deckend so altersgrau aus dem Waldes¬ grün abhoben. Eine Burg mochte das wohl nie ge¬ wesen sein, dazu war die Anlage zu breit gehalten, eher schienen diese Mauerreste befestigte Unterkunftsräume zur Unter¬ bringung zahlreicher Menschen und Tierc im Falle von Kriegesnot darzustellen denn das kundige Auge Ottokars entdeckte aus den Trümmern heraus gar bald Speicher und Ställe, deren Dächer gegen den Wald zu eingestürzt waren, wie ein¬ zelne verkohlte Balken zeigten, bei einem Brande. Gegen die Steyr, die Fenster hinauslugend zum heutigen Tabor, stan¬ den die Mauern eines langgestreckten stockhohen Wohngebäudes und eine arg ver¬ fallene, doch aus Sandstein massig ge¬ baute Mauer, wohl geeignet, einen Sturm auszuhalten, umschloß die Ruinen dort, w# die ehemaligen Gebäude nicht unmittel¬ bar an den Wallgraben grenzten. In der Ecke des Dreieckes, den der Bergrücker bildet, stand, wie verwachsen mit dem Fels, der ihm als Grundlage diente, ein gewaltiger, aus Stein und Ziegeln ge¬ fügter, viereckiger Wartturm; trotz der eingestürzten Zinne und einiger Risse die bis in sein erstes Stockwerk herab¬ reichten, noch immer ein echter Lueg ins Land, geeignet zum Ausblick ab= und aufwärts die Enns und die Steyr und geeignet als fast uneinnehmbare Zuflucht, imfalle die Burg oder, besser gesagt, das Kastell von stürmenden Feinden genom¬ men war. Während Graf Ottokar mit den Blicken des Kenners diese starken Mauer¬ reste prüfend betrachtete und wohl im Geiste erwog, ob es sich verlohnte, aus diesen Ruinen eine Burg erstehen zu lassen, erschien drüben am Mauerrande, langsam und vorsichtig auftauchend, der Kopf eines Mannes grauhaarig und graubärtig, etwas verwildert anzusehen fast wie ein Waldmensch, und dessen leb¬ haft flackernde Augen sahen prüfend die drei Jägersleute an, fest, durchdringend, als wollte er ihnen in der Seele lesen mit was für Absichten sie hergekommen wären. 10 „Hollah“ rief Graf Ottokar welcher denMann endlich bemerkte, ihm zu Ihr der Bewohner dieses Nestes? „seid „Will's meinen“ tönte es mürrisch 7 zurück, „was soll die Frage „Hat Euch das doch das Mädel das uns hiehergeführt, schon gesagt ist doch Euere Tochter?“ fragte Ottokar dagegen „Wohl“ meinte der Mann und richtete sich vollends auf, „ich kann aber nicht ergründen, warum Ihr Euch drau steift, dieses alte Gemäuer abzusuchen! „Ist auch gar nicht notwendig Freund“, sagte Graf Ottokar halb ärger¬ lich, halb belustigt über das Mißtrauen des Mannes, „das ist eben meine Sache Und ich hab' hier zu reden auf dem Fleck rde verstanden! Tu übrigens deine Armbrust weg und laß uns ein kann's vereidigen, daß wir keine Räuber sind und es weder auf Euer Leben, noch höch¬ auf Euere Schätze abgesehen haben, stens auf ein Frühstück, denn ich bin zwar neugierig, die Anlage Euerer, Burg zu sehen, aber auch hungrig — also vor¬ wärts, Freund!“ Der Mann mochte doch wohl einsehen daß der Sprecher ein wenig Vertrauen verdiente, doch war die Art seines Ge¬ habens eben keine sehr freundliche oder zuvorkommende, denn wie er jetzt hinter der Mauer verschwand, hörten ihn die heraußen Wartenden etwas von „wei¬ bischer Neugierde“ und „sogar da heroben gestört werden“ brummen und Ottokar wollte eben unwillig sich zum Barschalk wenden, als die „Zugbrücke“ niederge¬ lassen wurde. Eine Pforte wurde dabei in der Mauer sichtbar, gerade breit ge¬ nug, um einen Mann mit dem Pferd am Zügel durchzulassen. „Warte hier mit den Pferden und laß sie etwas grasen“, sagte Ottokar zu dem Knappen, „halt aber Aug' und Ohr offen, könnten dich vielleicht brauchen Er winkte dem Barschalk, ihm zu folgen, und sie überschritten den schwan¬ ken Steg und waren auch schon durch das Pförtchen hindurch in einem großen Hof. Da standen der mürrische Alte
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