Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

Er war einer alten Steyrer Familie ent¬ prossen und erlernte die Fleischhauerei, wurde in späterer Zeit Pächter der ehe¬ maligen Werndlschen Bierhalle, übernahm odann die Restauration „Zur Waffenfabrik“ und war eine Reihe von Jahren Besitzer des Gasthofes „Zum goldenen Pflug“. Er wurde unter ungemein zahlreicher, ehrender Beteiligung zu Grabe getragen. An seinem Leichenbegängnisse beteiligte sich auch die Turnerschaft, da er Herbergsvater der „Jahn¬ kneipe“ war. Mit Ende Mai schied der k. k. Landes¬ gerichtsrat Emil R. v. Anzenberger, ein hochgeachtetes und sehr beliebtes Mitglied des k. k. Kreisgerichtes Steyr infolge Kränk¬ dem aktiven Richterberufe. lichkeit aus Landesgerichtsrat v. Anzenberger hatte in Steyr viele Jahre als Gerichtsadjunkt, Staatsanwaltsubstitut und Landesgerichts¬ rat gewirkt. Er zeichnete sich in Ausübung seines Amtes als Vorsitzender des Erkennt¬ durch tiefen Gerechtigkeitssinn nisgerichtes und großen Pflichteifer, gepaart mit Milde, owie durch seine Liebenswürdigkeit im gesell¬ chaftlichen Umgange aus und behielt auch ür weiterhin seinen Aufenthalt in Steyr. selben Zeit wurden die Werk¬ Zur meistergehilfen an der k. k. Fachschule für Eisen= und Stahlbearbeitung in Steyr, Franz Grillmayr und FranzLauterbach, zu Werkmeistern an dieser Anstalt ernannt. Der Privatbeamtenverein Oberöster¬ reichs und der Verein der Oberösterreicher in Wien veranstalteten zu den Pfingst¬ eiertagen, 31. Mai und 1. Juni, einen Ausflug mit Separatzügen nach Gmunden, an welchem sich auch der Privatbeamten¬ verein von Steyr beteiligte. Das Pfingstwetter war im allgemeinen ehr schön bis auf einzelne lokale Gewitter¬ bildungen. So gab es am Pfingstsonntag B. vormittags in der Linzer Gegend ein z. tarkes Gewitter mit Hagelschlag, nachmittags ein solches im Krems= und oberen Ennstale. Der Montag erfreute sich bei uns wieder der vollen Wettergunst, während im steirischen Oberland gegen abends an mehreren Stellen Gewitter niedergingen. Der zu Pfingsten in Wien stattgehabte Kongreß der Lehrer für Knabenhand¬ arbeit war mit einer Ausstellung von Lehrer¬ und Zöglingsarbeiten verbunden, welche auch eitens des Kaiser=Franz=Josef=Knabenhortes in Steyr beschickt wurde. Die Arbeiten des Steyrer Knabenhortes fanden ehrende Be¬ achtung und lobendste Anerkennung. Am 1. Juni beging das uniformierte Schützenkorps in Micheldorf das Fest einer Fahnenweihe, verbunden mit seinem 122 jährigen Gründungsfeste und dem Jubel¬ feste seines greisen Vorstandes Franz Exl, Tischlermeisters dortselbst, welcher schon 52 Jahre dem Korps angehört. In dem 175 festlich geschmückten Orte waren zur Feier Bürgerkorps und Veteranenvereine von Bad Hall, Grünburg, Kematen, Kirchdorf, Krems¬ münster, Magdalenaberg, Molln, Neuhofen, Pettenbach, Schlierbach, Steinbach a. d. Steyr, Steyr, Vöcklabruck, Wartberg, Wels und Windischgarsten mit mehreren Musikkapellen im ganzen über 600 Mann, erschienen. Das Steyrer Bürgerkorps war in der Stärke einem Kommandanten von 103 Mann mit Viktor Ortler und der vollständigen Musik¬ Letztere erregte durch kapelle gekommen. ihre prächtigen Musikstücke die allgemeine Aufmerksamkeit und stürmischen Beifall. Die eierliche Feldmesse zelebrierte Abt Gerard Haslroither von Schlierbach, welcher auch die Fahnenweihe vornahm. Fahnenmutter war die Realitätenbesitzerin Marie Schreiner welche die neue prächtige Fahne gespendet hatte. Schützenkorpshauptmann Exl, ein gebürtiger Stadt Steyrer, war anläßlich Jubelfestes zum Ehrenhauptmann eines ernannt worden. Weiters fand eine Fest¬ tafel und nachmittags Konzerte der ver¬ chiedenen Musikkapellen statt. Von Mittag an gingen leider wiederholt starke Gewitter¬ regen nieder. An dem Feste nahm auch Be¬ zirkshauptmann Graf Schmidegg, Reichs¬ ratsabgeordneter Professor Erb Bürger¬ meister Johann Schlager, die Geistlichkeit, viele Ehrenfräulein und sonstige geladene Festgäste teil. Die Postexpeditorin Marie Lukesch in Grünburg, welche seit dem Jahre 1894 beim dortigen Postamte wirkte, wurde anfangs Juni zur Posthilfsbeamtin für Aschach a. d. Donau ernannt. In der zweiten Schwurgerichts¬ periode dieses Jahres in Steyr, anfangs Juni, wurden verurteilt: Der 29 Jahre alte, aus Sierning gebürtige und dortselbst eimatberechtigte, ledige Bäckergehilfe Jo¬ ann Auracher, welcher falsche Fünf¬ kronen=Stücke verfertigte und in Steyr aus¬ jeben wollte, was ihm jedoch mißlang, wegen Verbrechens der Münzverfälschung zu der 18 Monaten schweren Kerkers; 47jährige, in Pettenbach heimatberechtigte Taglöhner Anton Auinger, wiederholt vorbestraft, wegen Gewohnheitsdieb¬ stahls zu fünf Jahren schweren Kerkers; erners der 26 jährige, in Reichraming geborene und dahin zuständige Knecht Heinrich Mayer wegen Verbrechens des Dieb¬ tahls und des versuchten Betruges zu Jahren schweren Kerkers. 2½ Der k. k. Postassistent Leopold Anger¬ maier in Steyr vermählte sich am 2. Juni in Linz mit der Oberlehrerstochter Hermine Hubinger von Traun (früher in Wolfern). In Bad Hall erfolgte am selben Tage die Trauung des Fleischhauers Wolfgang Rematmüller mit der dortigen Gast¬ hausbesitzerstochter Käthi Staudinger.

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