20 Markeln nicht von mir annehmen sollen! Ihr könnt' Euch ja leicht helfen, verkauft den Hof, wie es früher Eure Absicht war Mit meinem Angebot steh' ich Euch nicht um, und das Kloster wartet noch immer auf Euch!“ Nun stand der Pfarrherr unwillig auf und sagte dem ganz Verduzten seine Mei¬ nung derb ins Gesicht. Ehe aber der „Kravattelwürger“ voll Gift und Galle antworten und seinen Haupttrumpf aus¬ spielen konnte, rief Vevi von der Gräd herüber: „Der Herr Landrichter kommt!“ Da zuckte der Wucherer wie von einer Schlange gebissen zusammen, sein Ge¬ sicht ward todtenblaß, und fassungslos starrte er den Geistlichen an, der ihn nim¬ mer aus dem Gesichte ließ. Schnell, jedoch mit zitternden Händen, die ihm fast den Dienst versagten, packte er die Schuld¬ papiere zusammen und steckte sie wieder in seine Brieftasche, die er in der inneren Brusttasche seines langen Flügelrockes verschwinden ließ. Drauf erhob er sich hastig und wollte schlott'rigen Schrittes durch das Hinterthürchen des Gartens aus dem Hofe hinaus . . . Doch jetzt gebot ihm der Pfarrer mit so kräftiger Stimme: „Halt! Dageblieben!“ daß sich der Höcke¬ rige nicht mehr von der Stelle wagte, auch waren bereits die Gerichtsherren bei der Laube angelangt. Kaum aber erblickte der Landrichter den Wucherer, so winkte er den Brigadier heran, der unter der großen Hofthüre Posto gefaßt hatte!... Freundlich begrüßte der Richterbeamte den Geistlichen und die elend aussehende Frau Kathi, zu der er scherzend sagte: „Mir scheint, daß wir gerade zur rechten Zeit gekommen sind!“ Ein Wink, und der herbeigeeilte Gendarm legte schwer seine Rechte auf den Rücken des „Kravattelwür¬ gers, der mit seiner widerlich krächzen¬ den Stimme gegen diese Vergewaltigung sich auflehnte. Der Landrichter, gewöhnt an derartige Auftritte, bot sich aber bar¬ schen Tones Ruhe aus und verlangte so¬ fort dem Verhafteten die Brieftasche ab. Während der Beamte nun den Inhalt der¬ selben aufmerksam durchsuchte, sagte er zum Geistlichen: „Vielen Dank, Hoch¬ würden! Sie haben es uns ermöglicht, daß wir dieses Gaunernest endlich aus¬ heben konnten. Die beiden Schwindlerin¬ nen, bei denen man noch den größten Theil des der Roßbergerbäuerin abgenom¬ menen Geldes fand, sitzen bereits hinter Schloß und Riegel und haben bezüglich ihrer im Verein und auf Anordnung dieses Biedermannes dort gemachten Ge¬ „ schafte recht erbauliche Geschichten erzählt. Dabei deutete der Beamte auf den ganz erbleichten Gütermarder. Jetzt hatte der Landrichter den Schuldschein unter den anderen Papieren gefunden, zog ihn her¬ vor und sagte schmunzelnd: „Der Revers ist die Hauptsache — so recht ein nicht ab¬ zuleugnender Beweis der großartigen Wucherei. Die übrigen Papiere werde ich genau daheim prüfen“, und zu Frau Kathi gewendet fuhr er fort: „Dieses Mal ist Euer Hof noch glücklich gerettet! Welche Lehre Ihr Euch aus der ganzen Geschichte ziehen sollt, wird Euch der Herr Pfarrer schon gesagt haben oder noch sagen. Nun dankt vor Allem unseren lieben Herrgott daß es so glücklich ausgegangen ist. Un¬ seren Biedermann aber hier, den wir lange vergeblich in der Stadt gesucht hatten, den wollen wir jetzt gleich mit uns nehmen.“ Die Gerichtscommission verabschiedete sich freundlich, der Landrichter bestieg wieder seinen Wagen, während der Bri¬ gadier dem Wucherer und Documenten¬ fälscher die Hände mit einer kleinen Kette schloß und dann den Gefangenen zu Fuß in die Stadt abführte! Frau Kathi jedoch sank dankerfüllten Herzens in die Knie für diese unverhoffte günstige Wendung ihres Geschickes durch „ die Hilfe Gottes. Dann kußte sie mit tief¬ bewegtem Herzen dem ehrwürdigen See¬ lenhirten die Hand, der sie ermahnte, nie den Dank an den allmächtigen Lenker des Himmels und der Erde zu vergessen. Zu¬ letzt, beim Abschied meinte der Geistliche noch mit mildem Lächeln: „Vergeßt auch nicht, Bäuerin, Jenem ein Wörtchen des Dankes zu sagen, der Euch mit eigener
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