lich und wie schön Gottes erhabene Natur wäre ohne den „Herrn der Schöpfung den Menschen, dessen Stärke, Eigennutz und Habsucht fähig sind, sich und seinen Mitmenschen die kurze Spanne Zeit, die von den Geschöpfen Gottes hier auf Erden Leben heißt, zu verleiden und zu vergällen freilich aber damit auch dem guten Menschen das Scheiden aus diesem irdi¬ schen Jammerthale möglichst zu erleichtern, wozu die bösen Eigenschaften dem bösen Menschen von einer für die guten Menschen mitleidigen überirdischen Macht beigegeben worden zu sein scheinen Der Abt war nach dem Wegreiten des Losensteiners mit dem Prior an ein Eckfenster getreten, das die Aussicht sowohl auf die Enns, als auch gen Steyr er¬ möglichte und Beide sahen in stummen Bewunderung auf das herrliche Bild, das die gütige Vorsehung hier geschaffen. Endlich brach der Abt das peinliche Schwei¬ gen, indem er auf die herrliche Lage Garstens in begeisternden Worten hinwies und bald war dann ein Gespräch im Gange, im Laufe dessen der unliebsame fast Vorfall vom heutigen Nachmittag ganz vergessen wurde. Mittlerweile war es stark dunkel geworden und einzelne Sterne zeigten sich bereits an dem, im September in den Alpen besonders reinen, herrlichen Abendhimmel, als der Prior, die Hand plötzlich gen Steyr ausstreckend etwas hastig im Ton und Wesen sagte: „Hochwürdigster Herr, seht doch gen Steyr, ist mir doch, als ob gegen die Kirche am Pfarrberg in Steyr zu eine Rauchwolke aufstiege. „Wird wohl Nebel sein“, meinte der Abt leichthin, „'s ist sumpfig unter diesem Hügel und Nebel im September sind ja nichts Seltenes!“ Das Gespräch nahm seinen weiteren Verlauf, als plötzlich in der vom Pater Prior angedeuteten Richtung eine Feuer¬ säule in breiten, glitzernden Garben gegen Himmel schoß, das Firmament mit heller Röthe überziehend und die Gegend tag¬ hell erleuchtend. Und nun schlug auc schon die große Glocke auf dem Garstner Kirchthurme in dumpfen, weit durch die 101 Nacht hallenden, ängstlich rufenden, mah¬ nenden, Hilfe heischenden Tönen an kein Zweifel, das bedeutete „Feuer“ und überdies ein großes Schadenfeuer in nächster Nähe des Klosters. Wo mag das Feuer sein?“ frug der Prior dessen Augenlicht das Alter und das Studium der vergilbten Folianten und Urkunden des Klosters erheblich ge¬ schwächt hatten. „Ich fürchte, es betrifft ein Klostergut“ meinte nachdenklich der Abt, „wenn nur nicht der Meierhof brennt, jetzt wo Gottes reicher Segen eben dort Einkehr gehalten hat „Um Gotteswillen, das könnte wohl so sein“, rief der Prior bestürzt und horchte gespannt auf den Lärm und das Geräusch von hastenden Schritten, knar¬ renden Wagenrädern und das Wiehern von Pferden, die eilig aus den Stallun gen geführt zu werden schienen, sowie den erregten Zurufen der Klosterleute, das alles zusammen, wie dumpf brausend aus allen Theilen des Klosters herauf¬ tönte Der Abt und der Prior wohlver¬ traut mit dem, was solche Töne zu be¬ deuten haben im menschlichen Leben, eilten in den Klosterhof, wo ihnen schon auch ein Bauer mit zerrissener, schmutzbe¬ deckter Kleidung und verstörtem Gesichte entgegenkam. „Was gibt es?“ rief der Abt, keu¬ chend vor Aufregung und halb athemlos denn sein hohes Alter war nicht mehr an so hastiges Laufen, die Stiegen hinunter gewöhnt. „Brennt der Meierhof?“ Es ist leider so, hochwürdigster Herr Abt, gab der Bauer, nach Athem ringend zur Antwort und zog den abgegriffenen Filzhut ehrerbietig vom nassen Kopfe „der ganze Meierhof sammt den Frucht¬ tristen an der Straße brennen lichterloh es ist keine Rettung! „Und wie entstand das Feuer? forschte der Abt, „erzähle, während wir zur Brandstätte eilen. „Oh, das ist eine schreckliche Geschichte berichtete der Bauer, während er mit dem Abt und dem Prior aus dem Kloster
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