sicherheit aufrechterhalten bleibe“ so lautete die Proklamation einer Regierung, unter deren Mitgliedern ein Königsmörder saß! Gleichzeitig besagte die Proklamation, daß die Verfassung vom 6. April 1901 mit allen Ge¬ setzen, die bis zum 25. März a. St. des Jahres 1903 in Geltung waren wieder in Kraft trete und daß die mit der Proklamation (des Königs Ale¬ xander) vom 24. März a. St. des laufenden Jahres aufgelöste nationale Volksvertretung für den 2. Juni a. St., d. i. 15. Juni u. St. nach Belgrad einberufen werde. Damit war die von König Alexander am 24. März 1903 aufgehobene Verfassung wieder reaktiviert und die von ihm an jenem Tage aufgelöste Skupschtina wieder in ihre Rechte eingesetzt worden. — Am 11. Juni 1903 am Tage nach der — Mordnacht waren die Häuser Belgrads be¬ flaggt, eine Musikkapelle spielte vor dem Konak König Peter I. und das Militär feierte Orgien auf der Gasse, wo aus FässernBier und Wein verabreicht wurden. Die Leichen des Königspaares aber, zu deren Besichtigung jedermann zugelassen wurde wurden angespuckt und mit Füßen getreten! Am 12. Juni nachts wurden dann die Körper der gemordeten Herrscher auf dem alten Friedhof von St. Markus in der Königsgruft der Obrenovic beigesetzt. Am 15. Juni 1903 traten die serbische Skupschtina und der serbische Senat in Belgrad zusammen, und einigten sich zunächst über die Reaktivierung der von König Milan nach belgi¬ schem Muster 1888 eingeführten Verfassung, in welcher an Stelle des Namens Obrenovic der Name Karageorgievic gesetzt und auch sonst noch einige kleine Aenderungen vorgenommen werden sollten. Um 12 Uhr mittags begann dann, nach¬ 67 dem in den diesfalls in der Nacht vom 14. au den 15. stattgefundenen Parteiberatungen eine volle Einigung erzielt worden war, der feierliche Akt der Königswahl durch die aus Senat und Skupschtina bestehende Nationalversammlung Derselbe fand im Thronsaale des neuen Konak statt, und nahmen an demselben 119 von den 130 Mitgliedern der Skupschtina und 42 der 52 Senatoren des Königreiches teil. Der neuer¬ nannte Präsident des Senats Velimirovic, führte den Vorsitz. Sämtliche abgegebene Stim¬ men lauteten der vorher getroffenen Verein¬ barung gemäß auf Peter Karageorgie¬ vic und damit war dieser in Genf residierende Nachkomme des ersten Befreiers Serbiens von der Türkenherrschaft, des 1811 von einer Volks¬ versammlung als alleiniger Kriegsherr Serbiens proklamierten Georg Petrovic Karageorgievic zum König von Serbien gewählt. Während der von Serbien. abgesonderten Tagung des Senats und der Skupschtina hatte die Regierung diesen Körper¬ schaften eine Erklärung unterbreitet, in der sie die Regierung des Obersten Maschin — nochmals betont, daß sie es als ihre oberste Pflicht erachte, für die Erhaltung der Ruhe, Ordnung und Gesetzlichkeit im Lande Sorge zu tragen und auf die Haltung der patriotischen, heldenmütigen serbischen Armee artikuliert. Daraufhin fand esdie Skupschtina für ersprießlich und notwendig, feier¬ lich zu erklären, daß sie in Beurteilung der Er¬ eignisse vom 10. bis 11. Juni (also des Königs¬ mordes) dem Heere und dessen Verhalten vollste Anerkennung zolle, daß sie das Vorgehen des serbischen Heeres billige und die serbische Armee als die Verteidigerin von Ordnung und Gesetz¬ lichkeit betrachte! 54
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