Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

152 und Hausbesitzersgattin Marie Dallner im 27. Lebensjahre. Sie war erst seit zwei Jahren verehelicht. Weiters starb an diesem Tage in Lahrn¬ dorf Nr. 15 die Inwohnerin Elisabeth Haider im 89. Lebensjahre. Sie war die älteste Person der Gemeinde Garsten. Am 25. Februar starb in Steyr der verwitwete Private Alois Moser, ein in weiten Kreisen bekannter Mann, der Vater des in der Enge etablierten Posamentier¬ waren=Geschäftsinhabers gleichen Namens, im Alter von 76 Jahren. Derselbe hatte früher durch viele Jahre selbst das Posa¬ mentierer=Geschäft betrieben. Er war seit Jahre 1888 Witwer. dem Bei der am 26. Februar beim k. k. Be¬ zirksgerichte in Steyr stattgehabten exeku¬ tiven Versteigerung der Mayerschen so¬ genannten Spitalmühle und des an¬ toßenden Wohnhauses in Steyrdorf, Michaelerplatz, gingen die beiden Realitäten an den Großholzhändler Emerich Krenn in Wienerneustadt um das Meistbot von 45.600 K und 21.000 K über. Der Ersteher ist der Schwager des Getreidehändlers Sigmund Fabri in Wien, welcher exekutions¬ führende Partei war. Der gerichtliche Schätz¬ wert betrug bei der Mühle 52.607 K, beim Wohnhause 21.791 K. Der Bauerngutsbesitzer Leopold Bräuer in Ruprechtshofen Nr. 36, Gemeinde Sankt Marien, erhängte sich am 28. Februar in seinem Hause infolge momentaner Geistes¬ verwirrung. Er war 48 Jahre alt, Vater von sechs Kindern und litt seit einiger Zeit an religiösen Wahnideen. In Molln wurde am 28. Februar die im Alter von 53 Jahren nach langer Krank¬ heit verstorbene Mitbesitzerin des Priller¬ gutes in Innerbreitenau, Marie Priller, von 6 ihrer Söhne zu Grabe getragen. Um ihren Hingang weinten außer ihrem Gatten 11 Söhne und 4 Töchter. Die 9. ordentliche Generalversammlung der Aktiengesellschaft der Elektrizitäts¬ werke in Steyr fand am 28. Februar im Rathaussaale daselbst unter dem Vorsitze des Präsidenten Dr. Franz Angermann statt. Aus dem Berichte über das 9. Ge¬ chäftsjahr war zu entnehmen, daß im Rech¬ 1Elektromotor, Ventilator nungsjahr 1 und 98 Glühlampen neu installiert wurden und die Einnahmen für Stromabgabe 46.914 K 97 h unddie Betriebskosten 36.437 K 08 h betrugen. Von dem Betriebs¬ gewinn per 10.477 K 99h verblieb nach Ab¬ zug der Verwaltungskosten, Zinsenzahlung 2c. ein Reingewinn von 3853 K 82 h, resp. zuzüglich des Gewinnvortrages pro 1901 per 749 K 32 h 4603 K 14 h. Nach den An¬ trägen des Verwaltungsrates wurden von dem Reservefonde, diesem Reingewinn 5% 10% dem Erneuerungsfonde und der Rest auf neue Rechnung vorgetragen. Die Statu¬ tenänderung, welche als Folge der vom Ministerium des Innern bereits genehmigten Verminderung des Aktienkapitals von 340.000 K auf 170.000 K nötig wurde, wurde einstimmig genehmigt. In den Revi¬ sionsausschuß wurden gewählt: Baron Buddenbrock, Josef Heiser, Jakob Kautsch und Franz Buchmayr (Ersatz). Am 28. Februar abends verschied in Sierning ein um das allgemeine Wohl dieser Gemeinde bestverdienter Mann, und zwar der 63 Jahre alte Arzt Josef Mayr¬ lechner. Mit ihm verloren viele Vereine einen Freund und Förderer und sein Hin¬ cheiden wurde allseits tief bedauert. Josef Mayrlechner war durch 41 Jahre in der Gemeinde Sierning als vielgesuchter prak¬ tischer Arzt in der aufopferndsten und pflicht¬ treuesten Weise tätig. Lange Jahre war er Mitglied der Gemeindevertretung, des Orts¬ chul= und Armenrates gewesen, wie er auch Gemeinde=Sanitätsarzt, Ehrenhauptmann der Freiw. Feuerwehr sowie Ehrenmitglied des k. k. priv. Schützenkorps und des Veteranen¬ vereines war. Josef Mayrlechner war zu St. Martin im Lammertale (Salzburg) geboren und studierte an der damaligen chirurgischen Schule in Salzburg. Seine rastlose Tätig¬ keit während der großen Blatternepidemie in Sierning steht noch heute in dankerfülltem Andenken, wie überhaupt seine große Geschick¬ lichkeit in weitesten Kreisen bekannt war. Seit ungefähr 6 Jahren war Mayrlechner vom Schlage geruhrt, was seiner segens¬ reichen Tätigkeit ein Ziel gesetzt hatte. Er mußte von dieser Zeit an fast immer das Bett hüten oder im Lehnstuhl sitzen, trotzdem suchten aber noch immer viele Patienten bei ihm Rat und Hilfe. In aufopferungsvoller Weise pflegte ihn seine brave, edle Gattin Anna bis zu seinem Hinscheiden. Sein Leichen¬ begängnis war eine großartige Trauerkund¬ gebung aller Kreise der Bevölkerung. Anfangs März wurde der Auskultant Otto Chimani zum Gerichtsadjunkten für Steyr ernannt. Die diesjährige Generalversammlung des k. k. priv. bewaffneten uniformierten Bürgerkorps in Steyr fand am 1. März unter dem Vorsitze des Kommandanten Viktor Ortler statt. Am selben Tage hatte die Ueberreichung von Ehrenmitgliedsdiplomen an Bürgermeister Viktor Stigler, welcher die Versammlung mit seinem Besuche beehrte, und Waffenfabriksdirektor Otto Schönauer tattgefunden, welche in der Ausschußsitzung des Korps am 11. Februar zu Ehrenmit¬ gliedern ernannt worden waren. Hauptmann Jaklitsch erstattete in der Versammlung den Rechenschaftsbericht. Das Korps zählt 22 Ehrenmitglieder, 18 unterstützende und 199 aktive Mitglieder (einschl. der Musik¬ kapelle) sowie 26 Invalide. In dem abge¬

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