Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

daß Du der Nachbars=Mirl von Deinen Weichseln ’ne Hand voll geschenkt hast! Nur mir, mir allein, solltest Du da¬ von geben! ... Da hat es mir denn meine Brust förmlich wie einen Schraubstock zusammengeschnürt, und in meinem Jäh¬ zorn hab ich Dir den unglücklichen Stoß gegeben! Sie schwieg beklommen und holte tief Lienhards Augen ruhten un¬ Atem.— verwandt auf dem lieblichen, im reue¬ vollen Schmerz doppelt reizenden Antlitz. Er war zu tief ergriffen, um eine schnelle Antwort zu finden. Tapfer kämpfte er die Rührung nieder und sagte scheinbar in voller Ruhe, der nur das Beben seiner Stimme widersprach: „Quäl' Dich nicht mit Einbildungen, liebes Annerl! Des¬ 25 halb ist's doch so, wie ich es mein'! Was Du mir aber gerade gesagt hast, das freut mich am allermeisten, weiß ich doch nun ganz gewiß, wie es einmal eine Zeit gegeben hat, wo Du mich aus vollem Herzen gern gehabt hast! — Aber, Du vergißt ja ganz, daß Du jetzt hier auf dem Stuhlfest bist! Nimm es mir nur nicht übel, daß ich Dich so lang vom Tanzen abgehalten hab'! — Und jetzt vergnüg' Dich nur recht! — Mir, liebes Annerl, hast Du auf eine lange Zeit für mein ganzes Leben ein frohes Herz gemacht! Herzhaft schüttelten sich die beiden die Hände. .. Jetzt hielt sich aber Lienhard fern. Daß er aber in tiefster Seele ver¬ gnügt war, bewies er dadurch, daß er

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