Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1903

zu sind im Besitze der werthvollen Blätter, die, auf einem großen Theil im Auftrage gemalt Reisen in den Ländern unserer zahlreichen in Italien, der Schweiz, in Belgien, Monarchie Frankreich, Rußland, Deutschland ent¬ Holland des ind und von der Begeisterung tanden für das Schöne und Interessante all¬ Künstlers überall Zeuguiß ablegen. die Ent¬ Am 24. Mai 1902 fand in Linz hüllung des Denkmals des Dichters Adalbert ist Stifter statt. Der Schöpfer des Denkmals der Wiener Bildhauer Rathausky, der Stifter in seinen besten Mannesjahren aufgefaßt hat. Der Dichter ist, in seinen Wäldern umher¬ treifend, auf einen mitten im Walde liegenden Granitblock hinaufgestiegen und ruht von seinen Fußwanderung, an einem Felsen gelehnt, aus. Auf dem Felsen liest man die Inschrift: „Adalbert Stifter 1805—1865.“ Die im Sommer 1901 unter Gewährung eines für die finanziellen Verhältnisse des Wiener Conservatoriums ganz außerordentlich hohen Gehaltes und unter gleichzeitiger Erwir¬ kung des Professorentitels erfolgte Berufung des Claviervirtnosen Emil Sauer zum Leiter der an dieser Anstalt neucreirten Meisterschule, führte zu einer gewaltigen Krise im Schoße des Wiener Conservatoriums, der ersten musikalischen Lehr¬ anstalt der Monarchie, indem ein Theil der her¬ vorragendsten älteren Lehrkräfte jenes Institutes, so die Herren Anton Door, Julius Epstein, Josef Hellmesberger, Robert Fischhof, Arnold Rosé, August Stoll und Alfred Za¬ mara, die dem neuernannten Collegen zutheil gewordenen außerordentlichen Begünstigungen als eine Hintansetzung empfindend, seine De¬ mission gab. Die Krise endete mit dem definitiven Rücktritte der Mehrzahl dieser Herren, darunter der Herren Door, Epstein und Rosé, wäh¬ rend Herr Josef Hellmesberger seine De¬ mission wieder zurückzog. In der ersten Hälfte des Monates August ein (6., 7. und 8. August) fand in Salzburg großes und international besuchtes Musikfest tatt, dessen erster Tag Mozart, dem unsterblichen Sohne dieser Stadt gewidmet war. Am 1. Mai 1902 beging Bernhard Bau¬ meister unter warmer, allseitiger Theilnahme die Feier seiner 50jährigen Zugehörigkeit zum Wiener Hofburgtheater. Am 28. September 1828 in Posen geboren, betrat Baumeister 1849 in zum ersten Schwerin, und zwar als Chorsänger, Male die Bühne, kam später nach Hannover, 1850 nach Oldenburg und trat am 1. Mai 1852 in den Verband des Wiener Hofburgtheaters ein. Baumeister spielte früher Naturburschen und Bonvivants, später ältere humoristische und tragische Partien; zu seinen besten Rollen ge¬ hören: Götz, Falstaff, mit welcher Rolle Bau¬ meister eine neue Richtung seiner künstlerischen Thätigkeit eingeschlagen hat, der Richter von Zalamea, Erbförster 2c. 50 Jahre — ein ganzes 77 Menschenalter hindurch, hat Bernhard Bau¬ meister am Burgtheater gewirkt und geschaffen und den Ruhmeskranz dieses altehrwürdigen Kunstinstitutes um manches Blatt bereichert. Bau meister gehört zu den wenigen schauspielerischen Prachtgestalten, die noch aus den Glanztagen des Burgtheaters in die jetzige Epoche des Epigonenthums herüberragen. □ Ueberblicken wir die Ernte, welche der Tod in der Berichtsperiode in Oesterreich gehalten. o finden wir, daß er auch diesmal, so manch hervorragende Gestalt auf dem Gebiete des öffentlichen Lebens, der Kunst, Literatur und Wissenschaft gefällt hat. — Am 19. August 1901 tarb der Reichsraths= und Landtagsabgeord¬ nete Dr. Josef Kaizl auf Schloß Mislowitz bei Sobieslau an Darmverschlingung. Am Hofschauspieler Baumeister. 10. Juni 1854 zu Volyn in Böhmen geboren wurde er im Jahre 1883 zum außerordent¬ ichen Professor für politische Oekonomie an der tschechischen Universität in Prag ernannt. Am 3. Juni 1885 wurde er von den Städten Tzaslau 2c. in das Abgeordnetenhaus gewählt, in welches er nach seiner Mandatsniederlegung m Jahre 1887 wieder von Neuem entsendet wurde, und woselbst er zu den hervorragendsten Führern des Jungtschechenclubs zählte. Nach dem Rücktritte des Cabinets Gautsch wurde er im am 7. März 1898 zum Finanzminister Ministerium Thun ernannt, in welchem er bis das zur Berufung des Beamtenministeriums, —Am ist bis 2. October 1899 verblieb. 25. August 1904 starb auf seiner Besitzung St. Peter im Görzischen Franz Graf Coro¬ nini, ein freisinniger Cavalier, ein vornehmer

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