Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

dann in Wien und Graz. Er war bei dem Gerichte in Grünburg, beim Kreisgerichte in Steyr und als Bezirksrichter in Baden tätig. Später wurde er als Landesgerichts¬ rat ins Wiener Justizpalais berufen, wo er als Richter des Hofmarschallamtes fungierte. Ihm hatte die Einführung der „neuen Ge¬ richtsordnung“ in Wien obgelegen. Im Jahre 1899 wurde Dr. Berger zum Landesgerichts¬ präsidenten für Linz ernannt, welche Stellung er infolge fortwährender Kränk¬ lichkeit aber nicht lange bekleidete und deshalb in den Ruhestand treten mußte. Den Rest seines Lebens verbrachte der Ver¬ storbene teils aufs Reisen, teils in Wien und Admont. Am 18. April gab der Opernsänger Rudolf Markut, Oberlehrerssohn aus Steyr, im Hotel Schiff“ zu Steyr ein Konzert unter Mitwirkung der Opern¬ sängerin Anna Kaltenbach, Tochter des Regenschori Kaltenbach in Sierning, und der Oberrealschuldirektors=Tochter Gisela Aelschker von Steyr. Rudolf Markut, der dem Studium an der technischen Hoch¬ chule in Graz entsagte, um sich der Oper zuzuwenden und gleich seiner jungen Kol¬ legin Anna Kaltenbach am Heidelberger Stadttheater in der abgelaufenen Spiel¬ saison sein erstes Engagement mit vielver¬ heißendem schönen Erfolge absolviert hatte, ist ein Tenor mit glänzenden Stimmitteln und tüchtiger Schule; ebenso besitzt die ge¬ nannte Sängerin eine herrliche Altstimme, welche zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Frl. Gisa Aelschker ist als Pianistin ersten Ranges in Steyr bekannt. Das Kon¬ zert hatte einen großartigen Erfolg und machte einen tiefen Eindruck auf alle Be¬ ucher. In Bad Hall starb an diesem Tage nach längerem Leiden der Malermeister und Hausbesitzer Karl Wagner im 50. Lebens¬ jahre. Der Verblichene war aktives Mit¬ glied des Bürgerkorps. Das Kuratorium der Kaiser=Franz¬ Josef=Kranken= und Versorgungshaus=Stif¬ tung in Grünburg hielt am 18. April die zweite jährliche Rechnungslegung ab. Der Bau dieses Kranken= und Versorgungshauses dürfte im Jahre 1905 ausgeführt werden, da zu diesem Zeitpunkte das Stiftungs¬ kapital die erforderliche Höhe erreicht haben wird Der Kaiser verlieh mit Allerhöchster Entschließung vom 19. April dem Stadt¬ wundarzte Ignaz Zach in Steyr das gol¬ dene Verdienstkreuz. Die Bevölkerung nahm aufrichtigen Anteil an der wohlverdienten Auszeichnung des greisen Arztes, welcher nicht allein in allen Kreisen der Stadt und weit darüber hinaus bestens bekannt, son¬ dern auch hochgeschätzt und beliebt ist. Seine prompte Hilfeleistung bei Unglücksfällen 163 jeder Art, zu jeder Stunde des Tages und der Nacht, ist sprichwörtlich geworden. Stadt¬ wundarzt Zach ist aus Amstetten gebürtig und erwarb sich in Salzburg nach zurück¬ gelegten Studien im Jahre 1851 das Diplom als Arzt. Er wirkte als Provisor in Losen¬ stein, Ternberg, Wolfern, als Arzt in Holla¬ brunn und kam im Jahre 1857 nach Steyr woselbst er das Haus Nr. 14 in der Pfarr¬ gasse (jetzt dem Photographen Scherb ge¬ hörig) käuflich erwarb und die ärztliche Praxis ausübte. In dem Kriegsjahre 1866 stand Stadtwundarzt Zach als Militär¬ Assistenzarzt beim 28. Jägerbataillon in Stadtwundarzt Ignaz Zach in Steyr. Trautenau im Felde, von wo er nach Semlin kam. Noch im selben Jahre kehrte aber Stadtwundarzt Zach nach Steyr zurück, wo er dann zum städtischen Wundarzte ernannt wurde, welche Stelle er noch heute trotz einer 73 Jahre in seltener Rüstigkeit und stetsbereiter Opferwilligkeit bekleidet. Seit 37 Jahren versieht er auch die Stelle des Impfarztes in Steyr, für welche Tätigkeit er schon zahlreiche Anerkennungen der Be¬ hörden erhalten hat. Zahlreiche Gratula¬ tionen kamen dem allseits verehrten greisen 11*

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