50 Eltern gleich geliebt, war das „einzige“ des so gut zu einanderpassenden Paares. Noch lebte auf dem Buchhofe die Lisel, des Buchhofbauern oder des „Buchers“ wie man ihn allgemein hieß, Schwester und der Anderl, ein um etliche Jahre älterer, arbeitsamer und wackerer Bursche den schon der Vater des Buchers als kleinen, verwaisten Buben zu sich genom¬ men. Er und der jetzige Bauer, als dieser später den Hof übernommen, hielten den Pflegling gleich einem Sohn und Bruder und Anderl vergalt ihnen ihre Samariter¬ tat mit unverbrüchlicher Treue! Der Bucher, lebensfroh und offenen heiteren Gemütes, fühlte sich recht glück¬ lich; denn warum nicht? War ja doch sein Hof der größte in der Umgegend auf seiner Alme, auf dem Romsberg, 8550schönes Miesbacher weidete geradeso Fleckenvieh, wie das des Gutsherrn von Wallenburg, der größte Edelsitz im Schlierachgebiete! Seine Felder trugen reiche Ernten an Türkenkorn und Weizen, und fuhr er in die Stadt, so brauchte er wegen ein paar Gulden nicht zu kargen! ... Leider sollte es anders werden, denn trotz seinen glücklichen, angenehmen Ver¬ hältnisse, in denen er lebte, besaß der Bucher einen leicht erregbaren, unruhigen Sinn, dem sein Los nicht genügte! ... Endlich sollte auch die Eisenbahn durch das stille Schlierachtal bis zum lieb¬ lichen See gleichen Namens geführt werden, und man hätte glauben können die Anwohner des frischen Forellen¬ baches, der mit lustigem Geplätscher durch das damals noch so einsame Tal der Mangfall zueilte, würden die Aus¬ führung dieses viel rascheren Verkehrs¬ mittels, das ihnen weit bessere Absatz¬ quellen ihrer landwirtschaftlichen Er¬ zeugnisse eröffnen sollte, freudig be¬ grüßen! Doch die meisten Bauern sahen nur mit Unwillen auf dieses neue, für sie so bedeutungsvolle Unternehmen, und da sie es mit dem Althergebrachten hielten mochten sie nichts damit zu tun haben! hatten denn die eine Ihre Väter * * Eisenbahn gekannt? ... Nein! Und doch hatten sie glücklich gelebt und waren selig gestorben! ... Eines der Akkordlose der Eisen¬ bahnausführung und gerade das in näch¬ ster Nähe des Buchhofes, war einem herabgekommenen, aber sehr geriebenen Menschen, namens „Würger“, zugefallen! Mit einer so aufrichtigen Miene, als könne er kein Wässerchen trüben, schlich er sich nach und nach ganz ins Ver¬ trauen des Buchers ein. Dieses gelang ihm überraschend schnell, weil er dem Arg¬ losen für die Eisenbahn viel Holz liefern ließ, welches dieser in seinen Bergwaldun¬ gen schlug! ... Dazu verlockten ihn die ausnehmend guten Preise, welche ihm Würger oder der Herr Eisenbahnbau¬ unternehmer gewährte, und so übersah der Buchhofbauer sogar, daß er durch ein so maßloses Ausholzen seines Forstes diesen für lange Jahre nutzlos mache! Seine brave Frau, welche dem neuen Geschäftsfreunde ihres Mannes vom ersten Augenblick an, als er auf den Hos kam, mit einem gewissen Mißtrauen ent¬ gegengetreten war, welches beim längeren Verkehr mit ihm stets höher stieg, warnte den Gatten unaufhörlich vor vertrau¬ lichem Umgang mit Würger und, als Buchers Freunde und Nachbarn sahen daß der sonst so wirtschaftliche Bauer förmlich darauf ausgehe, seine ansehn¬ lichen Holzbestände zugrunde zu richten, stellten ihm die wackeren Männer mehr als einmal ernstlich sein für ihn so ver¬ derbliches Tun und Treiben vor! Doch Bucher wollte nicht hören, denn das blanke Geld, welches er für seine Holz¬ lieferungen bekam, hatte ihn ganz ver¬ blendet! Am gefährlichsten jedoch wirkte der ständige Verkehr mit dem Bahn¬ bauunternehmer auf ihn ein! Es schien gerade, als wenn dieser schlimme Mensch darauf ausgehe, den arglosen Landmann zu verderben, um den großen und um¬ fangreichen Bucherhof in seine habgierigen Krallen zu bekommen! Drum verleitet er den früher so arbeitsamen Mann zu „ Mußiggang, der nach dem alten wahr Sprichwort: „aller Laster Anfang 7 und suchte ihn zum Spielen und Tri
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