den Rückfall zu verhindern, doch ebenso nöthig war es, der Kranken ihre jetzige Lage zu erklären. Die Bäuerin vernahm zitternd, was mit ihr geschehen sei, nur das verschwieg der Physicus schonungs¬ voll, daß sie, so lange sie im Irrsinn be¬ fangen war, die Brandstifterin ge¬ wesen sei. Um die gleiche Zeit fand sich auch der Herr Pfarrer auf dem Roßbergerhofe ein. Schon am Morgen hatte er durch ein Be¬ antwortungsschreiben der Frau Oberin des Münchener Klosters die Gewißheit welch plumper Betrug an der Witwe ver¬ übt worden sei. Die Vorsteherin ver¬ wahrte sich entschieden gegen die für sie und ihr Stift so beleidigende Zumuthung, Leuten, befangen von Eitelkeit oder reli¬ giösem Wahn, Aufnahme in ihrem Kloster zu gewähren. Auch gab sie die Erklärung ab, zu einem solchen Zwecke nie irgend welche Summen erhalten zu haben. Der Physicus, durch den Geistlichen davon un¬ terrichtet, rieth zur sofortigen Anzeige 93“ beim Gericht; die Lauerin durfte man hievon noch nicht verständigen, das ver¬ trüge ihr geschwächter Zustand nicht, hatte der Arzt erklärt. So wurde denn der Brief der Oberin dem Brigadier über¬ geben. Der erfuhr die Namen der beiden Schwindlerinnen von Vevi, nur wußte diese nicht, wo sich die zwei Weiber für gewöhnlich aufhielten. Sofort eilte der Gendarm in die Stadt, um die nöthigen Nachforschungen anzustellen. Natürlich hatten die Vorkommnisse auf dem Roßbergerhofe ihren Wiederhall auch im betreffenden Amtsblatt gefunden; in allen Wirthshäusern sprach man davon; war doch im ganzen Bezirke der einst ver¬ unglückte Roßbergerbauer und seine that¬ kräftige einzige Tochter wohlbekannt!... Auch der „Kravattelwürger“ erfuhr davon und rieb sich die spinnenfüßigen Finger. Für seine Zwecke hätte sich gar nichts För¬ derlicheres ereignen können. Nun die Bäuerin theilweise abgebrannt, brauchte sie Geld; sie war in der gewünschten Klemme; jetzt wollte er sein geliehenes Geld zurückverlangen, und da ihn vor¬ 17 aussichtlich die Witwe nicht bezahlen konnte, mußte über ihr Anwesen die Gant ausbrechen. Der Blutigel empfand über dieses sein arges wucherisches Vorhaben gar keinen Gewissensbiß. Mochten sich auch seine Opfer vor ihm krümmenin Pein und Angst, er kannte kein Mitleid, und allein Gelderwerb auf welche Weise nur immer war der ganze Zweck seines elenden, verworfenen Daseins! Dieses Mal getraute er sich nicht mehr, seine Ro߬ beiden weiblichen Lockvögel auf den einen bergerhof zu schicken. Diese hatten großen Theil des von der Bäuerin er¬ gaunerten Geldes an ihn abliefern müs¬ sen, mit ihrem Beuteantheil sollten sie sich davon machen, da hier in der Gegend der Boden zu heiß für sie zu werden anfing. So sann sich denn der „Kravattelwürger den Plan aus, wie er am sichersten und schnellsten den prächtigen Roßbergerhof in seine räuberischen Klauen bringen könnte. Unterdessen besserte sich Frau Kathi's Zustand immer merklicher bei der sorg¬ samen Pflege des Physicus und der Toch¬ ter. Als sie so weit gekräftigt war, be¬ reitete sie der ehrwürdige, menschenfreund¬ liche Pfarrer vor, daß sie ohne zu große seelische Erschütterung den Bericht des ihr gespielten Betruges vernehmen konnte. Milden Wortes, ein echter Diener des Herrn, setzte er der mit einer wahren An¬ dacht aufhorchenden Bäuerin auseinander daß es Gott viel lieber sei, wenn der Mensch fromm und gottesfürchtig seinem Erdenberufe nachkomme und allda seine Pflichten erfülle, statt sich überlauter falscher Frömmelei hinzugeben, die viel¬ mehr einer Sünde gleichkomme als einem dem Herrn wohlgefälligen Werke! .... Oft schluchzend folgte die tief ergriffene Witwe den väterlichen Ermahnungen des greisen Seelenhirten und gelobte fortan in frommer Ergebenheit als brave Mutter auf dem Hofe leben und einst daselbst sterben zu wollen, wenn es Gottes heiliger Wille wäre. Nun berichtete der Geistliche auch vom Schreiben der Klosteroberin in München und den an ihr verübten Be¬ trügereien. Da schlug entsetzt die Bäuerin
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