roheste Remonte, die eben auf der Pußta eingefangen wurde. Spaner, der in der Reit¬ kunst seines Gleichen sucht, rief: „Warte du, ich will dich zusammennehmen!“ Mit Mühe kann er sich in den Sattel schwingen; es gelingt ihm endlich, und zwar nur mit Mühe. „Dich sticht wohl der Hafer!“ ruft er zornig und preßt den Gaul mit seinen sehnigen Schenkeln; der jedoch steigt, bäumt sich wie toll. Schon will ihm der Reitknecht in die Zügel fallen, doch Spaner herrscht ihm zu: „Zurück!“ und der Diener weicht erschrocken... Noch wilder wird der Hengst. Ehe wir es uns versehen, schlägt sich der Rappe hinten über und Spaner kommt unter das Thier zu liegen... Sofort eilen wir herbei. Zwei Husaren und der Reitknecht bringen den Hengst wieder au die Beine, der übrigens wie rasend ist; als wir aber den guten Rittmeister von Boden aufheben, erweist es sich, daß seir linker Arm gebrochen ist... „Rittmeister Baron Fortenbach! wendet sich nun bestürzt über diese neue Hiobspost der Obrist an diesen, „so leid mir Ihre Entfernung ist, bleibt mir keine Wahl. Jetzt trifft Sie das Commando. Eilig springt der Rittmeister auf, ver¬ birgt, so gut er kann, seine große Ver¬ wirrung und verabschiedet sich, um seine nöthigen Vorkehrungen zu treffen, was er allerdings in einer schrecklichen Stimmung thut. Zum Nachdenken hatte der Baron keine Zeit, denn schon hielt die Schwadron aufmarschirt auf dem Sammelplatz, ihres Führers harrend. Auch die Gemüther der Husaren waren sehr von diesen zwei selt¬ samen Unglücksfällen bewegt. Ueble Laune durfte er nicht zeigen, leicht hätte er die Aufregung, in der sich die Reiter befanden noch vermehrt. „Nun, meine wackeren Husaren!“ rief er, „wollen wir nun unsere Posten be¬ ziehen und sollten sich die Spahis an uns heranwagen, dann auf sie los. .. Unser Klingen treffen besser, als ihre krummen Säbel!“ Eljen! Eljen!“ scholl es kampfes¬ muthig durch die Reihen und mit „Zweien linksum!“ setzte sich die zweihundert Reiter 41 starke Schaar in Bewegung, sich ihres allbeliebten, ebenso tapferen als umsichtigen Befehlshabers erfreuend. Etwa tausend Schritte von der Linie des linken Flügels hatten die Husaren Stellung zu nehmen; ihr Stützpunkt war ein großes Moor, das mit hohem Schilf und dichtem Weiden= und Erlengebüsche umwachsen war. Die abgesessenen Reiter begannen öfters einzunicken; das einzige Mittel, sich wach zu erhalten, nämlich rauchen, durfte nicht angewendet werden. Einem jedoch kam kein Schlummer in die Augen, und sein sonst so kühnes Herz pochte in rascheren Schlägen; ihm trat der Gedanke an Tod und Ewigkeit nahe und erschütterte ihn bis in die Tiefen seiner Seele! War doch Eins auf das Andre heute in so raschem Gange gefolgt! Stand dies Alles doch in einer so unerklärlichen Verbindung mit dem im Frühjahr ge¬ schehenen Ausspruch Alzidens, der alten Zigeunerin, und dem neuesten Ereignisse, dem Antrage, ihr einen Theil seiner Habe zu vermachen, daß es manchmal dem Ritt¬ meister im Kopfe wirbelte, in den Ohren auste, und ein Schauer den andern über es den Rücken jagte. Hie und da gelang zu ihm, diese Nebelbilder in seiner Seele zu verdrängen, denn die Nacht schien still verlaufen wie irgend eine Sommernacht die den Menschen in süßen Schlummer wiegt, den nur hin und wieder ein wirrer Traum stört! — Plötzlich ganz kurz vor Mitter¬ ein —flüsterte dem Rittmeister nacht 77 Oberlieutenant zu: „Hören Sie nichts? Der fuhr, wie vom Schlag getroffen zusammen, und hätte nicht Zwielicht über der Erde gelegen, der Untergebene würde das jähe Erbleichen im Antlitze seines Soeben Vorgesetzten bemerkt haben. .. uhten die matten Flügel des leisen Windes. Hoch horchte der Rittmeister auf: Man vernahm unverkennbar ein fernes, dumpfes Getöse, das fast wie eine heranbrausende Wasserfluth tönte. „Hören Sie's?“ wiederholte der Ober¬ lieutenant. „Gewiß! wenn wir uns nicht sehr
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