lich genug zumute war. „Was tust Du Dich denn fürchten?“ Da aber das Kind nicht zu bitten aufhörte, gab sie endlich doch ganz gern dem Wunsche der Kleinen nach und ging mit ihr in die große Stube, wo ihre Schwägerin Liesel und der Verlobte derselben, der Eisenbahn¬ bauunternehmer, sich befanden. Die zwei Brautleute saßen Hand in Hand an einem kleinen Tische im Erkerausbau und malten einander ihr künftiges Ehe¬ leben aus. Da die Bucherin durch kein Wort das bräutliche Glück ängstliches der beiden stören wollte, so nahm sie ihr vor Furcht zitterndes Kind in die trauten Mutterarme und setzte sich mit ihr, beide stillschweigend und in angstvoller Er¬ wartung der da kommenden Dinge, auf die Bank beim warmen Ofen nieder. Bald darauf kam ihr Mann und mit ihm Anderl in das trauliche Gemach. „Mirzl,“ sagte er so frohgelaunt zu seinem Weibe, wie schon lange nimmer 57 „Mirzl, mir scheint, Du hast mit off'nen Augen träumt!... Schier hätten wir uns d'Augen ausg'schaut, aber keiner von uns hat ’was g'seh'n!“ Jetzt, durch diese seltsame Ansprache, wurden auch die zwei Brautleute auf¬ merksam und sahen ganz erstaunt den Bauern an. „Was hättest Du denn sehen sollen?“ fragte Würger mit ängstlicher Hast. Doch kaum hatte er ausgeredet, als vor dem Hause ein dumpfes Gemur¬ mel entstand, wie wenn draußen eine Ansammlung von mehreren hundert Menschen stattfinde. Dazu flammten Lichter auf, Eisenbecken und Blechdeckel wurden wie Heerpauken geschlagen, auch Pfeifen und Trommeln erklangen, die den Sturmwind übertönten. Es war aber nur ein vorbereitender Lärm, und unter den in der Stube Befindlichen war Anderl der erste, der sich wieder gefaßt hatte und nun mit einem schnellen Blick auf seinen Dienstherrn rief: „Sakra
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