Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

138 Kaspar Trausner im Saußbache nächst dem Brandmairschen Gasthause zu Weng tot aufgefunden. Er war jedenfalls in der Dunkelheit des Vorabends über die bei 25 Meter hohe Böschung abgestürzt und ertrunken. Am 31. Dezember abends wurde der in Steyr wohnhaft gewesene, 67 Jahre alte Hausierer Thomas Hryzak im Gasthause „Zum grünen Baum“ Gleinkergasse, von einem Gehirnschlage getroffen und gab bald darauf seinen Geist auf. Ende des Jahres 1902 wurde endlich der Prozeß, welchen die Interessenten der Ennsfischerei wegen des bekannten Fisch¬ massensterbens in der Enns im Vor¬ jahre gegen die Alpine Montangesellschaft angestrengt hatten, durch einen zwischen dem Vertreter der Kläger, Hof= und Gerichts¬ advokaten Dr. Beurle in Linz, und dem Vertreter der genannten Gesellschaft, Doktor Luppin abgeschlossenen Vergleich be¬ endet. Die Alpine Montangesellschaft ver¬ pflichtete sich zur Zahlung von 67.000 K an sämtliche Interessenten und zur Tragung der Ausgleichskosten per 9000 K. In dieser Summe ist auch jener Betrag inbegriffen, welchen der meistgeschädigte Interessent Karl Reder zur Errichtung einer künstlichen Fischzuchtanstalt aufzuwenden hatte. Ferners darf in Zukunft in die Enns kein sogenannter Gichtstaub mehr geschüttet werden. Im Jahre 1902 gab es in derStadt¬ pfarre Steyr 191 Geburten (91 Knaben und 100 Mädchen), 61 Trauungen, 144 Sterbe¬ älle (73 männliche, 71 weibliche; darunter 43 Kinder unter 5 Jahren). In der Vor¬ stadtpfarre 257 Geburten (131 Knaben, 126 Mädchen), 46 Trauungen und 313 Sterbe¬ fälle (165 männliche, 148 weibliche; darunter 87 Kinder unter 5 Jahren). Mit 1. Jänner 1903 traten die Bestim¬ mungen des Gesetzes bezüglich der Aufhebung der ärarischen Mauten sowie das Gesetz betreffend die Abschreibung der Grundsteuer bei Elementarereignissen in Kraft. Mit dem¬ selben Zeitpunkte begann die Einhebung der Fahrkartensteuer. Anfangs Jänner ging das Haus der Eheleute Alois und Marie Lichtl in Steyr, Blumauergasse Nr. 11, durch Kauf um 7600 K an die bürgerl. Aktienbrauerei über. Die genannten Eheleute kauften dafür das bisher der Aktienbrauerei gehörige Gasthaus „Zur Bischofmühle“ in Kleinraming um 10.650 K. Mit Beginn dieses Monats ging auch die Gemischtwaren=Handlung des Kauf¬ mannes Ignaz Kammerhofer sen. in Steyr, Grünmarkt, an dessen Sohn Ignaz Kammerhofer jun. über. Der k. k. Notar Emil Latzel in Win¬ dischgarsten, welcher am 23. Dezember auf einem Jagdgange von einem Gehirnschlage getroffen worden war, ist am 1. Jänner in einem 50. Lebensjahre verschieden. Seine Leiche wurde in seinen Heimatsort Jauernig (Schlesien) zur Beerdigung in der Familien¬ grabstätte überführt. Er war unvermählt und ein allseits hochgeschätzter Mann, welcher alle wohltätigen Zwecke gerne unterstützte. In Kronstorf, nächst der Grenze des Steyrer Bezirkes, wurde am 2. Jänner der Besitzer des Oberhausergutes, Johann Eßl, zu Grabe getragen. Der in seinem 78. Lebens¬ jahre Verschiedene war erster Gemeinderat, einerzeit auch Bürgermeister und übte noch zu Weihnachten sein Amt als langjähriger Kirchenvater aus. Er war wegen seiner Gutherzigkeit und Wohltätigkeit bekannt. Auch die Kirche und verschiedene Vereine verloren an ihm einen großen Förderer. Bei der am 4. Jänner unter dem Vor¬ sitze des Oberkommandanten Vizebürger¬ meisters Franz Lang stattgehabten General¬ versammlung der Freiwilligen Feuerwehr Steyr wurden die bisherigen Funktionäre fast durchwegs wiedergewählt. Dem Kassier Ferdinand Gründler sen., welcher infolge vorgerückten Alters seine Stelle zurücklegte, wurde für seine 27jährige verdienstvolle Mühewaltung die dankbare Anerkennung gezollt. An dessen Stelle wurde der Eisen¬ händler Franz Hofer zum Kassier gewählt. In diesem Jahre haben ihre 25jährige Dienstzeit vollendet die Mitglieder: Gustav Adolf Preußer, Alois Rottach, Baron Buddenbrock, August Dorn, Karl Seeger, Johann Faatz und Josef Fürlinger. In Jägerberg starb am selben Tage der Staatsbahnbeamte i. P. Ferdinand Hübner in seinem 81. Lebensjahre. Am 4. Jänner wurde in Rosenauder gräflich Lambergsche Forstadjunkt Josef Wölger in sitzender Stellung, das Gewehr zwischen den Knien, das Kinn an den Lauf gelehnt, mit einer Schußwunde tot aufge¬ unden. Es mußte ein Unglücksfall ange¬ nommen werden, da zu einem Selbstmorde kein Motiv bekannt war. Das Schicksal des erst 25 jährigen Mannes erweckte allgemeine Teilnahme. Der junge, hoffnungsvolle Mann, welcher dem Förster Johann Wiesauer in Krestenberg zur Dienstleistung zugewiesen war war ein Sohn des allseits geachteten Försters Franz Wölger in Sattl, Gemeinde Nußbach. Staatsanwalt Dr. Alfred Schober in Steyr, welcher nach Krems a. d. Donau versetzt worden war, reiste am 6. Jänner dahin ab. Am 3. Jänner traf der nach Steyr ernannte Staatsanwalt Dr. Friedrich Edler v. Langer bisher in Wien, ein. Staats¬ anwalt Dr. Schober, welcher seit 1897 beim . k. Kreisgerichte Steyr amtierte, genoß als tüchtiger Jurist und brillanter Redner hohes Ansehen und war als strenger, aber hohen Gerechtigkeitssinn betätigender Vertreter des

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2