauert der alte Meister, frierend beim hängen, in der Kammer steht auch noch der kalten Ofen, viel Kummer und Sorgen haben alte Webstuhl, aber der Weber wartet umsonst rühzeitig sein Gesicht altern, seine Haare er¬ auf Arbeit, denn in den Bauernhäusern wird bleichen gemacht, oft halberblindet, was meistens nicht mehr gesponnen, seitdem die Fabriken so das Los der Nagelschmiede war, da der Qualm billige Leinwand erzeugen. Auch in Stepr selbst beim Verzinnen der Nägel den Augen sehr gab es viele Weber und Zeugmacher. Nach chädlich war. Auf meine Frage, warum er den Dritz' Geschichte von Steyr waren im Jahre 1857 überflüssigen Werkzeug nicht lieber verkaufe,

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