Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1903

einberufen. Wie in Serbien hatte sich auch hier die gesetzgebende Körperschaft mit einem Anleihe¬ in projecte der Regierung zu befassen; wie Serbien wurde auch hier dieses Project von in der Kammer (December 1901) abgelehnt. Wie Serbien führte auch hier dieser Beschluß zur Demission des Cabinetes (Karaweloff), undzu Berufung eines neuen Cabinetes (Daneff); während aber in Serbien nur der Schluß der Session vom neuen Ministerium ausgesprochen wurde, löste das zankowistische Nothcabine Daneff am 5. Jänner die Sobranje auf. Die im März 1902 vorgenommenen Wahlen ergaben — wie gewöhnlich in Bulgarien — eine Majorität zu Gunsten der am Ruder befindlichen Regierung was freilich nicht viel bedeuten will, da alle bulgarischen Ministerien bereits die Erfahrung gemacht haben, wie unverläßlich solche Tages¬ majoritäten sind. Am 5. Mai 1902 wurde die neue Sobranje in außerotdentlicher Tagung er¬ öffnet. Am 6. Februar 1902 tödtete der ehemalig Lehrer Karandjouloff in einem Anfalle von Wahnsinn den Unterrichtsminister Kantschef durch einen Revolverschuß und erschoß sich dann selbst. * * * Am 10. März 1902 verlobte sich Prinz Mirko von Montenegro, der zweite Sohn des Fürsten Nikolaus, mit Fräulein Natalie Kon¬ stantinovics, der Tochter des Obersten Kon¬ stantinovics, eines Vetters des Königs Milan. Afrika. Der Burenkrieg. Wir schlossen unseren vorjährigen Bericht über den Verlauf des Burenkrieges mit der Constatirung, daß die Buren bis zum Ablau jener Periode es prächtig verstanden hatten, sich der Engländer zu erwehren und deren Armee sowie deren Oberbefehlshaber stets auf das un¬ angenehmste in Athem zu halten. Auch den Beginn der diesmaligen Berichtsperiode charak¬ terisieren eine Reihe englischer Niederlagen(st am 1. November 1901 bei Berkenlaaghte, am 24. December 1901 im Bezirke Ermelo, am 24. December 1901 bei Tweefontein, am 6. März 1902 zwischen Tweebosch und Palm¬ der miethknill) und erfolgloser Operationen Engländer, sowie mehrfache Vorstöße der Oranje und Transvaal=Truppen in die Capcolonie (Sep¬ tember und October 1901), welche die Buren zeitweilig in so bedenkliche Nähe der Capstadt brachten, daß sich die Engländer (September 1901) genöthigt sahen, zur eventuellen Vertheidigung dieser Stadt schleunigst Kriegsschiffe heranzu¬ ziehen. Diese Erfolge der Buren beantworteten die Engländer mit einer Proclamation, welche die im Felde stehenden Buren als Rebellen 93 erklärte, mit der völkerrechtswidrigen Hinrichtung Burenführer, (so wurden am von gefangenen der Burencommandant Schö¬ 14. October 190 Jänner 1902 der Burenführer man und am 18 Scheepers erschossen, was allerdings zu Repres¬ alien der Buren führte), mit der Niederbrennung ind Verwüstung burischer Farmen. Da kam die glänzendste Waffenthat der Buren in der Berichts¬ periode: Die Niederwerfung der Truppen Lord Methuens und die Gefangennahme dieses tüch¬ tigsten aller englischen Feldherrn in Südafrika urch Delarey am 6. März 1902 und von diesem Ereignisse datirt die Wendung in der Geschichte dieses ereignißreichen und langwierigen Krieges. Wohl schwirrten schon früher Friedensgerüchte durch die Luft, aber dieselben wurden von beiden lebhafteste kriegführenden Parteien auf das 1902 von dementirt und auch ein im Jänner Seiten der holländischen Regierung unternom¬ — mener Interventionsversuch blieb wenigstens unmittelbar — erfolglos; wohl verdichteten sich die Friedensgerüchte immer mehr, je näher der ur¬ VII. spründlich angesetzte Tag der Krönung Eduard erst heranrückte. Aber diese Gerüchte nahmen mit dem Momente eine greifbare Gestalt an, als Delarey am 12. März 1902 in stolzem ge¬ Edelmuthe den von ihm geschlagenen und fangen genommenen Lord Methuen die Freiheit vieder gab. Nun inaugurirten die englischen Kriegsgerichte eine dem Völkerrechte mehr ent¬ prechende Praxis, nun wurde der gefangene Burengeneral Kruitzinger vom Kriegsgerichte reigesprochen, dann kamen die englischen Ver¬ handlungen mit einzelnen Burenführern, dann die Burenconferenzen in Vereeniging, dann die officiellen abschließenden Friedensverhandlungen in Vereeniging, respective Pretoria undam 1. Juni 1902 drang die Botschaft durch die der Welt, daß am 31. Mai 1902 zu Vereeniging Friede geschlossen und das Friedensprotokoll, beziehungsweise das „Protokoll, das die Bedin¬ in gungen der Uebergabe der Buren enthält Pretoria unterzeichnet worden sei. Der Friedens¬ vertrag enthält folgende Artikel: Artikel 1. Die Bürger im Felde legen sofort die Waffen nieder und übergeben alle Kanonen, Waffen und Kriegsmunition, die sich in ihrem Besitze oder unter ihrer Controle befinden. Sie tehen von einem weiteren Widerstand gegen die Autorität des Königs Eduard VII., den sie als ihren gesetzlichen Sonverän anerkennen, ab. Artikel 2. Alle Bürger im Felde außerhalb der Grenzen Transvaals und der Oranje=Calonie und alle Kriegsgefangenen, die sich gegenwärtig außerhalb Südafrikas befinden und die Bürger sind, werden, wenn sie die Stellung als Unter¬ thanen des Königs Eduard anzunehmen erklären, zurückgebracht werden, sobald die Beförderungs¬ und Subsistenzmittel beschafft und gesichert sind. Artikel 3. Die sich so ergebenden und zurück¬ kehrenden Bürger werden ihrer persönlichen Freiheit oder ihres Eigenthums nicht beraubt.

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