Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

176 Am gleichen Tage fand in Molln die Hochzeit des Maultrommelmachersund Kommandanten der dortigen Ehrengarde, Ludwig Wimmer, mit der Maultrommel¬ macherstochter Marie Rohrauer statt. Weiters vermählte sich an diesem Tage derGastwirtssohn Josef Narbeshuber in Sipbachzell in der dortigen Pfarrkirche mit der Hausbesitzerstochter Marie Kiener von Großkrottendorf. Die Neuvermählten übernahmen das der Mutter des ersteren gehörige Schmiedwirtshaus in Sipbachzell. An seinem 80. Geburtstage, den 3. Juni, starb im St. Johanns=Spitale in Salz¬ burg kaiserlicher Rat, Med. Dr. Alois Spängler, der bestverdiente Ehrenbürger der Stadt Steyr. Er erlag einem Fußleiden, welches so bedenkliche Formen angenommen hatte, daß sich der geistig vollkommen frische Greis in das St. Johannsspital begab, um sich einer Operation zu unterziehen, wozu es jedoch infolge der großen körperlichen Schwäche des Patienten nicht kam. Am 2. Juni 1894 hatte im Kasinosaale in Steyr die 70. Geburtstagsfeier des allseits be¬ liebten Mannes unter Beteiligung zahlreicher Vereine und Korporationen in solenner Weise stattgefunden, wobei das vielfache Verdienst desselben in gebührender Weise gewürdigt und ihm damals das Ehren¬ bürgerdiplom überreicht worden war. Dr. Alois Spängler war Ehrenmitglied, be¬ ziehungsweise Jubilar oder Gründer: der „Steyrer Liedertafel“, welche er durch 22 Jahre als Vorstand leitete, des Männer¬ gesangvereines „Kränzchen“ des Turnver¬ eins, der freiwilligen Feuerwehr, der Sektion Steyr des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereines, des Deutschen Schulvereines, des Fortschrittsvereines, des Stenographen¬ vereines, des Musikvereines, des Vereines der Schulfreunde 2c. 2c. Als Burschenschafter war er Legionär im Jahre 1848 gewesen. 1851 hatte sich Dr. Spängler in Steyr als Arzt niedergelassen. Beim Inslebentreten der Schulgesetze von 1869 wurde er vom Steyrer Gemeinderate, dessen Mitglied er viele Jahre gewesen, in den Stadtschulrat entsendet, welche Stelle er als Vorstandstell¬ vertreter bis zu seiner anfangs November 1898 erfolgten Uebersiedlung nach Salzburg bekleidete. In seinem ärztlichen Berufe von größtem Pflichteifer beseelt, zeigte sich sein menschenfreundliches Herz bei jeder Gelegen¬ heit stets bereit, ratend, tröstend und helfend einzuwirken und in uneigennützigster Weise seine Hilfe in den Dienst der Menschheit zu stellen. Sein Hingang erweckte daher in Steyr wo er beinahe ein halbes Jahrhundert lebte, allseitige Teilnahme. Er war der Onkel des Advokaten Dr. Hermann Spaengler in Steyr. An seinem Leichenbegängnisse in Salzburg nahmen von Steyr außer seinen Verwandten daselbst auch Abgesandte der Steyrer Liedertafel teil. Er wurde an der Seite seines ihm vor wenigen Monaten im Tode vorangegangenen Bruders Karl bei¬ gesetzt. Wir haben das Bildnis des unver¬ Steyrs schon im geßlichen Ehrenbürgers Kalender für das Jahr 1895 gebracht Bei einem heftigen Gewitter am 3. Juni abends brannte das in der Gemeinde St. Ulrich gelegene Sassergut zu Ebers¬ egg infolge Blitzschlages nieder. Der Be¬ sitzer Johann Holzer erlitt einen Schaden von zirka 9000 K, welcher durch Versicherung ziemlich gedeckt war. Am selben Tage frühmorgens brach im sogenannten Gaspelmairhaus (Wöhardt) zu Brandstatt, Gemeinde Piberbach, ein Feuer aus, welches sowohl dieses als auch das angebaute Haus des Karl Holzinger einäscherte. Das Vieh bis auf drei Schweine konnte gerettet werden. Die Feuerwehr von Thanstetten erschien auf dem Brandplatze. Ein bösartiges Lungenleiden raffte am 4. Juni den talentierten Schüler der VII. Klasse der k. k. Staats=Oberrealschule in Steyr, Franz Pillinger, zum großen Schmerze seiner Eltern dahin. Der Verstorbene stand erst im Alter von 17 Jahren. Am selben Tage wurde dem Privaten Anton Landerl in Sierning das Ehren¬ bürgerdiplom dieser Gemeinde durch die Anton Gemeindevertretung überreicht. Landerl, ein durch seinen Wohltätigkeitssinn in weiten Kreisen bekannter und hochgeachteter Mann, der Stifter des Krankenhauses in Sierning, war am 6. April in Anerkennung einer vielen Verdienste um das Wohl des Gemeinwesens Siernings vom Gemeinde¬ ausschusse zum Ehrenbürger ernannt worden. Im Stifte Schlierbach verschied an diesem Tage der hochw. Prior P. Eberhard Bauer nach längerem Leiden. Derselbe war 1841 in Ried (Innkreis) geboren, trat nach Vollendung seiner Gymnasialstudien in Linz im Jahre 1862 ins Stift Schlierback ein und wurde 1867 zum Priester geweiht. Er wirkte als Kooperator in Klaus und Wartberg, wurde 1874 Pfarrverweser in Klaus, wo er segensreich wirkte, und 1900 Prior des Stiftes. Dem in der Gemeinde Piberbach seit mehr als 40 Jahren verdienstvoll wirkenden Gemeindesekretär Johann Lederhilger welchem schon früher die Ehrenmedaille für 40jährige treue Dienste verliehen worden war, wurde vom Gemeindeausschusse am 4. Juni das Ehrenbürgerdiplom überreicht. In der Sitzung des Gemeinderates der Stadt Steyr am 5. Juni wurde der Volks¬ schuldirektor Wenzel Wenhart in Steyr in besonderer Anerkennung seiner Verdienste um das Schulwesen der Stadt zum Ehren¬ bürger ernannt. Am 31. August vollendete dieser verdienstvolle Schulmann das 50. Jahr einer Berufstätigkeit und seit Oktober 1854

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