Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

120 Deputation zum Leichenbegängnisse nach Salzburg fuhr. Der Männergesangverein „Kränzchen“ inSteyr hielt am 18. Oktober sein 44. Grundungskonzert ab, wobei u. a. Wilhelm Kienzls prächtiges „Landsknecht¬ lied“ und Max Bruchs Ballade „Schön Ellen“ für gemischten Chor und Soli bei Orchesterbegleitung der Gesellschaft der Musikfreunde“ unter der Leitung des Musikdirektors Franz Bayer zur Auf¬ ührung gelangte. Bei letzterem sangen die Soli die Vereinsmitglieder Frau Therese Jurkowitsch (Sopran) und Josef Kaip¬ linger (Bariton). Das Konzert erzielte einen sehr schönen Erfolg. — In der am 29. Oktober stattgehabten 44. Generalver¬ ammlung des Vereines wurde Frau Therese Jurkowitsch in Würdigung ihrer großen Verdienste um den Verein als hochschätzbare Solistin zum Ehrenmitgliede ernannt. Aus diesem Anlasse fand am 5. November im Kreise des Vereines eine Festfeier statt, bei welcher die gefeierte Sängerin Gegenstand zahlreicher und herzlicher Sympathiekund¬ gebungen war. In Steyr starb am 18. Oktober der ledige Bohrerschmied Anton Reindl in seinem 67. Lebensjahre. Er war ein Onkel des Bohrerschmiedmeisters Johann Reindl in Steyrdorf. In der Nacht zum selben Tage verschied in Inzersdorf bei Kirchdorf der Private Michael Zeitlinger, ehemaliger Besitzer des Sensenwerkes in Kindberg, welches er seinerzeit einem seiner Söhne übergab in seinem 72. Lebensjahre.Der Todesfall erweckte in weiten Kreisen innige Teilnahme. Er hinterließ eine tieftrauernde Gattin sowie sechs Söhne und drei Töchter in angesehenen Stellungen. In Micheldorf starb an diesem Tage die Hausbesitzerin und Hebamme Magdalena Bankler infolge Schlagflusses in ihrem 69. Lebensjahre. Am 19. Oktober vormittags entleibte ich in Steyr der seit einer Reihe von Jahren bei seinem Onkel, dem Kaufmanne und Gemeinderate Matthias Perz, Stadtplatz Nr. 2, bedienstete, 32jährige, ledige Kommis Georg Jaklitsch mittels eines Revolver¬ chusses in die rechte Schläfe. Der unglückliche unge Mann, welcher in momentaner Sinnes¬ verwirrung Hand an sich gelegt hatte, war aus Lienfeld, Bezirk Gottschee, in Krain ge¬ bürtig und erfreute sich allenthalben größter Wertschätzung. Um den 20. Oktober herum fiel sowohl mEnns= wie im Steyrtale auf den Bergen in diesem Herbste der erste Schnee. Man¬ cher Bergbauer hatte auf seinen Feldern noch Hafer und Korn liegen. Im Gebirge des Bezirkes Kirchdorf gab es schon in der ersten Hälfte Oktober viel Neuschnee, wäh¬ rend noch teilweise das Obst auf den Bäu¬ men und Grummet und Gerste auf den Feldern war. Leopold Salcher, gewesener Besitzer des Almbauerngutes in Reichraming, kaufte das Metzstraßergut in Waldneu¬ kirchen und übersiedelte in der zweiten Hälfte Oktober dahin. Der Genannte wirkte 11 Jahre im Gemeindeausschusse zu Reich¬ raming und war in verschiedenen Funktions¬ stellen eifrig tätig gewesen. Er erfreute sich dort allgemeiner Wertschätzung. In der Nacht zum 21. Oktober starb im Hause Duckartstraße Nr. 6 in Steyr plötzlich an Gehirnschlag die verwitwete Wäscherin Josefa Weinberger im 73. Lebensjahre. Sie hatte durch viele Jahre mit ihrer 69jährigen Schwester Katharina Mayr gemeinsam gelebt, welche am 24. des¬ elben Monats, also drei Tage später, eben¬ falls unerwartet schnell starb. Am 21. Oktober feierte der Schuhmacher¬ meister und Hausbesitzer Hugo Leitner in Kirchdorf mit seiner Gattin Anna das Fest der silbernen Hochzeit. Bei dem am 22. Oktober abgehaltenen Viehmarkte in Kremsmünster wurden 228 Stück Hornvieh, meist Jungrinder, und 104 Pferde aufgetrieben. Die Kauflust war rege, besonders bezüglich des Marienhofer Viehs Bei dem am 23. Oktober in Steyr statt¬ gehabten Viehmarkte wurden aufgetrieben 13 Stiere, 166 Kühe, 11 Ochsen, 310 Jung¬ rinder 9 Kälber, 5 Pferde. Verkauft wurden 13 Stiere, 108 Kühe, 4 Ochsen, 205 Jung¬ rinder und 6 Kälber. Es war vorwiegend wieder die steiermärkische und kärntnerische Rasse vertreten. In Steyr verschied am 24. Oktober abends der Gemischtwarenhändler und Hausbesitzer Karl Aufischer plötzlich in¬ olge eines Schlaganfalles. Er stand im Alter von 47 Lebensjahren und hatte erst vor 14 Monaten seine Gattin Amalia eben¬ alls durch plötzlichen Tod verloren. Der allseits beliebte und angesehene Mann war langjähriges Mitglied der Freiw. Feuerwehr und des Bürgerkorps und bekleidete in letz¬ terem die Charge eines Profosen. Der 63jährige, im Graslgute des Bauers Wieser zu Droißendorf bedienstet gewesene Georg Guger geriet am gleichen Tage beim Arbeiten an der Dampfdreschmaschine mit einem Fuße in den Zylinder, wobei ihm derselbe oberhalb des Schenkels gänz¬ lich weggerissen wurde. Bald darauf war der Unglückliche eine Leiche. Er war Be¬ itzer der Ehrenmedaille für 40jährige treue Dienste und hätte bald sein 50jähriges Dienstjubiläum bei seinem Dienstherrn ge¬ feiert. In der Stadtpfarrkirche zu Steyr fei¬ erte am 25. Oktober die Kürschners= und

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