Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

78 lichen Gemäldegallerie in Wien, sein 70. Lebens¬ jahr. Am 31. Juli 1903 vollendete P. K. Roseg¬ ger sein 60. Lebensjahr. Am 31. Juli 1843 in einem einsamen obersteierischen Alpendörfchen, Alpel bei Krieglach, geboren. zog er in seinen jungen Jahren als armseliger Schneiderjunge von Bauernhof zu Bauernhof auf die Stöhr, dabei in den Nächten sich mit der Feder schriftstellerisch versuchend. Im Jahre 1864 sandte er einige sei¬ ner Manuskripte an die Redaktion der „Grazer Tagespost“ deren Chefredakteur, Dr. Swoboda, die hohe Begabung Roseggers erkennend, dann Mittel und Wege fand dem armen Schneider¬ jungen die schriftstellerische Laufbahn zu ebnen. Rasch wuchs der Ruhm des jungen obersteierischen Dichters, und in der Heimat wie im Ausland fand er immer größeren Anwert. In seinen Schriften hat er sich stets als treuer Sohn seines Rudolf Alt. Steirerlandes bewährt und keiner hat es wie er verstanden, uns das obersteirische Waldland lieb und wert zu machen, uns dessen Bewohner nahe zu bringen, mag er sich nun in seinen Werken des trauten Dialektes seiner Jugendjahre oder der vornehmen Schriftsprache bedient haben. Ueber¬ all, wo P. K. Rosegger in seinen Dichtungen seiner engeren Heimat gedenkt, umweht es uns wie Waldesrauschen und Tannenduft und sein Land wie sein Volk stehen lebendig vor uns auf; hat er doch jene Erzählungen mit seinem Herz¬ blut geschrieben, mit jener Liebe, die immer gleich bleibt, mag er nun seinen liebenswürdigen sonni¬ gen Humor spielen lassen oder in tiefer Innig¬ keit zum Herzen sprechen, mit jener Liebe, die nur dem eigen ist, der in dem Lande unter dem Volke, das er schildert, aufgewachsen ist, mit ihm Freud und Leid ehrlich geteilt hat. Ueberblicken wir die Ernte, die der Tod in der Berichtsperiode in Oesterreich gehalten, so finden wir, daß er auch diesmal wieder so manche hervorragende Gestalt auf dem Gebiete des öffent¬ lichen Lebens der Kunst, Literatur und Wissen¬ chaft gefällt hat. — Am 1. Juli 1902 starb in Baden bei Wien der am 15. April 1835zu Bregenz geborene Roman=Schriftsteller Ritt¬ meister Karl von Bayer (Robert Byr). Hof¬ Am 10. Juli 1902 verschied in Innsbruck rat Julius v. Ficker, ein hervorragender deut¬ cher Reichs= und Rechtshistoriker, im Alter von — 77 Jahren. Wien Am 13. Juli 1902 verstarb in der im Jahre 1839 zu Klagenfurt geborene Ministerialrat Prof. a. D. Dr. Emanuel Herr¬ mann, der Erfinder der Korre¬ spondenzkarte. (Dem Vorschlage Herr¬ manns entsprechend, wurden seitens der österreichi¬ 2 P. K. Rosegger. schen Postverwaltung mit 1. Oktober 1869 die ersten Korrespondenzkarten in Verkehr gebracht und heute werden in Europa allein alljährlich zirka zweieinhalb Milliarden Stück Korrespon¬ denzkarten versendet.) —Am 17. August 1902 verschied in Schwanberg (Steiermark) der ge¬ wesene Professor der Embryologie an der Wiener Universität, Dr. L. S. Schenk. Er war am 23. August 1840 in Uermeny (Ungarn) ge¬ boren und erlangte internationale Berühmtheit durch die sogenannte Schenk'sche Theorie, d. i. die Theorie von der Möglichkeit, willkür¬ Einfluß auf die Geschlechtsbestim¬ lichen mung zu erwartender Kinder auszuüben. Am 13. September 1902 starb in Hallstatt der am 14. November 1814 in Wien geborene Genre= und Porträtmaler Eduard Swoboda. Am 12. Oktober 1902 verschied in Wien

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