Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

wirkte derselbe an der Aichetschule. Von 1871 bis 1880 gehörte er dem Gemeinderate an und war als solcher durch sechs Jahre Obmann der Schul= und Armensektion, und von 1870 bis 1897 war er Mitglied des . k. Stadtschulrates. Er ist Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes und der Ehren¬ medaille für 40jährige treue Dienstleistung. Die „Steyrer Liedertafel“ brachte ihm als ihrem langjährigen Mitgliede aus Anlaß seiner Ernennung zum Ehrenbürger eine Serenade dar. Dem hochverdienten Schul¬ — manne wurde am 15. Juli im Schulhause nach dem Dankgottesdienste zum Schlusse des Schuljahres seitens des Lehrkörpers und der Schülerinnen der V. Klasse eine herzliche kleine Jubiläumsfeier veranstaltet. Leider traf den gefeierten Ehrenbürger durch den Tod seiner am 30. August im 65. Lebensjahre verschiedenen Gattin Rosalie Wenhart tiefe Betrübnis. Die Verblichene, eine allseits hochgeschätzte Frau, lebte mit ihrem Gatten durch 42 Jahre in glücklicher Ehe. —Anfangs September erteilte der o.=ö. Landesausschuß eine Zustimmung zur Pensionierung des Schuldirektors Wenhart und am 13. Sep¬ tember wurde demselben das Ehrenbürger¬ Diplom der Stadt Steyr überreicht. Schul¬ direktor Wenhart führt die Geschäfte der Schulleitung bis zur Neubesetzung seines Postens fort. In der Gemeinderatssitzung am 5. Juni wurden ferners in den Stadtschulrat als Delegierte der Stadtgemeinde wiedergewählt: Edmund Aelschker, Oberrealschuldirektor, Med.=Dr. Albert Clessin, Vizebürgermeister Lang und k. k. Notar R. v. Weismayr. Seit zwei Jahren trieb in Kienberg, Gemeinde Ternberg, eine Spiritisten¬ Gesellschaft ihr Unwesen, an deren Spitze ein gewisser August Zemsauer tand, welcher das Medium abgab und den Besitzerseheleuten Franz und Antonie Weyer¬ mayr am Wagnerebnergute in Kienberg derart den Kopf verdrehte, daß diese fast um Hab und Gut kamen. Das frivole Treiben des Zemsauer brachte am 5. Juni ihn und 7 andere aus Kienberg und Umgebung, darunter auch die von ihm betörten Ehe¬ eute Weyermayr, auf die Anklagebank des k. k. Kreisgerichtes in Steyr. Die Ver¬ handlung drehte sich um sechs Delikte: Be¬ trug durch Ablegung falscher Zeugnisse bei Gericht, Bewerbung um falsches Zeugnis, Exekutionsvereitlung, Uebertretung des Ver¬ einsgesetzes und Kurpfuscherei. August Zem¬ auer, Holzschnitzer, 27Jahre alt, aus Molln gebürtig, verheiratet erhielt 18 Monate ein¬ der fachen Kerkers; von Anklage wegen Kur¬ pfuscherei wurde er reigesprochen. Die übrigen 17 Angeklagtenwurden zu Kerker¬ strafen in der Dauer von einem bis zu sechs Monaten verurteilt. 177 In Kleinraming fand am 7. Juni die gründende Versammlung der dortigen Frei¬ willigen Feuerwehr statt. Zum Hauptmanne wurde Josef Wimmer, zu dessen Stellvertreter Eduard Feichtl, zum Löschmeister der Schmied Josef Spatt gewählt. Letzterer sowie Schulleiter Hans Schnögaß, welcher zum Schriftführer und Säckelwart gewählt wurde, hatten sich um die Gründung der Wehr und die Anschaffung der Spritze, deren erste Probe schon am 22. März stattgefunden hatte, große Ver¬ Volksschuldirektor Wenzel Wenhart in Steyr. dienste erworben. Es meldeten sich sofort 40 Mitglieder. In Allhaming fand am selben Tage die Weihe von drei neuen, im F=Akkord ge¬ timmten Glocken statt. Die Weihe wurde vom hochw. Kanonikus und Dechant Johann Edtbauer in Wels vorgenommen. Die Glocken, welche aus der bestbekannten Glocken¬ gießerei Gugg in Linz stammen, wurden vom Zimmermeister Kolm aus Neuhofen in den neuerbauten Turm aufgezogen. Die in Ver¬ größerung und Restaurierung begriffen ge¬ wesene Kirche konnte die zahlreich erschienenen Andächtigen nicht fassen. Gespendet wurden die Glocken, und zwar die große, 820 kg 12

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2