Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

Hütte beim erstgenannten Hause einen Strohhaufen in Brand gesteckt hatte. Die Ortsfeuerwehr sowie jene von Neuhofen lokalisierten den Brand Aus Not wollte sich am 6. April in Steyr der 70jährige, aus Preßburg ge¬ bürtige Tapezierer Karl Stadlbauer mittels eines Revolverschusses in die rechte Schläfengegend entleiben. Hausleute, welche den Schuß gehört hatten, fanden ihn in seiner Wohnung, Enge Nr. 16, bewußtlos auf. Stadlbauer erlag tags darauf in Krankenhause zu St. Anna, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, seiner schweren Verletzung InTernberg starb am 6. April der pensionierte Bahnmeister der k. k. Staats¬ bahnen Johann Florian im 59. Lebens¬ jahre. Der Verstorbene, welcher seinerzeit lange Jahre in Großraming und zuletzt in Taufkirchen angestellt war und sich erst ein Jahr im Ruhestand befand, hatte 1866 bei der k. u. k. Pioniertruppe den Feldzug mitgemacht. Er hinterließ seine Gattin und zwei Töchter, von welchen eine an den n.=ö. Landesbeamten Dr. Florian Hirt¬ mayr verheiratet ist, in tiefster Trauer. Am selben Tage starb in Steinback a. d. Steyr der 44 Jahre alte Scheren¬ schmied und Hausbesitzer Karl Fuchs¬ lehner. Er war Ehrenmitglied des dorti¬ Bürgerkorps. gen Der bekannte Afrikareisende Theodor Westmark, schwedischer Oberleutnant a. D., 7 hielt am 7. April im Hotel „Schiff in Steyr einen gut besuchten, interessanten Vortrag über seine Erlebnisse am Kongo unter den Menschenfressern. Ein alter „Schulmeister“ starb am 7. April in Brunnbach bei Großraming in der Person des 86 jährigen pensionierten Holzknechtes Johann Gsöllpointner. Vor vielen Jahren, als Brunnbach noch nicht im Besitze einer Schule war, errichtete der Verstorbene in seiner eigenen beschränkten Behausung ein Lehrzimmer für die Jugend Brunnbachs und erteilte derselben mit größtem Eifer Unterricht im Lesen, Rechnen und Schreiben durch volle 32 Jahre, bis 1887 die jetzige öffentliche Schule errichtet wurde. Sein Wirken wurde jedoch nicht am besten entlohnt, da er bis zu seinem Ende in den dürftigsten Verhältnissen lebte Vom o.=ö. Landesausschusse erhielt er ein¬ mal 100 fl. als Geschenk. Die Eltern der Kinder und diese selbst zollten ihm für seinen opfervollen Schuldienst herzlichste Dank¬ barkeit. Am selben Tage verschied in Schlitters im Zillertale derhochw. Kapitular des Stiftes Schlierbach, P. Heinrich Kirchler, Pfarrer in Klaus. Pfarrer Kirchler war zu Schlitters 1844 geboren, wurde 1877 im Stifte Schlierbach zum Priester geweiht, 161 1880 wurde er Kooperator in Klaus, 1882 in Schlierbach, 1884 in Wartberga. d. Krems, 1886 Pfarrer in Nußbach, wo er über ein Dezennium wirkte und unter ihm der neue Kirchturm erbaut wurde, und dann in Klaus. Die Gemeinden in Wart¬ berg und Nußbach ernannten ihn zum Ehrenbürger. Vierzehn Tage vor seinem Tode war Pfarrer Kirchler in seine Heimat gereist, in der Hoffnung, seine zerrüttete Gesundheit dort wieder herzustellen. Zum Pfarrprovisor in Klaus wurde P. Eugen Bredl, bisher Kooperator in Wartberg a. d. Krems, bestellt. Am 9. April verschied in Steyr nack längerem Leiden die Private Juliana Jäger von Waldau, eine Schwester des Reali¬ tätenbesitzers Anton Jäger von Waldau, im Alter von 64 Jahren. Sie erfreute sich all¬ gemeiner Wertschätzung und war bekannt durch ihren edlen Wohltätigkeitssinn. In Neuschönau starb an diesem Tage die 65jährige Private Josefa Grabmer, die Tante des Gastwirtes Josef Mayr in St. Ulrich In der ersten Hälfte April wurde der Kooperator Hochw. Hermann Mitter¬ bacher von Mitterkirchen nach Garsten versetzt Das Haus und die Klingenschmiede des gewesenen Klingschmiedmeisters und lang¬ jährigen Vorstandes der Messererinnung in Untergrünburg, Josef Ebert, gingum diese Zeit durch Kauf an den k. k. Lotto¬ kollektanten und Gemischtwarenhändler Josef Winkler daselbst über Die Ehrenmedaille für vierzigjährige treue Dienste erhielt in der ersten Hälfte dieses Monats der Holzmeister der Stifts¬ vorstehung Kremsmünster, Josef Huemer¬ lehner, in Altpernstein bei Kirchdorf Am Charfreitag den 10. April wurde im Stifte Kremsmünster das große Ora¬ torium „Am Grabe des Erlösers“, gedichtet vom P. Lambert Guppenberger, in Musik Adalber gesetzt vom Volksschuldirektor 8 Proschko, aufgeführt. Dieses Jugendwerk Proschkos war seit 1868, woselbst es im Kaiser¬ saale bei einem „Peterskonzerte“ gebracht wurde, nicht mehr gehört worden. An Stelle des erkrankten Direktors Proschko leitete Kapellmeister Josef Dümler die Aufführung und sie gelang vorzüglich. Ihm wacker zur Seite standen die Solisten Hermine Hu¬ binger, Hans Prix und Mizzi Krona¬ wetter sowie alle übrigen Mitwirkenden In Wolfern stürzte am 11. April der 73 jährige gewesene Kaufmann Franz Aig¬ ner von Neuhofen bei seinem Schwieger¬ ohne, dem Tischlermeister Werner, infolge eines Schlaganfalles über die Stiege und starb bald darauf. In diesem Monate gab es, nachdem in der ersten Woche das schönste Frühlings¬ 11

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