Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1903

122 dieselbe bis auf den Daumen abgenommen werden mußte Am 17. November verschied in Steyr nach längerem Leiden die Apothekerswitwe Anna Göppl, geb. Mairhofer, in ihrem 83. Lebensjahre. Sie war die Mutter des im Jahre 1898 verstorbenen Apothekers und Gemeinderathes Emil Göppl. Ihr Gatte, Carl Göppl, ist ihr schon im Jahre 1851 im Tode vorangegangen. Die Theilnahme an dem Hinscheiden der hochgeachteten alten Bürgersfrau war eine allgemeine Am selben Tage feierte der Reservisten¬ Spar= und Unterstützungsverein in Steyr sein 20. Gründungsfest. Vorstand Johann Fürthaler schilderte hiebei in kurzen Umrissen die ersprießliche Thätigkeit des Vereines in den abgelaufenen zwei Decennien und vertheilte die Diplome an folgende neu¬ ernannte Ehrenmitglieder: Franz Schaum¬ berger, den um den Verein hochverdien¬ ten gewesenen langjährigen Vorstand, Josef Gans, Josef Maderböck, Franz Mühl¬ berger, Josef Wolf und Michael Heindl. Das Programm des Festabends, welcher im Saale des katholischen Gesellenvereins¬ hauses stattfand, war sehr reichhaltig und amüsant. Se. kais. Hoheit Erzherzog Franz Ferdinand d’Este traf an diesem Tage in Windischgarsten ein, um im Jagdre¬ viere der Herrschaft Steyr, Rettenbach, Pertl= graten, Effertsbach und Ramsau, welches Hochderselbe vom Grafen Heinrich von Lam¬ berg kurz vorher gepachtet hatte, sich dem Jagdvergnügen hinzugeben. —Am 22. No¬ vember Abends traf Se. kais. Hoheit in Steyr mittels Steyrthalbahn in Begleitung des Barons Imhof auf der Rückkehr von den Jagden ein. Am Bahnhofe wartete ein zahlreiches Publicum der Ankunft des Erz¬ herzogs. Se. kais. Hoheit fuhr in die Villa des Barons Imhof zum Soupe, worauf Hoch¬ derselbe um halb 11 Uhr Nachts via Klein¬ reifling seine Reise nach Wien fortsetzte. Se. kais. Hoheit äußerte sich über das Windisch¬ garstener Gebiet ganz entzückt und über den Verlauf der Jagden sehr befriedigt. Der Erz¬ herzog hatte 70 Gemsen, Baron Imhof 14 Gemsen erlegt. Am 18. November erfolgte die Vermä¬ lung der Partieführerstochter Wilhelmine Peer in der Vorstadtpfarrkirche zu Steyr mit dem gräfl. Waldstein'schen Forstverwal¬ ter Franz Wanek in Idolsberg bei Krems. In Grünburg fand an diesem Tage im Kreise der dortigen Liedertafel eine Ab¬ schiedsfeier zu Ehren des Steueramtsad¬ uncten Carl Ahorner, welcher nach Rohr¬ bach versetzt worden war, statt. An dem Scheidenden verlor die Liedertafel ihren bestverdienten Chormeister und eine tüchtige Sangeskraft, weshalb derselbe Gegenstand vielseitiger Ehrungen war. Am 28. Jänner feierte derselbe seine Vermälung mit Fräu¬ lein Marie Redl, gewesene Lehrerin in Pfarrkirchen. In der Pfarrkirche zu Steinbach a. d. Steyr fand am gleichen Tage die Trauung der Oberlehrerstochter Veronica Berger mit dem Lehrer Franz Häuserer dort¬ selbst statt. In der Pfarrkirche zu Ternberg fand am 18. November die Trauung der verwit¬ weten Besitzerin des Gärtnergutes in Trat¬ tenbach, Anna Haberleitner, Mühl¬ Bäckerei= und Sägewerksbesitzerin, mit Fer¬ dinand Rettensteiner, bisher Sägemei¬ ster in Kleinreifling, statt Am selben Tage wurde der 28jährige Knecht Franz Kohlberger, bedienstet beim Bauern Josef Dutzler vulgo Rodler zu Schwamming, in der Schottergrube des Jo¬ hann Weindl zu Tiensting von einer plötz¬ lich herabstürzenden Schottermasse verschüt¬ tet und erlitt hiebei so schwere innerliche Verletzungen, daß er an deren Folgen am 15. December im St. Annaspitale zu Steyr tarb. Der 19. November war schulfrei. Die Schüler der Unterrichtsanstalten wohnten mit ihren Lehrkörpern Gottesdiensten zum Gedächtniß Weiland Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth an. Am selben Tage starb in Steyr die Gymnasial=Lehrersgattin Louise Lobüscher aus Saarlouis in Rheinpreußen, eine Toch¬ ter der Hotelbesitzerin Josefa Zeilberger in Steyr, welche eben zur Erholung in ihrem Elternhause daselbst weilte. Sie stand im 38. Lebensjahre, verschied also viel zu früh zum großen Leide ihrer allgeachteten Familie. In der Pfarrkirche zu Gaflenz fand an diesem Tage die Trauung des Besitzers des Pontzengutes in Oberland, Georg Auer Obmannes des dortigen Ortsschulrathes, mit der Gutsbesitzerstochter Anna Alm¬ berger statt. Am 20. November ist in Wien der aus Weyer gebürtige und dortselbst bestens bekannt gewesene Dr. Alois Rathschüler, in niederösterreichischer Landesconcipist, seinem 25. Lebensjahre nach kurzem Leiden in Folge einer Blutgiftung, die nach Eröffnung eines Abscesses am Halse auftrat, gestorben. Die Eltern des Verblichenen übersiedelten im Jahre 1899 von Weyer nach Grieskirchen. Die Leiche wurde nach Weyer überführt und am 23. dortselbst bestattet. An dem Leichenbegängnisse betheiligten sich auch zehn Couleurstudenten der katholischen Verbin¬ dung „Noria“ welcher der Verblichene an¬ gehörte. Dr. Rathschüler hätte sich in näch¬ ster Zeit mit einer Tochter des Vicebürger¬ meisters Strobach in Wien verlobt. Am 23. November verschied in Sarning bei Steyr der Besitzer des Fuchsengutes dortselbst, Hanns Neweklowski, in seinem

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