Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

94 und sich gewissen, im Interesse der Weinbauern gelegenen Bedingungen fügen müßte ge¬ steuert werden. Dies wollte Delyannis, als er am Ruder war, aber die zunächst beteiligten Großmächte, Deutschland und England, wollten es nicht und erhoben Protest; dies benutzte Theotokis, um Delyannis zu stürzen und es gelang. Aber als Theotokis im Gegen¬ satz zu Delyannis, dem ausländischen Trust zu Hilfe kommen wollte, kam es zu Revolten der Weinbauer, Kämpfen und Schlägereien in der Kammer, so daß Theotokis telephonisch eine Demission anbot, und so kam das Mini¬ terium Ralli, das mit dem Auslande wegen des Korinthenmonopols Verhandlungen pflegen will. * * * Das Hauptereignis der Berichtsperiode in der Geschichte Serbiens den Belgrader Königsmord, sowie dessen Folgen, haben wir bereits besprochen; es verbleibt nur noch, einige Daten aus den Zeiten vor diesem Morde an¬ zuführen. Mitte Februar 1903 stattete das serbische Königspaar (Alexander und Draga) einen Besuch am Grabe König Milans in Kruschedol ab. Am 24. Juli 1902 brach eine Ministerkrise aus, weil der Kandidat des unterdessen wieder in Amt und Würden eingesetzten Kabinetts Vuic, Rista Popovic, nicht zum Präsi¬ denten der Skupschtina gewählt wurde; diese gegen Krise wurde jedoch durch die Demission des Präsi¬ den Willen der Regierung gewählten denten Aza Stanojevic und die Wahl R. Popovic wieder friedlich beigelegt. Am 5. August 1902 nahm die Skupschtina das ominöse Anleiheprojekt, die eigentliche Ur¬ sache der meisten letzten Kabinetskrisen, in zweiter Lesung an. Am 14. Oktober 1902 gab das Mini¬ sterium Vuic wieder seine Demission, da der letzte Halt dieses radikalen, von steten Mi߬ erfolgen begleiteten Kabinetts, mit der Ablehnung des Empfanges der Königin Draga am russischen Hofe gefallen war. Die Demission wurde ange¬ nommen und es folgte ein Koalitionsministerium Velimirovic, welches seinerseits wieder am 19. Nov. 1902 einem Ministerium Zinzar¬ — dem zwölften, seitdem Markovic wich König Alexander im April 1893 sich großjährig erklärt und die Regentschaft vermittels der Bajonette der Unteroffiziersschule davongejagt. — Am 5. Jänner wurde dann an Stelle des zurücktretenden Obersten Antonic Simon Losanic zum Minister des Aeußern ernannt. Am 4. April 1903 gab auch Losanic seine Demission und der Ministerpräsident Zinzar¬ Markovic übernahm auch die Leitung des Ministeriums des Aeußern. Am selben Tage gab der radikale Kultusminister Luka Laza¬ revic wegen Meinungsverschiedenheiten betreffs der in Aussicht stehenden Verfassungsänderung ebenfalls seine Demission. Am 24. März 1903 a. St. (7. April 1903) erließ König Alexander zwei Pro¬ — klamationen. In der einen suspendierte er die Giltigkeit92 der Verfassung vom 6. April 1901 auf kurze Zeit, nahm die ganze Staats= und Regierungsgewalt in seine Hände hob den Ukas über die nachträglichen Ernen¬ nungen von Senatoren auf, stellte alle Mit¬ glieder des Staatsrates zur Disposition, löste die für die Tagung 1901—1904 gewählte Skupschtina auf, vernichtete die Mandate der für die Tagung 1901—1906 gewählten Sena¬ toren, hob das Preßgesetz vom Jahre 1901, das Gesetz vom selben Jahre über die Wahlen in die Volksvertretung, das Gemeindegesetz vom Jahre 1902, sowie das Gesetz über die Ge¬ schäftsordnung des Senates und der Skupschtina auf und führte dagegen das Preßgesetz vom Jahre 1882 mit den Abänderungen aus den Jahren 1882, 1884 und 1892, sowie das Ge¬ meindegesetz vom Jahre 1866 mit den Modi¬ fikationen aus den Jahren 1875 und 1878 wieder ein. Unmittelbar nach Ausfertigung der betreffenden Ukase erschien eine zweite Prokla¬ mation, durch welche die Verfassung vom 6. April 1901 wieder in volle Geltung und Gesetzeskraft eingesetzt wurde. Der Absolutismus dauerte also nur so lange, bis die Skuptschina aufgelöst, mißliebige Senatoren und Staatsräte entfernt und neue lebenslängliche dafür ernannt. Preßgesetz und Gemeindegesetz modifiziert waren. Präsident des neuen Senates wurde der ehe¬ malige Regent General Jovan Belimarko¬ vic, des Staatsrates General Anton Bogice¬ vic. Das Kabinet Markovic wurde nach Wiedereinführung der Verfassung ebenfalls voll¬ ständig wieder eingesetzt; nur an Stelle Losa¬ nie übernahm Bautenminister Paul Denic das Ministerium des Aeußern. Am 2. Mai 1903 gab der Kultusminister Lazarevic neuerlich eine Demission, und an seine Stelle trat der liberale Schivan Schivanovic eines Am 5. Mai 1903 wurden auf Grund König vom Senate ausgearbeiteten und vom die genehmigten, provisorischen Wahlgesetzes Juni Wahlen für die Skuptschina auf den 1. auf 1903, jene für 18 zu wählende Senatoren —Unter den 18. Juni 1901 ausgeschrieben. dem Drucke der Regierung und der Wirksamkeit am des provisorischen Wahlgesetzes wurden 1. Juni 1903 lauter regierungsfreundliche Ab¬ geordnete in die Skupschtina gewählt. Zu der Senatswahl kam es nicht mehr, denn inzwischen war auf den letzten Staatsstreich König Alexan¬ ders vom 7. April 1903 das Blutbad vom 10./11. Juni 1903 gefolgt. * * * Am 29. Juli 1902 erfuhr das Ministerium Stourdza in Rumänien eine Rekon¬ struktion, resp. Ergänzung. Am 31. Mai 1903 wurde in Bukarest ein vom französischen Bildhauer Ernest Dubois

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