Ein Sparrassenbuch. Erzählung von Anna Pawlitschek. Martin fühlte sein Selbstbewußtsein Torenz war Frächter in einem steigen, daß ihm die Unterredung so chön großen Handlungshause. 2 geglückt — da kamen dem Lorenz schon Wenn er so wie eben jetzt, wieder die Bedenken und er rief: „Ach, die Schirmmütze weit zurück¬ laß' mich in Ruh'! Geht's Dir denn gar geschoben, hochaufgerichtet und breit¬ Ein so gut, daß Du mir so zuredest?! spurig auf seinem rasselnden Streif¬ wagen stand und die mächtigen Häuflein Kinder — für kein's viel zu beißen —! So ist's doch bei Euch. Kommt „Pinzgauer“ lenkte, um vom Zollamte Waaren abzuholen, dann sah er wirklich dann noch eine Krankheit über eins, so ganz stattlich aus. Sein helles Gesicht, mit nimmt die Noth erst recht überhand.“ „Na, na“, beschwichtigte der Andere; dem krausen, um die Wangen herum¬ „der alte Gott lebt noch. 's wird auch bei gehenden Matrosenbart stach lebhaft ab mir mal besser kommen. —Und was Dich gegen die blauleinene Latzschürze, die fast anbelangt — wie gesagt, nimm' Dir eine eine ganze, ungewöhnlich kraftvolle Ge¬ hoffentlich ältere, vernünftige Person —. stalt einhüllte. Kein Mensch hätte es dem gibt's bei Dir nicht so viel Kindersegen zweiten Manne, der am rückwärtigen es wird sich schon machen. Ende des Wagens saß, der sein hageres, übernächtiges Gesicht auf die Brust geneigt „Ach was, eine vernünftige Person! wo findet man denn die? Die Mädel sind hielt und die Füße achtlos herabbaumeln alle verrückt heutzutage; die laufen ja den ließ, angesehen, daß er derselben Familie Männern nach. Das könnt' ichbrauchen, entstammte wie der Rosselenker. Und doch Ja, wenn ich Eine fände, die so ’was! — Aber sie waren die Beiden Brüder. — mir gut wäre, und die es nicht zeigte waren einander unähnlich in jeder Be¬ die würde ich vielleicht nehmen. ziehung und nur die Kraft des Körpers „Noch immer diese alte Laune?“ lachte war ihnen Beiden gemein; denn obzwar Martin. Gleich darauf fuhr er behaglich Martin, der ältere, das Aussehen eines fort: „Uebrigens g'rad' so Eine wüßt' ich Schwächlings hatte, gab er seinem ro¬ für Dich! busten Bruder darin doch gar nichts nach. „Wirklich? Da bin ich doch neugierig. Es gab keine Kiste, kein Faß, das die 2“ Nun — Zwei nicht mit Leichtigkeit aus den „Die Netti von der Frau Zollamts¬ Speichern geholt und auf den Wagen „ge¬ director. Und in geistiger Be¬ streift“ hätten. — —2“ „Die ziehung war der unansehnliche seinem „Nun ist sie nicht ganz fesch?... nicht stattlichen Bruder gar noch überlegen. Da aber mehr die Jüngste, das ist richtig erschien der Lorenz gegen ihn das reine ein „Flitscherl“ willst Du ja nicht Kind; und er ließ sich auch in allen wich¬ daß dabei vergaß der gute Martin völlig tigen Angelegenheiten von seinem ge¬ und Lorenz überhaupt nicht „wollte“, scheiten Bruder stets willig beeinflussen. „ver¬ daß er es war, der das Programm: Nur mit dem Heiraten wollte es nicht nünftige, ältere Person“ aufgestellt hatte. recht gehen, obzwar der ältere dem jün¬ Nun, auch Lorenz schien das vergessen geren Bruder schon lange recht eindring¬ zu haben. Denn er zeigte sich interessirt lich dazu rieth. So beispielsweise gestern und sagte überlegend: „Hm, die Netti wieder. Da hatte es gar vieler Worte be¬ Ja, die schaut freilich Keinen an. Das ist durft, bis Lorenz die Nothwendigkeit, sich richtig. Und das gefällt mir von dem war zu verehelichen, begriff. Aber endlich Mädel — Das heißt, immer war das bei und er doch so weit — so schien es 4
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