Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

hausen—Linz erzielt werden. Die An¬ lagekosten betragen rund 21.000 K und der 30 % ige Interessentenbeitrag stellt sich auf zirka 6300 K. Durch die eingeleitete Sub¬ kription und weitere Zusicherungen erschien ein Betrag von 4150 K sichergestellt. Weitere Beiträge haben die Interessenten von Maut¬ ausen und Enns zugesichert. Zur Verfol¬ gung dieser Sache wurde ein Aktions¬ komitee, bestehend aus den Herren Bürger¬ meister Stigler,Josef Reithoffer, Julius Huber, Viktor Werndl und Dr. Maix, ge¬ — wählt. Die Stadtgemeinden Linz und Enns genehmigten hiezu einen Beitrag von je 300 K. Nach kurzem Leiden verschied am 19. Fe¬ bruar in Steyr die Med.=Dr.=Witwe Marie Krakowizer im Alter von 78 Jahren. Die Verstorbene, eine geborene Hönig aus Sierninghofen, war die Witwe des am 23. Februar 1900 verstorbenen, weit und breit bekannten und verehrten Stadtphysikus und Ehrenbürgers der Stadt Steyr, Doktor Josef Krakowizer. In gesellschaftlicher Beziehung war die Verblichene eine mit feinsinniger, seltener Liebenswürdigkeit aus¬ gestattete Dame und hochgeschätzt von allen, die sie kannten. An ihrer Bahre trauerten eine Tochter, Hedwig Kaser, die Gattin des in Steyr wohlbekannten königl. würt¬ tembergschenHofschauspielers Ludwig Kaser, und ein Enkel, Kurt Kaser, der sich durch seine wissenschaftlichen Leistungen bereits einen Namen gemacht hat. Be¬ merkenswert war, daß Marie Krakowizer an ihrem Geburtstage gestorben und gleich ihrem Gatten am Faschingsonntag beerdigt wurde. In Ternberg wurde an diesem Tage der pensionierte Bahnwächter Leopold Scheuchenstuhl zu Grabe getragen. Der Verstorbene, welcher ein Alter von 59 Jahren erreichte, war seit der Erbauung der Rudolf¬ bahn an dieser Bahnlinie angestellt, wobei er über 20 Jahre in Ebenboden und bei 10 Jahre in Dürrnbach seinen Dienst als Bahnwächter aufs gewissenhafteste versah. Er war erst im August vorigen Jahres wegen dauernder Kränklichkeit in den Ruhe¬ tand getreten. Scheuchenstuhl hatte im 49. Infanterieregiment den Feldzug im Jahre 1866 in der Nordarmee mitgemacht, wofür er mit der Kriegsmedaille ausge¬ zeichnet wurde. Sein ältester Sohn ist Stationsleiter in Wolfsberg in Kärnten. In der Sitzung des Gemeinderates der Stadt Steyr am 20. Februar wurde der Stadtsekretär Franz Gall nach achtjähriger tadellos und belobt zurückgelegter Dienst¬ zeit in die VII. Rangsklasse befördert und ihm zugleich der Titel eines Stadtrates zuerkannt. Der Tod befreite an diesem Tage den 73 Jahre alten Kerkermeister i. P. Thomas 149 Kopera in Steyr von einem längeren Siechtum. Er war Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes, der Kriegsmedaille und der Medaille für 40jährige treue Dienste, der Jubiläumsmedaille und des Militär¬ dienstkreuzes. Er hatte von 1871 bis 1890 das Amt eines Kerkermeisters im kreis¬ erichtlichen Gefängnisse daselbst mit großer Gewissenhaftigkeit versehen. Der zum Lehrer 1. Klasse an der Volks¬ chule in Garsten ernannte Schulleiter Karl Sheitl von Dambach trat mit 20. Februar einen neuen Dienst an. Derselbe hatte sich während seiner 18jährigen, vielfach belobten Wirksamkeit in Dambach die dankbare An¬ erkennung der ganzen Bewohnerschaft des stillen Dambachtales erworben, nachdem er die Freiwillige Feuerwehr, deren erster Hauptmann er war, dortselbst gründen half, eine regelmäßige Postverbindung des Ortes durchsetzte und unter seiner Leitung die ehemals einklassige Schule in eine zwei¬ klassige umgewandelt wurde. Seine Gattin Jerta hatte sich durch Erteilung des Hand¬ arbeitsunterrichtes, ohne von der Schulbe¬ hörde entlohnt zu werden, besonders verdient gemacht. Ein herzlich verlaufener Abschieds¬ abend bewies, wie sehr Schulleiter Sheitl und dessen Gattin von der ganzen Be¬ wohnerschaft geehrt und geliebt war. Lehrer Sheitl ließ sich nächst dem Eisenbahnviadukt in Garsten ein nettes Familienhaus erbauen. Mit der provisorischen Leitung der Volks¬ schule in Dambach wurde indessen der Lehrer 2. Klasse Rudolf Schweinhammer von Ternberg betraut. Zur selben Zeit wurde der rechtliche Bestand der Freiw. Feuerwehr in Sand, welche bisher eine Abteilung der Feuerwehr Garsten bildete und sich nun selbständig konstituiert hat, von der k. k. Statthalterei bescheinigt. Der Steueramtskontrollor Alois Vöckl n Windischgarsten wurde in der zweiten Hälfte Februar zum Steuereinnehmer er¬ nannt und nach Engelhartszell versetzt. Bei der am 5. März ihm zu Ehren veranstalteten Abschiedsfeier wirkte auch der Musikverein von Windischgarsten mit. In den beiden Pfarrkirchen zu Steyr fanden am 22. Februar anläßlich des 25jährigen Papstjubiläums Leos XIII. Festgottesdienste statt. Derartige Festlich¬ keiten fanden um diese Zeit in allen Orten des Bezirkes statt. wurde Auf dem Friedhofe zu Kirchdorf am selben Tage der 83 Jahre alte Schuh¬ machermeister Franz Schwenninger von Micheldorf unter zahlreicher, ehrender Be¬ teiligung an seinem Leichenbegängnisse be¬ erdigt. Derselbe war durch 45 Jahre Kapell¬ meister der Bürgerkorps= und Feuerwehr¬ kapelle von Micheldorf und war als Ländler¬ geiger in früherer Zeit eine vielgesuchte

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2