Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

In der evangelischen Pfarrkirche zu Neukematen trat am gleichen Tage die Besitzerin des Grillmairgutes in Unterrohr, Elisabeth Brandstätter, mit Franz Neubacher von Schwanenstadt zum Trau¬ altar. Im hohen Alter von 90 Jahren starb am 26. Mai die Gasthaus= und Realitäten¬ besitzerin Marie Dachsbacher in Kirch¬ dorf. Die Verstorbene war die älteste Bürgersfrau des Marktes und als lang¬ jährige Welser Frächterin in weiten Kreisen bekannt Am 27. Mai wurde der in Neuzeng wohnhaft gewesene verheiratete Waffen¬ fabriks=Pensionist Josef Allmannstorfer, welcher mehr als 20 Jahre in der Filiale Letten bedienstet war, zu Grabe getragen. Er stand im 67. Lebensjahre. Die Waffen¬ fabriks=Feuerwehrkapelle gab ihm das letzte Geleite. In Jndendorf starb an diesem Tage der Besitzer des Brunnbauerngutes, Michael Danner, im 71. Lebensjahre nach 12 tägigem Leiden an den Folgen von schweren inneren Verletzungen, die er sich bei einem Sturze vom Wagen, als er nach St. Florian fahren wollte, zugezogen hatte. Der Assistent der k. k. Staatsbahn in Steyr, Adolf Raus, vermählte sich am 28. Mai mit Maria Danzberger in der Pfarrkirche zu Haag, N.=Oe. Im Kloster der Salesianerinnen zu Gleink wurde an diesem Tage die Pensionats¬ Vorsteherin, Chorschwester Margaretha Emanuela Mayer, zur Oberin gewählt. Sie wurde 1848 zu Budapest geboren und legte 1870 die Ordensgelübde ab. Die 15. General=Versammlung der Aktionäre der Steyrtalbahn fand unter dem Vorsitze des Präsidenten Viktor Stigler am 29. Mai in Steyr statt. Dem Geschäfts¬ bericht des Verwaltungsrates war zu ent¬ nehmen, daß im abgelaufenen Betriebsjahre abermals eine Verschlechterung der Betriebs¬ verhältnisse, besonders in Hinsicht des Güter¬ verkehres, eingetreten war, was als eine Folge der anhaltend ungünstigen wirtschaft¬ lichen Verhältnisse Steyrs, namentlich in der österr. Waffenfabrik, zu bezeichnen ist. Der Betriebsüberschuß betrug 20.027 K (um 1938 K weniger als im Vorjahre), und es ergab sich zuzüglich des Uebertrages vom Vorjahre ein Reingewinn von 12.678 K 35 (2274 K mehr als im Vorjahre, da die Aus¬ 7 gaben aufs alleräußerste8 eingeschränkt wurden). Von diesem Reingewinn wurden 1600 K zur Amortisierung der zu tilgenden Aktien verwendet, dem Reservefonde 1100 K zugeführt und 9978 K 35 h auf den Gewinn¬ und Verlustkonto des Jahres 1903 vorge¬ tragen. Es gelangte daher wieder keine Dividende zur Auszahlung. Die Gesamt¬ einnahmen betrugen 195.965 K 39 h, die ge¬ 173 samten Ausgaben 175.938 K 38 h. Bezüglich des Ausbaues der Steyrtalbahn von Agonitz nach Herndl wurde bekannt¬ gegeben, daß der Anschluß nunmehr in Klaus geplant ist. Nach längerem Leiden verschied am 30. Mai in Steyr der Private Emil Haas, gewesener Besitzer der Buchdruckerei und Lithographie Emil Haas & Cie. sowie lang¬ jähriger Herausgeber und verantwortlicher Redakteur des „Alpenboten“ und Begründer des vorliegenden „Ill. Steyrer Geschäfts¬ und Unterhaltungs=Kalenders“ Emil Haas wurde am 18. Oktober 1842 in Waidhofen a. d. Ybbs als Sohn des Med. Dr. August Haas geboren, studierte daselbst an der Unterrealschule, absolvierte hierauf die Oberrealschule in Linz und machte eine Anzahl Semester an der technischen Hoch¬ Emil Haas †. schule in Wien durch. Anfangs Oktober 1862 kam Emil Haas nach Steyr zu seinem Großvater Michael Haas, dem damaligen Besitzer der vorgenannten Buchdruckerei, mit der Bestimmung, dereinst dieses Geschäft zu übernehmen. Er erlernte daselbst auch die Schriftsetzerei. In der zweiten Hälfte der Sechziger=Jahre begab sich Emil Haas zu seiner weiteren technischen Ausbildung nach Hannover und dann nach Leipzig, in welch letzterer Stadt er einige Zeit speziell als Buchdruckerei=Maschinenmeister prakti¬ ierte. Nach Steyr wieder zurückgekehrt, übernahm er mit Neujahr 1871 die Stellung des verantwortlichen Redakteurs des „Alpen¬ boten“ von welcher Zeit an das Blatt in wöchentlich zweimaliger Ausgabe erschien. Mit vielfachen umfassenden Kenntnissen aus¬ gerüstet, versah er seinen Beruf mit aller wünschenswerten Umsicht und Tatkraft und unter seiner Fürsorge gestaltete sich der

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